Poetry-Slam in Freising:Der Kampf der schnellen Dichter

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150 Zuhörer, 14 Teilnehmer: Beim fünften Poetry Slam im Lindenkeller gab es viel zu Lachen. Am Ende entschied die Lautstärke des Beifalls über Sieg oder Niederlage.

Johanna Veh

"Heute hat uns eine Lawine erfasst", verkündet Ko Bylanzky den rund 150 Gästen beim Poetry Slam im Lindenkeller am Donnerstagabend. Gleich14 Teilnehmer haben sich dieses Mal für den Wettbewerb angemeldet. Der Zuschauerraum ist mit rund 150 Gästen gut gefüllt. Nationale wie internationale Größen der Szene sind zum fünften Freisinger Poetry Slam gekommen. Außer Konkurrenz läuft da der Auftritt von Dareka Daremo. Der Franzose hat in seiner Heimat schon mehrfach die National Poetry Slams gewonnen. Aber auch sechs Poetry Slamer aus der Region haben sich auf die Bühne des Lindenkellers gewagt, wollen um die Gunst des Publikums buhlen.

Die sechs wortgewandten Freisinger: Frank de Bruin, Christoph Käsbauer, Nathalie Edel, Frank Feuerlein, Tobi Wan (Tobias Schröchenbauer) und Joachim Schwarz. (Foto: Marco Einfeldt)

Einer von ihnen ist der 22-jährige Christoph Käsbauer. Eigentlich studiert er Biologie, das Poetry slamen tauge ihm aber, sagt er. Seit einem Jahr mache er bei solchen Wettbewerben mit, das sei jetzt sein achter Auftritt. Einen Tag vorher habe er sich noch spontan angemeldet. "Je öfter man auf der Bühne steht, desto gelassener wird man. Heute war ich aber leider sehr nervös", erzählt der Student nach seinem Auftritt.

Die Ideen für seine Texte seien spontane Einfälle. "Ich bin eigentlich kein Typ, der sich hinsetzt und schreibt, das kommt eher zufällig und dann steht auch schon nach einer Viertelstunde die Rohfassung für einen Text", erklärt der Student.

Dessen Inhalt begeistert dann hoffentlich das Publikum. Denn das ist beim Poetry Slam von entscheidender Bedeutung: Die Lautstärke des Beifalls entscheidet darüber, wer ins Finale einziehen darf und schließlich als Gewinner nach Hause geht. Drei weitere Regeln gibt es noch beim Poetry Slam: Die Texte müssen selbst geschrieben sein, der Auftritt darf das Zeitlimit von fünf Minuten nicht überschreiten und es sind keine Hilfsmittel wie Requisiten oder Kostüme erlaubt.

Die Reihenfolge der Auftritte wird ausgelost. Das bedeutet für Frank Feuerlein, ebenfalls Slammer aus der Region, eine nervliche Zerreißprobe. "Je länger ich warten muss, desto nervöser werde ich", so der 23-Jährige. Wenn es los geht, ist das alles vergessen. "Die Hauptsache ist für mich, dass ich auf der Bühne stehen kann und mit dem Publikum kommuniziere. Das Gewinnen ist da eher nebensächlich", meint er.

Aber auch die Gäste genießen natürlich die Auftritte der Dichter, so zum Beispiel der 33-jährige Matthias. Er kommt öfter zu Slams, sie seien immer lustig und abwechslungsreich, erzählt er. "Das ist nicht so stumpf und hebt sich deshalb von anderen Freizeitaktivitäten ab", stellt er fest.

Ins Finale hat es dann doch keiner der Freisinger Kandidaten geschafft. Das Resümee von Bylanzky macht ihnen aber Hoffnung: "Ich habe da gute Ansätze gesehen und denke, dass man von diesen Leuten in Zukunft noch einiges hören wird." Gewonnen haben die bekannten Namen in der Szene: Le Poonie und Florian Cieslik teilen sich den ersten Platz.

Die Freisinger Poeten werden schon bald wieder Gelegenheit haben, ihr Können unter Beweis zu stellen. Der sechste Poetry Slam wird auf jeden Fall kommen, verspricht Bylanzky.

© SZ vom 22.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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