Süddeutsche Zeitung

Positive Bilanz:Der Klettersport boomt in Freising

Vor fünf Jahren ist die neue Halle am Seilerbrückl eingeweiht worden, doch der Alpenverein macht sich bereits Gedanken über eine Erweiterung. Zunächst aber wird das Jubiläum mit den Helfern gefeiert

Von Gudrun Regelein

An diesem Freitagvormittag ist es noch sehr ruhig in der Kletterhalle am Seilerbrückl. Nur ein paar wenige Kletterer trainieren an der Wand. Spätestens um 16 Uhr aber werde das schon ganz anders ausschauen, sagt Christian Rester, Vorsitzender der Freisinger Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV). "Und ab 18 Uhr ist es dann meistens knüppelvoll." Mitte November 2014 wurde das neue DAV-Kletterzentrum eröffnet, heute, fünf Jahre später, sei man zwar noch nicht absolut an die Grenzen gestoßen, "aber wir sind sehr ausgelastet und machen uns Gedanken, weiter auszubauen".

Seit 21 Jahren trainieren die Kletterer aus Freising und Umgebung in der Halle am Seilerbrückl, die aber schon bald aus allen Nähten platzte. "Ernsthafte Gedanken über eine Erweiterungen machten wir uns dann das erste Mal 2004", berichtet Rester. Die hohe Auslastung war dafür der eine Grund, der andere die Qualität. Denn die damalige Halle entsprach nicht dem Stand der Zeit, damals entwickelten sich die künstlichen Kletterwände sprunghaft. Auch konnte man in der früheren Halle fast nur bouldern - also in Absprunghöhe klettern. Das Seilklettern war dort kaum möglich. Bis es schließlich soweit war und das neue Kletterzentrum eingeweiht werden konnte, vergingen aber noch einige Jahre. Die Verhandlungen mit der Stadt zogen sich, es ging unter anderem um Besitzverhältnisse und Zuschüsse. "Der Stein kam erst 2012 im Oberbürgermeister-Wahlkampf richtig ins Rollen, dann bekamen wir endlich die Genehmigung", erzählt Rester. Danach aber ging es schnell, die Realisierung war relativ problemlos - von der Planung bis zur Einweihung vergingen gerade einmal zwei Jahre.

Geschafft habe man das nur dank des großen Engagements vieler Mitglieder, die unter der Regie des damaligen Zweiten Vorsitzenden Hans Baumgartner unzählige Stunden Eigenarbeit leisteten. Am 14. November 2014 feierte das neue, 1,2 Millionen Euro teure Kletterzentrum Eröffnung. 260 Quadratmeter umfasst seine Grundfläche, bis zu 15 Meter hohe Wände stehen den Sportlern zur Verfügung, 50 Kletterrouten sind innen geschraubt, zwölf an die Außenwand. In der angrenzenden alten Halle befinden sich die Boulderwände. Im ersten Jahr zählte der Verein noch 30 000 Besuche, etwa 1400 Kletterer kamen damals - inzwischen sind es bereits etwa 1900 Kletterer, die Zahl der Besuche stieg auf jährlich 46 000 an.

Der DAV Freising sei mit etwa 5500 Mitgliedern der größte Freisinger Verein, sagt Rester. Darunter gebe es viele Kletterer, aber das sei dennoch nur ein Segment. "Es geht uns auch um ganz andere Themen wie die Hütten- und Wegepflege oder den Naturschutzgedanken." In der neuen Halle aber habe man eines ganz sicher, nämlich eine sehr heterogene Altersgruppe. Senioren seien dort genauso wie Familien, Studenten, Jugendliche oder Kinder zu finden. Breitensportler genauso wie Wettkampfathleten. "Natürlich bin ich stolz darauf, dass die neue Halle schön aussieht und bunte Griffe drin sind, aber wirklich wichtig ist mir, was innen passiert, dass sich hier viele und ganz unterschiedliche Menschen treffen, die alle das Klettern verbindet", betont Rester.

Die Sektion Freising verstehe sich als klassischer Verein, das Ehrenamt spiele noch eine große Rolle. Das sei schön, koste aber auch viel Kraft, meint der Vorsitzende nachdenklich. "Ich bin stolz darauf, was wir hier mit viel Engagement geschaffen haben." Ein Selbstläufer aber sei die Halle dennoch nicht, auch keine Goldgrube. "Wir können zwar ruhig schlafen, aber wir verdienen uns keine goldene Nase." Langfristig aber werden die Kapazitäten nicht ausreichen, das Klettern und gerade auch das Bouldern boomten - "wir müssen und möchten uns weiterentwickeln", meint er. Potenzial dafür gebe es.

Aber jetzt wird erst einmal das Jubiläum gefeiert: An diesem Samstag, 9. November, findet eine kleine Feier mit geladenen Gästen statt, Mitte November wird es noch ein großes Fest für die vielen Mitglieder geben, die viele Stunden ihrer Freizeit in das Kletterzentrum investieren.

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Quelle:
SZ vom 04.11.2019
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