Pflege von Tradition und Brauchtum:Erich Irlstorfer beherrscht den Kreuzschnitt

Pflege von Tradition und Brauchtum: Wirt Günter Wittmann und der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (stehend) kümmern sich beim Weißwurstsymposium um die Gäste.

Wirt Günter Wittmann und der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (stehend) kümmern sich beim Weißwurstsymposium um die Gäste.

(Foto: Marco Einfeldt)

Beim Weißwurst-Symposium beweist der CSU-Bundestagsabgeordnete nicht nur bayerische Kernkompetenzen, er spart in seiner Festansprache auch nicht mit Lob für die Metzger. Ansonsten herrschen an diesem Faschingssonntag auch beim "Löwen" die Narren

Von Johann Kirchberger, Freising

Um es gleich vorweg zu nehmen: mit jenem Weißwurst-Symposium, das der Journalist Friedhold Metz im Jahr 2000 erfunden hat, hatte dieses vom CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer initiierte Treffen am Sonntagvormittag beim Neustifter Löwenwirt nicht mehr viel zu tun. Außer natürlich, dass Weißwürste serviert wurden, ganz stilgerecht mit süßem Senf, Brezn und Weißbier. Aber es gab keinen Innungsobermeister, der über die Erfindung der Weißwurst vor exakt 160 Jahren durch den Moser Sepp erzählt, über deren Herstellung heutzutage referiert oder gar über die von ihm bevorzugten Gewürzmischungen geplaudert hätte. Ja, es wurde nicht einmal verkündet, aus welcher Metzgerei die Weißwürste kommen, die da verspeist wurden.

"Vom Metzger meines Vertrauens", mehr wollte Löwenwirt Günter Wittmann nicht verraten. So wurde das Symposium mehr zu einer Faschingsveranstaltung - war ja auch Faschingssonntag - und diente vornehmlich der Pflege von Tradition und Brauchtum, wie Irlstorfer sagte. Die Holledauer Hopfareißer bliesen nach Kräften in ihre Instrumente und die Narrhalla aus Nandlstadt umtanzte samt Prinzenpaar und Garde das Weißwurstdenkmal. Das wurde übrigens vor 15 Jahren aufgestellt, damals allerdings noch vor der Freisinger Aktienschenke. Der Sockel des Denkmals, das von der Kunstschlosserei Forster und Bildhauer Kozel geschaffen wurde, ist ein stilisiertes Weißbierglas aus geschmiedetem Eisen, darauf steht ein Teller mit drei Weißwürsten, einer Brezn und Senf aus Marmor. Der damalige Wirt der Aktienschenke, eben jener Günter Wittmann, hatte das Denkmal an seine neue Wirkungsstätte, den Löwenwirt, mitgenommen. Und er will es auch weiterhin pflegen und hegen. Allerdings nicht mehr in Freising. Wittmann kündigte an, das Freisinger Gasthaus "Zum Löwen" Ende April verlassen und die Kegelhalle in Moosburg übernehmen zu wollen.

32 Jahre lang hatte er die gastronomische Szene in Freising mitgeprägt. So war das Weißwurst-Symposium auch eine Art Abschiedsveranstaltung, zu der die Metzgerburschen mit ihrer Fahne ausgerückt waren. Auch viele Trachtler waren gekommen. Irlstorfer konnte Abordnungen der Jagdhornbläser, der Königstreuen von Weißblau Gammelsdorf, Vertreter der Vereine Almrausch und Edelweiß, der Isarthaler aus Moosburg, vom Volkstanzkreis Hallbergmoos und vom Trachtenverein Pfaffenhofen begrüßen, dazu Bürgermeister und viel CSU-Prominenz. Und deshalb wurde dann auch, wie es sich für ein solches Patriotentreffen gehört, vor dem Denkmal die Bayernhymne gesungen.

In seiner Festansprache sparte der Abgeordnete Irlstorfer nicht mit Lob für die Metzger, die einen wichtigen Beitrag leisteten, "dass wir genügend Kalorien zu uns nehmen können", und "die bei Wind und Wetter in der Wurstküche stehen". Umso bedauerlicher sei es, sagte Irlstorfer, dass immer weniger junge Leute einen Handwerksberuf ergreifen und etwa Bäcker oder Metzger werden wollten. Dabei seien diese die Botschafter Bayerns, "die Basis für unser Zusammenleben". Und er setzte gleich noch einen drauf und betonte - auf lateinisch - dass es "außerhalb Bayerns kein Leben gibt, und wenn doch, dann nicht dieses". Das sah wohl auch Ehreninnungsobermeister Helmut Handgrödinger so, der in Versform von einem Metzger erzählte, der dem Petrus im Himmel am Karfreitag eine Weißwurst kredenzt.

Bei ihm zu Hause sei die Weißwurst Tag und Nacht ein Thema, plauderte Irlstorfer aus dem Nähkästchen und nachdem der Weißwurst von allen Seiten ausgiebig gehuldigt worden war, wurde sie dann auch verspeist. Auf welche Art das getan wird, ist übrigens recht individuell. Traditionalisten zuzeln sie, das geht aber eigentlich nur mit Weißwürsten, die direkt aus der Wurstküche kommen. Anfänger schälen sie wie eine Banane, Barbaren essen sie mitsamt der Haut, Fortgeschrittene bevorzugen den Längsschnitt, Könner den Kreuzschnitt. Dass Irlstorfer ein Könner ist, das Brät mit einem Kreuzschnitt geschickt aus der chinesischen Wursthaut holt und die auf dem Teller liegen lässt, versteht sich eigentlich von selbst. In der bayerischen Vertretung in Berlin soll er hin und wieder sogar entsprechende Lehrgänge anbieten.

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