An Infoständen, vorzugsweise an den Samstagvormittagen, und auch in ihren Briefkästen - die Bürger sehen sich derzeit mit einer Informationsflut konfrontiert. Wer also mehr über eine Partei oder politische Gruppierung wissen will, muss nur zugreifen.
(Foto: Marco Einfeldt)Man muss auch mal überlegen, ob der Bürger am Ende vielleicht gar nicht so viel wissen will. Da reden jetzt im Wahlkampf alle von Transparenz und Informationsfreiheit und Bürgerbeteiligung und runden Tischen - und man könnte fast den Eindruck gewinnen, als würden da Heerscharen von informationshungrigen Menschen nur darauf warten, endlich mitreden zu dürfen. Doch selbst wenn es um die Moosachöffnung in der Freisinger Innenstadt geht, kommt zu der Diskussionsveranstaltung dazu gerade einmal ein Dutzend Menschen - und das, obwohl die CSU das Thema ausdrücklich als "heiß" deklariert hatte. Oder es hört einfach keiner mehr auf die CSU.
"Quo vadis" Innenstadt hatten die Christsozialen die Veranstaltung überschrieben - "Quo vadis" in der Innenstadt möchte man sich stattdessen derzeit jeden Samstag rund um den Marienplatz fragen, wenn man sich allen Transparenzwünschen zum Trotz gerade einmal nicht von einer Partei informieren lassen will und den Infoständen eigentlich nur noch auf einem Zick-Zack-Kurs ausweichen kann. War man bis vor kurzem auf der Asam-Seite noch einigermaßen sicher, haben am vergangenen Wochenende die Grünen den Raum vor dem Modehaus Gruber für sich erobert - und dem Vernehmen nach wird sich an diesem Samstag nun auch noch die SPD zu den Wahlkämpfern gesellen.
Sogar mit Prospekten, wie es hieß - und auch die Plakate wollten die Genossen am Freitag fertig geklebt haben, sodass jedweder Verdacht, die Sozis hätten sich bereits aus dem Rennen um die Sitze im Freisinger Stadtrat verabschiedet, nun ausgeräumt sein dürfte. Ob Alt-OB Dieter Thalhammer als Wahlkampfhelfer gewonnen werden konnte, wird sich dann zeigen. Beim Fraktionsessen der SPD in dieser Woche war er jedenfalls - was mehr ist, als man von manchem Fraktionsmitglied sagen kann - und er zeigte sich gewohnt gut informiert über die Vorgänge in der Stadt.
Ausgeräumt sind wie man hört auch - wieder einmal - die Dissonanzen bei den Grünen, sodass man sich jetzt allerorts auf das Werben um den informationssüchtigen Bürger konzentrieren kann. Im Netz sowieso, da ziert aktuell das Profilbild von gefühlt jedem dritten Facebook-"Freund" eine Zahl, die auf einen Listenplatz für irgendein Kommunalparlament hinweist. Aber auch in der analogen Welt ist es heutzutage mit simplen Plakaten natürlich nicht mehr getan - selbst dann nicht, wenn für das Kleben der Werbeposter wie bei den Freien Wählern ein Leim nach höchstgeheimem Familienrezept angerührt wird und Benno Zierer sich mit maximalem Hang zum Kalauer als "Bürgerkleister" ablichten lässt.
Der von der SPD angekündigte und von den Grünen bereits vorgelegte Wahlprospekt ist irgendwie so ein bisschen 2008, wenn man mal ehrlich ist. Ein ÖDP-Magazin, eine FW-Zeitung sogar - das sind die Werbemittel, mit denen man heutzutage den nach Transparenz lechzenden Wähler packt. Gut aufgemacht, in großer Auflage verteilt und selbstverständlich ohne Parteispenden finanziert. Und hat nicht auch die Freisinger Mitte ein eigenes Stadtmagazin? Ach nein, so war das ja gar nicht.
In Eching gehen die "Bürger für Eching" sogar noch einen Schritt weiter in Richtung Werbung, multimedial, auf allen Kanälen - sie haben einen Film mit den Kandidaten angekündigt. Der Titel ist nicht bekannt, passende Ideen wie "Vergiss mein nicht" oder "Reine Nervensache" sind allerdings leider schon vergeben.