Origamiausstellung im Schafhof:Grazil gefaltet

Origamiausstellung im Schafhof: Tomoko Fuse und Heinz Strobl stellen ihre Papierkunst im Freisinger Schafhof aus.

Tomoko Fuse und Heinz Strobl stellen ihre Papierkunst im Freisinger Schafhof aus.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wasser Wellen, Strudel, molekulare Körper und das alles aus Papier. Tomoko Fuse aus Japan und Heinz Strobl zeigen im Freisinger Schafhof ihre Origami-Kunstwerke

Von Rebecca Seeberg, Freising

Das Thema im Künstlerhaus Schafhof lautet in diesem Jahr Struktur. Passend dazu ist am Freitag die Ausstellung "Raumfalten" eröffnet worden. Künstler, die sich von Raum und Geometrie inspirieren lassen, das ist nicht ungewöhnlich, geradezu ein zentrales Thema in der Kunst. Doch wenn flinke Hände präzise Linien ins Papier falzen, millimetergenau abgemessene Ecken einfalten und schließlich die ineinandergeschachtelten Kanten vorsichtig zu einer grazilen Figur aufklappen, das ist ungewöhnlich, das ist Origami, eine wahre Kunst.

Den Werken der beiden ausstellenden Künstlern Tomoko Fuse und Heinz Strobl ist die Begeisterung an der Arbeit mit Papier anzumerken. Da gibt es endlos lange weiße Bahnen zu sehen, kreisförmig ausgelegte Figuren und kleinste geometrische Formen. Die weltweit bekannte japanische Origamikünstlerin Tomoko Fuse hat gar einen ganzen Raum, das Tonnengewölbe des Schafhofs, in ihre Installation miteinbezogen. In Zickzackbahnen ziehen sich lange Papierschlangen durch den Saal. Weiße Türmchen und Seerosenblättern ähnelnde Gebilde regen die Fantasie des Betrachters an. Es wirke fast wie eine eigene virtuelle Welt, so Eike Berg, Leiter des Künstlerhauses. Ein bestimmtes Bild habe sie nicht im Kopf gehabt, als sie ihre Installation entwarf, so Fuse. "Ich falte einfach", sagt sie. Die Natur ihrer Heimat Japan, die "Strömung des Wassers, Wellen, Strudel", beeinflussten ihre Arbeiten aber unterbewusst. Für ihre Kunst verwendet sie die sogenannte "Infinity Folding Technik". Dabei faltet sie ein Stück Papier immer wieder um die Hälfte, was man theoretisch unendlich fortsetzen könnte.

Im Gegensatz zu den fließenden, sich drehenden Figuren Fuses, stehen die Kunstwerke von Heinz Strobl. Der in Aichach geborene, ehemals als Ingenieur arbeitende Künstler geht mathematisch an seine Werke heran. Geometrie - das ist ein Wort, das in seinen Ohren klingt. Ikosaeder, Trigondodekaeder, Dodekaeder oder toroidales Polyeder - alles nimmt er auseinander, untersucht es und vereinfacht es, bis hin zu Papierstreifen, aus denen er die komplexen Figuren wieder zusammensetzt. Seine Techniken nennt er Knotologie und Schnappologie, beides hat er selber erfunden. Wichtigstes und einziges Material sind sogenannte Telex Streifen, auf die der ehemalige Ingenieur früher seine Programme stanzte. So entstehen Kugeln aus sich immer wiederholenden Quadraten, Sterne, Gitternetze oder vasenähnliche Figuren. "Es scheint fast, als hätte Strobl molekulare Körper geformt", so Eike Berg. Er ist begeistert von dem Kontrastprogramm, das er sich mit Tomoko Fuse und Strobl ins Haus geholt hat: "Super, radikal und eindeutig."

Die Rauminstallation von Tomoko Fuse ist bis 11. Oktober zu sehen, die Objekte und Animationen von Heinz Strobl bis zum 18. Oktober.

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