306 Plätze frei:Leer-Stellen

Im Landkreis Freising ist fast ein Drittel der Ausbildungsangebote noch unbesetzt. Otto Heinz, IHK-Vizepräsident, führt den Bewerbermangel auch auf einen Trend zur Akademisierung zurück

Von Verena Bracher, Freising

Für viele Schulabgänger hat am Freitag ein neuer Lebensabschnitt begonnen: Es war der erste Tag in einem neuen Ausbildungsverhältnis. Fast ein Drittel der im Landkreis Freising gemeldeten Ausbildungsangebote sind jedoch noch unbesetzt, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) mitteilt. 306 unbesetzte Stellen meldet auch die Bundesagentur für Arbeit.

60 Prozent der bayernweiten Ausbildungsverhältnisse kommen in IHK-Betrieben zustande, allein 620 Jugendliche aus dem Landkreis haben dort jetzt ihre Lehre begonnen. Doch die Zahl der Lehrstellen ist gestiegen, die Wirtschaft sucht dringend nach Auszubildenden. Das Angebot an Stellen ist größer als die Nachfrage, Bewerber haben es leicht. "Es gibt eine gute Auswahl für Jugendliche", erklärt Christine Schöps von der Arbeitsagentur.

Trotzdem kann es passieren, dass die Qualifikationen der Bewerber nicht den Anforderungen der Ausbildungsstelle entsprechen, zum Beispiel wenn ein höherer Schulabschluss verlangt wird. In ländlichen Gebieten könne es auch Probleme mit der Erreichbarkeit des Betriebes geben, erklärt Schöps - oder die Berufsanforderungen setzten eine Volljährigkeit voraus.

Zu Problemen würden oft auch falsche Vorstellungen der Jugendlichen von dem gewählten Beruf führen, heißt es wiederum bei der IHK. Deshalb wird vor Beginn eines Ausbildungsverhältnisses ein Praktikum empfohlen, so könnten Bewerber und Unternehmen einander kennenlernen und Erwartungen werden nicht enttäuscht. Auch eine bessere Berufsberatung an den Schulen könnte den Entscheidungsprozess erleichtern. Die Bundesagentur für Arbeit setzt dafür Berufsberater ein, die in den Schulen auf junge Menschen zugehen und ihnen mit gutem Rat zur Seite stehen.

Die Zahl der Absolventen der Mittelschulen geht zurück - mehr und mehr Jugendliche erreichen einen höheren Bildungsabschluss, absolvieren die mittlere Reife oder die allgemeine Hochschulreife. Otto Heinz, IHK-Vizepräsident, führt den Bewerbermangel auch auf einen Trend zur Akademisierung zurück. Eine Ausbildung sei aber der beste Start in das Berufsleben, sagt er. "Die Schüler und ihre Eltern können zu Recht stolz sein, wenn sie sich für eine Ausbildung und damit für eine solide Zukunftsperspektive entscheiden."

Besonders gesucht werden in den Betrieben der IHK Einzelhandelskaufleute, Verkäufer, Köche und Hotelfachleute. Die Statistiken der Arbeitsagentur bestätigen das: Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen im Landkreis finden sich als Fachkraft für Lagerlogistik, Verkäufer und Kaufmann im Einzelhandel. Bei männlichen Bewerbern sei dagegen eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker besonders gefragt, Mädchen würden vor allem nach einer Anstellung als Bürokauffrau oder medizinischer Fachangestellten suchen.

Für junge Schulabgänger, die noch nichts gefunden haben, kann sich auch in den nächsten Wochen noch ein Ausbildungsverhältnis ergeben. Erfahrungsgemäß würden auch nach dem offiziellen Starttermin immer noch Ausbildungsverträge abgeschlossen, heißt es bei der Arbeitsagentur orptimistisch.

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