Orientierungslos in Freising:Im Alter verblasst

Orientierungslos in Freising: Wo, bitte, geht es nach Lerchenfeld?

Wo, bitte, geht es nach Lerchenfeld?

(Foto: Marco Einfeldt)

In die Jahre gekommene Verkehrszeichen erschweren vor allem auswärtigen Autofahrern den Weg durch Freising, an der einen oder anderen Stelle können unleserliche Schilder auch zur Gefahr werden

Von Vera Felsenstein, Freising

Sich mit dem Auto in Freising, insbesondere in den verschachtelten älteren Stadtteilen, zurechtzufinden, ist vor allem für Ortsunkundige nicht einfach und manchmal auch gefährlich: Die dröhnende Hupe des entgegenkommenden Lieferwagens, eine harte Bremsung und dem Fahrer geht mit einem gewaltigen Schrecken auf, dass er am Weihenstephaner Steig falsch in die Einbahnstraße eingebogen ist. Schuld ist ein arg verblichenes "Durchfahrt verboten"-Schild, das der Fahrer übersehen hat.

Zwar sind bei der Polizei keine Fälle bekannt, dass sich wegen schlecht leserlicher Verkehrsschilder Unfälle ereignet hätten. Die gefährliche Situation am Weihenstephaner Steig ist jedoch kein Einzelfall, tatsächlich finden sich im gesamten Stadtgebiet Verkehrsschilder, die durch ihre Unleserlichkeit eine Gefahrenquelle darstellen: Am Wettersteinring, Ecke Kneipengarten, hat das Vorfahrtsschild seine gelbe Raute gänzlich im Sonnenlicht verloren und ist nun blütenweiß, ebenso der einst rot reflektierende Rahmen, der vor einem Zebrastreifen 50 Meter weiter warnen soll.

Natürlich ist den meisten ortskundigen Autofahrern klar, wo sie wie fahren müssen. Doch trifft dieser auf einen Fahrer, der sich nicht (farben-)blind in Freisings Straßen auskennt, kann das zu unnötigen Unfällen führen.

Der städtische Bauhof, der für die Instandhaltung der Verkehrsschilder zuständig ist, hat nach Angaben der Stadt jährlich 20 000 bis 25 000 Euro zur Verfügung, deshalb ist es nur möglich, die dringendsten Fälle zu bearbeiten. So wurden zum Beispiel in jüngster Zeit vor allem die Innenstadt und die Mainburger Straße neu beschildert, wie die Pressestelle mitteilt. Allerdings ist bei dieser Gelegenheit offenkundig ein Wegweiser, der im Ernstfall den Weg zum Krankenhaus weist, zwischen den neuen Mainburg-Hinweis und dem Polizei-Schild vergessen worden.

Weniger für Gefahr als für Verwirrung sorgt die Kreuzung Isarstraße/Luitpoldstraße - eine Hochburg unleserlicher Schilder: Der stellenweise noch gelbe Vorwegweiser, der unter den Ästen einer prächtigen Linde hervorlugt, ist von einem braunen Schleier überzogen und bietet Lebensraum für diverse Moose und Flechten. Das Gleiche gilt für alle Straßennamensschilder an der Kreuzung.

Der städtische Bauhof gibt an, die Verkehrszeichen im Schnitt einmal jährlich von Hand zu reinigen, je nach Bedarf natürlich. Allerdings wird diesem Fall eine kräftige Dusche wohl nicht mehr reichen, zu lange hat bereits der Zahn der Zeit daran genagt. Der schwarze Klebstreifen, der das Wort "Lerchenfeld" überdeckt, deutet darauf hin, dass dieses Schild dort mindestens 25 Jahre steht. Denn nach dem Bau der Luitpoldbrücke im Jahr 1975 und seit der Schließung der Korbiniansbrücke Mitte der Neunzigerjahre Jahre kann man nicht mehr nach rechts abbiegen, um nach Lerchenfeld zu gelangen, wie das Schild ursprünglich anzeigte. Wann genau die Sperrung für den Auto- und Lastwagenverkehr erfolgte, darüber gehen die Angaben auseinander.

Und wie gelangt man nun nach Lerchenfeld? Kein Hinweis. Erst wenn man die Kreuzung bereits überquert hat, kommt unter dem gelben, gut lesbaren Pfeilwegweiser nach Erding der Hauch eines Schildes in Sicht, auf dem in fast völlig verblichenen Lettern "Lerchenfeld" steht.

Nun mag es den Ortsansässigen nicht weiter stören, wenn die Schilder in Freising nicht einwandfrei in Schuss sind, er weiß ja in der Regel, wo er hin will. Zudem hat der städtische Bauhof angekündigt, mit Fertigstellung der Westtangente würden ohnehin viele Wegweiser im Stadtgebiet ausgetauscht werden, da nach Eröffnung der Umfahrung der Verkehr ganz anders geleitet wird. Dafür müssen sich die Freisinger und ihre Besucher allerdings noch bis 2020, so die aktuelle Planung, gedulden.

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