Umgang mit Sommer-Partys:Die goldene Mitte finden

PULLING: Verhaltene Badefreude am Pullinger Weiher

Beliebt sind im Landkreis Freising Plätze an der Isar und an den Seen, wie hier am Pullinger Weiher.

(Foto: Johannes Simon)

Auch im Landkreis feiern Jugendliche nach den Corona-Lockerungen an den Weihern und in der Stadt. Die Polizei versucht, mit Augenmaß zu reagieren und profitiert davon, dass Freising doch eher "kleinstädtisches Flair" hat.

Von Melanie Glienicke, Freising

"Man merkt, dass die Leute wieder raus wollen, sich wieder sehen wollen und ihre Freiheiten nutzen", sagt der Freisinger Polizeichef Michael Ertl. In der Nacht von Freitag auf Samstag führte das zur Auflösung einer Party. Am Vöttinger Weiher befanden sich 50 bis 100 teilweise alkoholisierte Jugendliche. "Der Alkohol ist da natürlich enthemmend, sodass die Abstände zum Teil nicht eingehalten wurden", berichtet Michael Ertl. "Wir sind aber wegen einer Ruhestörung gerufen worden, so etwas gab es auch vor Corona permanent, das sollte man nicht vergessen."

In vielen anderen Städten wie München führten die neuen Freiheiten und Lockerungen zuletzt zu einigen Problemen - überfüllte Straßen, Alkohol und Polizeipräsenz sind immer wieder ein Thema und lösen regelmäßig Diskussionen aus. Ereignisse wie das am Vöttinger Weiher seien davon aber weit entfernt, sagt der Freisinger Polizeichef. "Dass sich Tausende an einem Platz versammeln und feiern, das ist hier in Freising in diesem Maß nicht zu beobachten."

"Wir wollen die Leute nicht ständig gängeln"

Beliebte Plätze wie Stellen rund um die Isar, verschiedene Weiher oder teilweise die Innenstadt seien trotzdem wieder stark frequentiert. "Aber da muss man sich einfach fragen, was will und kann ich denn erreichen? Wenn die Politik alles lockert, kann ich nicht immer hergehen und die Leute vom See oder der Isar vertreiben", sagt Ertl. "Und wenn wir die Leute nicht ständig gängeln, heißt das ja nicht, dass wir nicht schauen oder nicht vor Ort sind."

In Freising versuche die Polizei "offensiv und präventiv" auf die Leute zuzugehen. "Wenn doch mal ein Missstand zu sehen ist, dann sprechen wir ruhig mit den Leuten. Ich habe auch das Gefühl, das zeigt Wirkung, die meisten hier sind sehr einsichtig", so Ertl. Dass das Problem in Freising nicht so groß ist wie in anderen Städten, liege aber natürlich auch an der Größe. "Freising ist da im Vergleich immer noch eine Kleinstadt, das ist ganz klar."

Einige Ausrutscher gibt es

Auch Albert Söhl vom Bayerischen Roten Kreuz Freising kann noch nicht von erhöhten Einsätzen im Landkreis aufgrund eskalierender Feiern sprechen. "Ich habe das Gefühl, dass die Leute hier in Freising noch sensibilisiert sind, im Vergleich zu anderen Städten geht es gesittet und geordnet zu." Auch er sagt, dass Freising mit München überhaupt nicht zu vergleichen sei. "Ausrutscher am Weiher" gebe es auch hier, aber keinesfalls so ausufernd wie in München. Auf gewisse Abende sei man aber beim BRK vorbereitet, wie beispielsweise während der Abiturfeiern, aber auch für den Abschluss der Realschulen. Söhl appelliert aber dennoch an alle Freisinger: "Man muss sich einfach noch vernünftig verhalten, auch wenn die Inzidenz unten ist, da muss man sich ja nur England mal anschauen, es kann sich schnell wieder ändern."

Das, was in Städten wie München passiert, so Söhl, sei natürlich nicht in Ordnung, dennoch ist es für ihn keine absolute Überraschung. "In München sitzen die Leute zum Teil in riesen Hochhäusern und in Wohnkasernen, dass die Menschen da mal raus müssen, ist auch klar. Man darf jetzt nicht alle über einen Kamm ziehen im Sinne von: Jetzt flippen die alle aus. Die ganze Situation ist einfach sehr schwierig." Wie man die Lage und die Probleme aus anderen Städten eindämmen oder bewerten könne, ist auch für Michael Ertl schwer zu sagen. "Man muss einfach eine goldene Mitte finden und mit Maß und Verstand an die Sache herangehen. Als Polizist muss ich natürlich den Vorgaben der Gesetze folgen, aber auch die Leute müssen verstanden werden." Albert Söhl ist dankbar dafür, "dass die Welt in Freising im Vergleich zu München noch ein kleines bisschen besser in Ordnung ist". Auch Michael Ertl ist froh über das doch eher "kleinstädtische Flair" in Freising.

Zur SZ-Startseite
Tuebingen Stadt Tuebingen; Tuebingen; Nacht; Alkoholverbot; Ansammlung; Alter Botanischer Garten; Bota; Polizeikette; P

SZ PlusJugend
:Wie laut müssen sie noch werden?

Vermeintliche Party-Randale: Mehr als ein Jahr lang war Jungsein quasi verboten. Und dann wundert man sich, wenn es irgendwann kracht? Das ist das eigentliche gesellschaftliche Versagen unserer Zeit.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: