Süddeutsche Zeitung

Partnerschaftsverein ist zufrieden:Völkerverständigung mit Tradition

Lesezeit: 2 min

Seit fast 40 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Neufahrn und dem italienischen Gardolo. Den Anfang machen die Schützen, heute sind alle Gesellschaftsschichten dabei. Auch einen Schüleraustausch gibt es

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Im Großen mögen die deutsch-italienischen Kontakte momentan nicht ganz einfach sein. Im Kleinen funktionieren sie aber wie eh und je: Seit fast 40 Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen Neufahrn und Gardolo, entsprechend hat das Programm schon Tradition: Am letzten Juli-Wochenende zum Beispiel werden stets Gäste aus Italien beim Neufahrner Bürgerfest erwartet, wo sie immer an einem Stand kulinarische Spezialitäten anbieten. Im September fährt auch heuer ein Bus mit Neufahrnern nach Italien, um am großen Fest "Tut Gardol'n festa", wie Vorsitzender Hubert Hundscheid in der Jahreshauptversammlung des Partnerschaftsvereins ankündigte.

Auch sonst feiern die Partner gern zusammen: Bei den 100-Jahr-Feiern des TSV Neufahrn und des Burschenvereins Mintraching werden Delegationen aus Gardolo dabei sein, beim TSV samt "Banda Gardolo". Ein Chor aus Italien plant im Dezember ein Konzert in Neufahrn. Außerdem wird erneut ein Schüleraustausch organisiert. Nachdem im April 21 Gymnasiasten in Gardolo waren, folgt im September der Gegenbesuch. Der Altenclub hatte schon im Mai Besuch von seinem Pendant in Gardolo, Der Krieger- und Soldatenverein hat wieder eine Maibaumfeier in Gardolo organisiert und beim Tag der offenen Tür der Neufahrner Feuerwehr haben auch Feuerwehrleute aus Gardolo ihr Können demonstriert. Zum Programm gehört zudem die gegenseitige Teilnahme an den jeweiligen Volkstrauertagen.

Ein Partnerschaftsverein übernimmt seit 1996 die Koordination und teils auch Organisation der kommunalen Völkerverständigung. Er bietet einen monatlichen Stammtisch und einen Italienischkurs an. Zudem verwaltet er das Geld, mit denen die Gemeinde die Partnerschaftsaktivitäten unterstützt. Daneben verwaltet man Beiträge von über 80 Mitgliedern. Zum Kassier wurde in der Versammlung Manfred Kramer gewählt, nachdem Anita Salzbrunn ihr Amt vorzeitig niedergelegte.

Die Anfänge der Partnerschaft reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Damals nahmen der Schützenverein "Kleeblatt" und die Schützenvereinigung aus Trient erste Kontakte auf, und bald entstand die Idee, die Treffen auf kommunale Ebene auszudehnen. Trient hatte damals freilich bereits über 100 000 Einwohner und erschien deshalb nicht ganz geeignet als Partnerstadt für das deutlich kleinere Neufahrn. Da bot sich schon eher das Trienter Stadtviertel Gardolo an. Erste Treffen von Gemeinde- und Vereinsvertretern wurden 1980 organisiert, ein Sport-, Kultur- und Jugendaustausch wurde 1981 vereinbart, und wenig später verbrachten bereits 20 Kinder aus Gardolo eine Ferienwoche in Neufahrn.

Im Juni 1983 schließlich beschlossen der Neufahrner Gemeinderat und der Stadtviertelrat von Gardolo die offizielle Partnerschaft "im Geist einer fruchtbaren Zusammenarbeit für den Frieden, den Fortschritt und für ein freies Zusammenleben der Völker über alle Grenzen hinweg". So steht es in der Urkunde, die der damalige Bürgermeister Gerhard Michels und sein Kollege Lino Tomasi unterzeichnet haben.

Seitdem hat die Partnerschaft auch viele sichtbare Spuren hinterlassen: In Gardolo zum Beispiel ist eine "Piazza" nach Neufahrn benannt. In Neufahrn wiederum tragen eine Straße und ein Brunnen im "Mintrachinger Feld" den Namen der italienischen Partnergemeinde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4522702
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 13.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.