Plane Stupid:Szenen einer Schlacht

Startbahngegner wollen bei der 700-Jahr-Feier in Gammelsdorf demonstrieren, die Veranstalter bloß in Ruhe ihr Programm durchziehen. Den Kompromissvorschlag der Aktivisten wertet der Bürgermeister als Erpressung

Von Thomas Radlmaier

Plane Stupid: "Plane Stupid" schickt gerne ungebetenen Gäste vorbei, wenn CSU-Granden eine Veranstaltung im Landkreis beehren. Am nächsten Sonntag in Gammelsdorf wird Ministerpräsident Seehofer möglicherweise aber ungestört reden können.

"Plane Stupid" schickt gerne ungebetenen Gäste vorbei, wenn CSU-Granden eine Veranstaltung im Landkreis beehren. Am nächsten Sonntag in Gammelsdorf wird Ministerpräsident Seehofer möglicherweise aber ungestört reden können.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eigentlich wollten die Unterstützer des internationalen Netzwerks Plane Stupid am Sonntag bei der 700-Jahrfeier der Schlacht von Gammelsdorf als Trauergemeinde auftreten und damit gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen und gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer protestieren, der am Sonntag in Gammelsdorf erwartet wird. Und eigentlich hatte sich Bürgermeister Paul Bauer öffentlich darüber geärgert, dass Gammelsdorf als "Plattform für politische Dinge" herhalten müsse. Er habe immerhin auch Seehofer darum gebeten, "keine politische Rede zu halten", wenn dieser nach einem Festgottesdienst spricht. Das Jubiläum der berühmten Schlacht von Gammelsdorf aus dem Jahre 1313 drohte in Anbetracht der Proteste in den Hintergrund zu geraten.

Doch seit gestern herrscht Unsicherheit darüber, ob Plane Stupid nun am Sonntag demonstrieren wird oder nicht. Die Gemeinde Gammelsdorf, der Festausschuss der 700-Jahrfeier und Plane Stupid hätten sich am Samstagabend zu "konstruktiven Gesprächen" getroffen, wie beide Lager erklären. Dort haben sich die Parteien auf einen skurrilen Kompromiss geeinigt: Plane Stupid werde die Demonstration, für die nach polizeilichen Angaben ein Antrag beim Landratsamt vorliege, zurückziehen, wenn die Gemeinde Gammelsdorf öffentlich Verständnis für die Demonstration aufbringe, so Plane-Stupid-Sprecher Ludwig Grüll. Bürgermeister Paul Bauer bestätigte dies auf Nachfrage der SZ Freising. Grüll betont, das Plane Stupid auf der Grundlage dieser Pressemitteilung über das Stattfinden der Aktion entscheiden werde. "Ich fühle mich schon ein wenig erpresst", gibt Bauer zu, "das Ganze grenze an Nötigung." Der Bürgermeister und der Festausschuss hätten sich in einer Zwickmühle befunden. Für die Gemeinde Gammelsdorf habe das Jubiläum einen hohen Stellenwert. "Seit drei Jahren bereiten wir uns auf diese Feier vor", erzählt Bauer, "wir wollten die Demonstration unbedingt verhindern."

Daher verschickte der Bürgermeister gestern Vormittag eine öffentliche Pressemitteilung an lokale Tageszeitungen. Bei der SZ Freising gab er sogar eine Anzeige auf. Dort schreibt Bauer: "Für die Gemeinde Gammelsdorf bedanke ich mich ausdrücklich für die Bereitschaft von Plane Stupid, auf ihr Recht einer angemeldeten Demonstration zu verzichten, um unsere historische Feier ungestört durchführen zu lassen. Die Mitglieder von Plane Stupid verstehen unsere Heimatverbundenheit gut - sie selbst kämpfen um den Erhalt ihrer Heimat."

Bei Plane Stupid gibt man sich in der Zwischenzeit als Traditions-Versteher. "Wir wollen auf keinen Fall den Gammelsdorfern dieses historische Ereignis kaputt machen", sagt Plane-Stupid-Sprecher Grüll. Die Protest-Gruppe betont den eigenen "Respekt gegenüber den Veranstalter". Mit der Gemeinde Gammelsdorf seien sich die Verantwortlichen bei Plane Stupid darüber einig, "Heimat und Tradition" zu achten. Im gemeinsamen Gespräch hätten beide Parteien verstanden, "dass wir eigentlich dieselben Ziele verfolgen."

Grüll hebt hervor, dass sich die Aktion lediglich gegen Ministerpräsident Horst Seehofer richten würde. "Es kann nicht sein, dass so jemand in Gammelsdorf einen auf Tradition macht, während er ein paar Kilometer weiter Tradition zerstört."

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