Ortstermin in Freising:Klage gegen Wohnhaus für psychisch Kranke

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Gegen dieses Haus klagen Anwohner der Richard-Strauss-Straße. (Foto: Andreas Gebert)

Verwaltungsgerichts­präsidentin Andrea Breit legt Nachbarn nahe, von ihrer Beschwerde gegen das Projekt an der Richard-Strauss-Straße in Freising Abstand zu nehmen. Diese lehnen ab. Ein Urteil soll diesen Mittwoch folgen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Beklagten - Vertreter des Münchner Vereins H-Team und der Stadt Freising - standen vor dem Neubau an der Richard-Strauss-Straße 4. Die Kläger - Anwohner mit ihrem Anwalt - warteten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Erst als die Präsidentin des Bayerischen Verwaltungsgerichts, Andrea Breit, erschien und die beiden Parteien aufforderte, zusammenzukommen, bewegte sich etwas. An diesem Dienstag trafen sich die beiden Parteien zu einem Ortstermin. Bei diesem ging es um die Frage, ob der Neubau, ein soziales Wohnprojekt des H-Teams für psychisch erkrankte Menschen, überhaupt zulässig ist. Ein unmittelbarer Nachbar hatte gegen den Vorbescheid, ein anderer gegen die Baugenehmigung geklagt. Letztendlich gehe es um die Größe und Nutzung des Hauses, erklärte ein Vertreter der Stadt. Diese hatte als zuständige Behörde die Baugenehmigung erteilt.

Bei dem Termin wollte sich das Gericht nun vor Ort einen Eindruck verschaffen. Konkret ging es dabei um das Rücksichtsnahmegebot, den Gebietserhaltungsanspruch, um die Höhe des Neubaus im Vergleich zu den bereits bestehenden Häusern, um den Lauf der Firstrichtungen und um gesunde Wohnverhältnisse, erläuterte die Präsidentin. Ein Nachbar beispielsweise befürchte durch den Neubau eine Verschattung seines Grundstückes, ein anderer habe die Sorge, dass es zukünftig zu laut werden könnte, da nicht nur ein, sondern zwei Stellplätze für Fahrzeuge eingeplant seien. Thema bei diesem Ortstermin war auch die schon früher geäußerte Befürchtung von Anwohnern, dass ehemalige pädophile Straftäter in das Haus einziehen könnten. Diese Sorge aber sei absolut unbegründet, "so etwas ist in unserem Konzept explizit ausgeschlossen", betonte Monika Zanner, Geschäftsführerin des H-Teams.

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Der Verein kümmere sich um Menschen mit besonderen Bedürfnissen: Solchen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, Suchtprobleme haben oder von einer Persönlichkeitsstörung betroffen sind. Momentan sei geplant, dass im Dezember die ersten Bewohner in die drei Wohngemeinschaften im "Haus Amara", so der Name des Projekts, einziehen werden. Die therapeutische Wohngemeinschaft und das betreute Einzelwohnen bieten Menschen Hilfe, die Unterstützung bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Aufgaben benötigen. "Das ist ein Klientel, das durchaus hier wohnen kann", betonte Zanner. Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Problemen, junge und alte, Frauen und Männer. "Wo sollen diese denn sonst wohnen? Sollen wir sie wegsperren?", fragte sie. Dem Verein zumindest sei an einem kooperativen Umgang mit der Nachbarschaft gelegen, sie hoffe, dass sich die Wogen glätten werden.

Eine Einigung wurde am Dienstag aber noch nicht erzielt. Zwar hatte die Verwaltungsgerichtspräsidentin der Klägerseite nahe gelegt, von ihrer Klage Abstand zu nehmen, da diese nicht Erfolg versprechend sei. Sie sehe nicht, dass die Nachbarrechte durch den Neubau betroffen seien, so Breit. Allerdings wollten sich die Kläger nach einer Beratung mit ihrem Anwalt nicht zu diesem Schritt entscheiden. Das Urteil wird nun an diesem Mittwoch vom Verwaltungsgericht verkündigt.

Der Verein H-Team lädt am Samstag, 9. November, alle Interessierten zu einem "Tag der offenen Tür" in das "Haus Amara", Richard-Strauss-Straße 4, in Freising, ein.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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