Pilotgebiet:Wie der Regen ins Grundwasser kommt

Trinkwasser

Wie sich die landschaftliche Nutzung auf das Trinkwasser auswirkt, untersucht ein Forschungsprojekt im Neufahrner Wasserschutzgebiet.

(Foto: Lukas Barth)

Das Neufahrner Wasserschutzgebiet ist Bestandteil eines Forschungsprojekts der Europäischen Gemeinschaft. Untersucht wird der Einfluss landwirtschaftlicher Nutzungsformen auf Trinkwasser-, Hochwasser- und Dürreschutz

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das Neufahrner Wasserschutzgebiet macht gewissermaßen europaweit Karriere: Es ist Pilotgebiet bei einem EU- Forschungsprojekt "Proline-CE" , an dem sich der TU-Lehrstuhl für Hydrologie und Flussgebietsmanagement beteiligt. In Zusammenarbeit mit Forschern in sechs weiteren Ländern wird der Einfluss verschiedener Landnutzungsformen auf den Trinkwasser-, Hochwasser- und Dürreschutz untersucht. Dazu werden komplexe Modellrechnungen durchgeführt, die den Weg des Wassers vom Niederschlag über die landwirtschaftlich genutzten Flächen bis hin ins Grundwasser simulieren. Im Neufahrner Süden ist das Augenmerk auf den Trinkwasserschutz und die Auswirkungen der Landwirtschaft gerichtet.

45 Prozent das Gebiets sind Ackerland. Während früher der Kartoffelanbau im Vordergrund stand, ist es heute vor allem der Getreideanbau. Die Qualität des Wassers aus den Brunnen wird vom Wasserzweckverband Freising-Süd regelmäßig, aber nicht ununterbrochen kontrolliert. Speziell in dem Brunnen, aus dem Brauchwasser für das Garchinger Forschungsgelände gefördert wird, haben die Forscher dann zusätzliche Sensoren eingebaut, die zum Beispiel das Nitrat nahezu kontinuierlich messen. So sind etwa detailliertere Rückschlüsse möglich, wie der Nitratgehalt sich bei Niederschlägen unterschiedlicher Stärke und Dauer jeweils entwickelt.

Neufahrn hat dabei durchaus Vorzeigefunktion: Hier wurde das Nitrat schon erfolgreich zurückgefahren, etwa durch die Umstellung bei der Auswahl der Dünger. Die Landwirte hätten das "von sich aus gemacht", betont Geschäftsleiter Franz Rauch. Schließlich seien auch sie daran interessiert, den Nitrat-Eintrag zu reduzieren.

Auch solche Entwicklungen werden von den Forschern mit aufgenommen. Ziel des Lehrstuhls sei nicht nur die reine, sondern die angewandte Forschung, erklärt Professor Dr. Gabriele Chiogna. Dass gerade Neufahrn Pilotgebiet wurde, liegt wohl nicht zuletzt an ihm: Der gebürtige Italiener lebt mit seiner Familie in der Gemeinde. Für diesen Wohnort wiederum hatte er sich entschieden, weil er durch seinen Heimatort - Neufahrns Partnergemeinde Gardolo - bereits Kontakte hatte.

Die Arbeit seines Teams in Neufahrn ist für Rauch ein "tolles Projekt", und Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) ist ebenfalls begeistert über die Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft. Es sei zudem ein "Beitrag zur Entideologisierung mancher Debatten", sagt er überzeugt.

Anhand der Ergebnisse aus Neufahrn, aber auch aus Gebieten in Slowenien, Kroatien, Polen, Ungarn, Italien und Österreich wird jetzt ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Ziel ist es letztlich, eine europaweit geltende Richtlinie zu erarbeiten, die dabei helfen soll, nachhaltige Landnutzungsmaßnahmen umzusetzen.

Inzwischen wurde bereits ein Folgeprojekt gestartet: Nach "PROLINE-CE" kommt "boDEREC-CE". Da solle untersucht werden, wie man das Trinkwasser vor "Mikroschadstoffen" schützen kann. Dazu gehören etwa Antibiotika. Auch bei diesem Projekt wird Neufahrn wieder Pilotgebiet sein.

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