Personal wird nicht aufgestockt:Postkunde soll Selbstbedienung lernen

Personal wird nicht aufgestockt: Wer hier etwas erledigen muss, sollte Zeit mitbringen: In der Postbank am Freisinger Bahnhof müssen die Kunden oft mit langen Wartezeiten leben.

Wer hier etwas erledigen muss, sollte Zeit mitbringen: In der Postbank am Freisinger Bahnhof müssen die Kunden oft mit langen Wartezeiten leben.

(Foto: Marco Einfeldt)

Lange Warte-, eingeschränkte Öffnungszeiten: Der Weg zur Post am Bahnhofplatz wird regelmäßig zum Ärgernis. Die Postbank empfiehlt die Packstation und private Hinterlegungsorte wie die Garage oder den Wunschnachbar.

Von Eva Zimmerhof, Freising

An einem Werktagmorgen warten bereits acht Kunden vor der geschlossenen Postfiliale am Bahnhofplatz. Es ist 8.53 Uhr, erst pünktlich um 9 Uhr werden die Mitarbeiter öffnen. Das Schlangestehen und lange Warten gehört zur Post wie das satte Gelb. Mittlerweile zählen auch eingeschränkte Öffnungszeiten dazu. Ein Pärchen vertreibt sich die Zeit damit, telefonisch seine Hochzeitsplanung voranzutreiben. Andere Ämter haben schließlich schon geöffnet. Doch Stopp, die Post ist längst kein Amt mehr.

Selbst besitzt die Deutsche Post gar keine Filialen mehr, sondern bezahlt Partneragenturen wie zum Beispiel Lotto- und Tabakläden für ihre Dienstleistungen. Bis Ende 2011 ließ sie bundesweit alle noch selbst betriebenen Filialen zwecks Einsparungen schließen. Die Post am Bahnhofplatz, die so mancher Freisinger immer noch als Hauptpost ansieht und in der viele der nicht ausgelieferten Pakete hinterlegt werden, ist vielmehr eine Filiale der Postbank.

Eine Filiale mit bereits seit November 2016 eingeschränkten Öffnungszeiten: "Aus organisatorischen Gründen" heißt es auf einem Aushang an der Eingangstür. "Service und Beratung" gibt es danach wochentags nur noch von 9 bis 17 Uhr. "Die personelle Situation in unserem Finanzcenter in Freising ist aktuell durch den Ausfall mehrerer Mitarbeiter angespannt", erklärt eine Postbank-Sprecherin auf Nachfrage der SZ. "Wir bedauern sehr, dass dies den Service für unsere Kunden beeinträchtigt." Innenarchitektonisch hatte sich im Herbst 2016 in dem Postbank-Finanzcenter noch einiges getan: Neue Schalter wurden nicht mehr frontal, sondern im Winkel angeordnet. Der Raum wurde umstrukturiert. "Neue Schalter ja, aber nicht mehr Personal", murmelt eine Angestellte auf Nachfrage einer Kundin.

Regelrechte Chaostage hatte es etwa zur gleichen Zeit bei der Dachauer Postbankfiliale gegeben, wo die Schalter selbst zu den offiziellen Öffnungszeiten immer wieder verwaist blieben. Wegen eines "unerwartet hohen Krankenstands", lautete im Oktober die Erklärung eines Postbank-Sprechers für die wiederholten Schließungen. Endlose Schlangen bis auf die Straße waren die Folge, der Dachauer Oberbürgermeister erhielt eine schriftliche Beschwerde und in Facebook-Gruppen häuften sich wütende Kommentare.

In Freising versuche die Postbank mit allen Mitteln, mögliche Personalengpässe durch Maßnahmen in der Personalplanung aufzufangen, heißt es seitens der Bank. "So zum Beispiel durch "Springer", durch den Einsatz von Kollegen aus anderen Filialen oder durch Verkürzung der Öffnungszeiten. Diese Maßnahme ist bis Ende Juni befristet." Der Aushang an Tür verspricht außerdem: "Der SB-Bereich ist unverändert zugänglich". Gemeint sind damit der Briefmarken- und der Geldautomat, vor allem aber die Packstation und Paketbox der Deutschen Post direkt vor der Postbankfiliale.

Es werde angestrebt, dass Kunden vermehrt den Selbstbedienungsbereich nutzen, sagt die Sprecherin der Postbank. "Gerade für berufstätige und junge Menschen, die es eilig haben" sei dieser gedacht. Eine Postbankfiliale biete eben auch Finanzdienstleistungen an. Viele Leute wollten aber nur einfache Dienstleistungen in Anspruch nehmen und ein Paket abholen oder abgeben. "Das Einkaufsverhalten der Leute hat sich verändert. Im Jahresschnitt transportiert DHL etwa vier Millionen Pakete täglich", sagt die Sprecherin, die als Berufstätige selbst im Internet bestellt, wie sie einräumt. "Dabei muss es aber gar nicht so weit kommen, dass man einen Paketschein im Postkasten findet." Unter www.paket.de könnten ganz einfach Wunschtermine oder besondere Orte zur Deponierung der Pakete angegeben werden: Etwa in der Garage, auf dem Balkon oder beim Wunschnachbarn. Liegt das Paket jedoch bloß vor der Wohnungstür, haftet der Empfänger, wenn es verloren geht.

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