Perfluorierte Tenside im Badesee:Ursachenforschung

Wasserwirtschaftsamt weitet Messstellen rund um die Stoibermühle aus, um die Herkunft der Verunreinigungen aufzuspüren

Kerstin Vogel

Verunsicherte Bürger, die sich nach dem Fund von Perfluorierten Tensiden (PFT) im Stoibermühlsee näher über diese Industriechemikalien informieren wollen, können das jetzt auch auf der Homepage des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) tun. Gleich auf der Startseite findet sich unter dem Stichwort PFT der Hinweis, dass das Landesamt seit 2006 Grundwasser, Oberflächenwasser und Abwässer in Bayern auf Perfluorierte Tenside untersuche. Ein Link führt die Besucher dann zu den aktuellen Messwerten aus der Stoibermühle und zu einer Liste von Antworten auf häufig gestellte Fragen.

So wurden vom LfU an der Stoibermühle zuletzt am 24. Juli 0,06 Mikrogramm Perfluoractansulfonat (PFOS) pro Liter Wasser gemessen, außerdem 0,006 Mikrogramm Perfluoroctansäure (PFOA) pro Liter. PFOS und PFOA sind die beiden Hauptsubstanzen in der Stoffgruppe der Perfluorierten Tenside. Wie das Landesamt weiter informiert, liegt der Trinkwasser-Leitwert bei 0,3 Mikrogramm pro Liter für die Summe der Einzelstoffe PFOS und PFOA. Dieser Wert orientiere sich am lebenslang gesundheitlich duldbaren Trinkwasserleitwert, der von der Trinkwasserkommission des Umweltbundesamtes festgelegt wurde. Bei einer früheren Untersuchung des Sees durch das Freisinger Fraunhofer Institut waren allerdings an einer Stelle am Südufer des Sees 2,2 Mikrogramm pro Liter gefunden worden; ebenso in einem Kilogramm Karpfen aus dem Weiher

Diese höheren Werte hatte vor gut einer Woche der Bayerische Rundfunk publik gemacht - und damit nun zumindest dem Wasserwirtschaftsamt Arbeit beschert: Um die Quelle der Industriechemikalien ermitteln zu können, sollen in der kommenden Woche noch einmal in größerem Ausmaß Proben entnommen werden - nicht nur ein weiteres Mal aus dem See selber, sondern auch aus insgesamt 14 Grundwassermessstellen zwischen der Stoibermühle und dem nördlichen Flughafenzaun, wie Abteilungsleiter Winfried Adam am Mittwoch bestätigte. Allzu schwierig ist diese Aufgabe nicht, gibt es rund um den Flughafen doch ohnehin rund 200 feste Grundwassermessstellen, auf welche die Experten aus dem Wasserwirtschaftsamt zugreifen können. Bislang ist laut Adam lediglich an acht Stellen gemessen worden, man weite das Areal nun jedoch noch einmal aus, "weil wir wissen müssen, wo das herkommt".

Adams Verdacht richtet sich dabei nicht so ohne Weiteres gegen die Flughafenfeuerwehr, wie zuletzt vermutet worden war. Zwar sei es richtig, dass PFOS noch bis 2011 in Löschschäumen der Feuerwehr enthalten sein konnten, neben der Flughafenfeuerwehr gebe es jedoch auch noch andere Feuerwehren im Landkreis, die bei einem Löscheinsatz durchaus für die Verunreinigung gesorgt haben könnten. Auch Klärschlamm komme als Verursacher in Frage. Große Hoffnungen, dass die Quelle der Industriechemikalien gefunden wird, hat Adam indes nicht: "Das ist die berühmte Nadel im Heuhaufen."

Federführend ist für die weiteren Untersuchungen das Landesamt für Umwelt, das auch die Analysen der Proben vom Wasserwirtschaftsamt durchführen und die Stoffe bewerten muss. Überlegt wird laut Adam, auch Wasserproben im Süden des Flughafens zu ziehen. Sollten sich die kritischen Substanzen auch dort im Grundwasserfinden, könnte der Flughafen als Quelle ausgeschlossen werden. Denn auch wenn die Betreiber des Münchner Flughafens versichern, dass bei der Flughafenfeuerwehr schon seit 2008 keine PFOS-haltigen Löschmittel mehr verwendet würden und das Übungsgelände zum Grundwasser hin abgedichtet sei: Auffällig ist schon, dass auch in der Umgebung anderer Flughäfen in Bayern, so etwa in Nürnberg und Manching, schon erhöhte PFT-Werte in Gewässern gefunden wurden. Und das LfU hält in seinen Antworten auf häufig gestellte Fragen fest, dass "nach einer EU-Richtlinie Perfluoroctansulfonat-Emissionen seit 2006 auf ein Mindestmaß reduziert werden" müssen. Ausnahmen gebe es aber beispielsweise "für Hydraulikflüssigkeiten in der Luft- und Raumfahrt".

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