Süddeutsche Zeitung

Polizeieinsatz bei Neufahrn:Wild West in Fürholzen Ost

Lastwagenfahrer verprügeln Berufskollegen auf Rastanlage

Von Peter Becker, Neufahrn

Einen Drink abzulehnen, kann gefährlich werden. Das war schon im Wilden Westen so und hat wohl bisweilen noch heute Gültigkeit. Diese Erfahrung mussten zwei 47 und 60 Jahre alte Lastwagenfahren aus der Ukraine machen, die am Samstag gegen 23 Uhr friedlich plaudernd auf der Rastanlage Fürholzen Ost auf einer Bank beinander saßen. Ein bereits angetrunkener 40-jähriger Trucker aus Polen gesellte sich zu ihnen und lud sie zum Wodkatrinken ein. Weil die Beiden sein Angebot ablehnten, geriet dieser in Rage und prügelte nach Angaben der Freisinger Verkehrspolizei im Verlauf der Auseinandersetzung mit einer Eisenstange auf seine Berufskollegen ein. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Die beiden Ukrainer hatten sich in einen ihrer Lastwagen zurückgezogen, um den ständigen Provokationen des 40-Jährigen zu entgehen. Dies hielt diesen allerdings nicht von weiteren Attacken ab. In Begleitung eines weiteren polnischen Fahrers erschien er vor dem Lastwagen der Ukrainer. Dort schlug er mit einer etwa 50 Zentimeter langen Eisenstange zu und traf einen der beiden Insassen am Oberschenkel. Im weiteren Verlauf droschen sie auf ihre Opfer ein. Den Angreifern gelang es, einen der beiden Ukrainer aus dem Fahrerhaus des Lastwagen zu ziehen. Bereits am Boden liegend, wurde dieser mit Fußtritten traktiert. Ein Handtuch, mit dem er sich gerade seine blutende Nase abwischen wollte, hatte ihm der 40-jährige Haupttäter entrissen. Mit diesem würgte er sein am Boden liegendes Opfer.

Polizisten der Verkehrspolizei, der Neufahrner und Freisinger Dienststellen nahmen die beiden Schläger fest. Die ukrainischen Fahrer versorgte der Rettungsdienst. Sie hatten bei der Schlägerei Prellungen, Gehirnerschütterungen und Schürfwunden erlitten. Einer der beiden wurde aufgrund seiner Verletzungen in ein Krankenhaus gefahren, wo er stationär aufgenommen wurde. Die Polizei schloss aufgrund der schwer wiegenden Attacken gegen die ukrainischen Fahrer ein versuchtes Tötungsdelikt nicht aus. Die Landshuter Staatsanwaltschaft beantragte unter dem Tatvorwurf der gefährlichen Körperverletzung für die beiden Polen eine Vorführung vor die Haftrichterin. Auf ihren Antrag hin ordnete die zuständige Richterin Untersuchungshaft für die beiden Schläger an.

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Quelle:
SZ vom 23.06.2020
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