Pfarrer Stephan Rauscher:Darum singt Hochwürden so schön

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Ein früher Superstar: Attenkirchens Pfarrer Stephan Rauscher. (Foto: Einfeldt)

Pfarrer Stephan Rauscher kam als Nachwuchstalent ins Fernsehen, lange bevor Deutschland Superstars suchte.

Von Birgit Grundner, Attenkirchen

Das frühere Leben des Stephan R. ist beim Kneißl-Ball in Nandlstadt plötzlich zum Thema des Abends geworden. Ein Volksmusiklied war eingespielt worden, darin war ein singender Bub zu hören. Die Besucher sollten raten, welcher Würdenträger wohl der Interpret sei. Eine nicht ganz kleine Gruppe tippte auf Pfarrer Stephan Rauscher - und lag damit völlig richtig.

Der Geistliche, der von Attenkirchen aus auch die Pfarrei Nandlstadt betreut, war einmal eine kleine Berühmtheit. Auch wenn er selber das so nicht unterschreiben würde: Allenfalls "regional bekannt" sei er gewesen, sagt der heute 34-Jährige, der damit freilich auch untertreibt. Immerhin war er als Bub bei einer Sendung im Bayerischen Fernsehen aufgetreten, eine Zeitschrift hatte über ihn berichtet. Autogrammwünsche kamen bis aus Australien.

Angefangen hatte die Gesangskarriere bei einer Hochzeit. Stefan Rauscher aus Gachenbach bei Schrobenhausen sollte dort ein Gedicht aufsagen, "aber ich hab mich zu alt dafür gefühlt - ich war neun", sagt der Pfarrer. Also habe er gesagt, dass er lieber etwas singen werde. Das kam offenbar gut an. Viele Auftritte sollten folgen, bei Hochzeiten und auf Volksfesten.

Heintje und Peter Alexander waren die großen Vorbilder des kleinen Stefan, Manager war "da Baba". Schließlich wurde der bekannte Schlagerkomponist Helmut Frey auf den Buben aufmerksam, schrieb Lieder und produzierte die CD-Single "Wenn es euch hilft". Stefan Rauscher kam ins Fernsehen - lange bevor Deutschland Superstars suchte und Teenager mit Coverversionen bekannter Pop-Songs über Nacht berühmt wurden.

Vielleicht hätte es auch für Stefan Rauscher zu einer große Karriere gereicht, die Bewerbung für den mittlerweile eingestellten Grand Prix der Volksmusik war schon eingereicht. Doch dann kam Stefan erst der Stimmbruch dazwischen und dann der Herrgott: Schon als Kind war Pfarrer der eigentliche Berufswunsch von Rauscher gewesen. Entsprechend investierte er seine Gagen: Mit zehn Jahren habe er sich "das erste Weihrauchfassl" schicken lassen, erzählt der Pfarrer. Als junger Mann musste Stefan Rauscher dann erleben, dass Gleichaltrige sich über seine früheren Auftritte eher lustig machten. "Das hat wehgetan", sagt er rückblickend, "deshalb habe ich es dann jahrelang nicht mehr erzählt".

Heute ist das anders. Der Pfarrer, der im Attenkirchener Pfarrhaus gerne Roxette und Elvis hört, erzählt durchaus wieder von früher und holt auf Nachfrage auch seine Akustikgitarre heraus. Bekannte Lieder wie "Ein schöner Tag" und "Heute hier, morgen dort" gehören zu seinem Repertoire. In der Kirche und bei festlichen Anlässen singt Rauscher ebenfalls gerne.

Vielleicht gab es beim Kneißl-Ball deshalb so viele Zuhörer, die richtigerweise auf ihren Pfarrer als Interpreten des Volksmusikstücks getippt haben. Es müsse der Pfarrer sein, sagte eine junge Frau selbstsicher, denn der habe bei einer Taufe in der Verwandtschaft unlängst ja auch so schön gesungen.

© SZ vom 16.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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