CSU: Offene Worte von Fiedler:Gefolgschaft verweigert

Sie sitzen gemeinsam im Stadtrat, beide für die CSU: Doch Fiedler will für Schwaiger keinen Wahlkampf machen. Indes sorgt eine Glückwunschkartenaktion des CSU-OB-Kandidaten für Irritation.

Kerstin Vogel

Freising - Gut eine Woche nach der Nominierung von Rudolf Schwaiger zum OB-Kandidaten der Freisinger CSU versagt ihm in Person von Reinhard Fiedler nun ein Mitglied der Stadtratsfraktion offen die Gefolgschaft. Er könne nicht hinter den Themen Schwaigers stehen, sagte Fiedler, also könne er auch keinen Wahlkampf mit ihm machen. Die zehn Prozent Anteil an seinem Sitzungsgeld, die er bislang an die CSU habe überweisen lassen, habe er gestoppt, so Fiedler weiter: Dieses Geld werde nämlich genau für den Wahlkampf verwendet.

Fiedler hat diese Zahlung wie alle anderen Stadträte freiwillig geleistet, obwohl er zwar über die CSU-Liste gewählt wurde, aber kein Mitglied der Christsozialen ist. Gleichwohl hat die Freisinger Parteispitze bereits auf seine offenen Worte reagiert: Man habe ein Gespräch mit dem 35-Jährigen vereinbart, sagte gestern der Ortsvorsitzende Erich Irlstorfer: "Das werden wir so nicht hinnehmen." Und auch wenn Irlstorfer das nicht als Drohung verstanden wissen will: Zwischen den Zeilen klingt durch, dass der Ortsverband nicht um jeden Preis an einer Zusammenarbeit festhalten wird. Fiedler versichert unterdessen, dass er selbstverständlich weiter "sauber in der Stadtratsfraktion mitarbeiten werde". Er könne jedoch nicht hinter einem Kandidaten stehen, der schon in seiner Bewerbungsrede bei der Nominierungsveranstaltung urplötzlich die Öffnung der Moosach und damit die gesamte Innenstadtkonzeption in Frage stelle.

Eine Zustimmung zu diesem Konzept sei in der Stadtratsfraktion beschlossen worden, so Fiedler: "Die Innenstadt ist nicht nur mein wichtigstes Thema." Doch die Kritik des 35-Jährigen geht weiter. Eigene Ideen vermisse er bei Schwaiger. Die meisten Themen in der Fraktionsarbeit setze der bei der Nominierungsversammlung unterlegene Gegenkandidat, Fraktionssprecher Tobias Eschenbacher. Fragen wirft für Fiedler zudem das Verhalten des frisch gekürten OB-Kandidaten in den Wochen vor der Nominierung auf: Schwaiger habe unter anderem in seiner Funktion als stellvertretender Ortsvorsitzender der CSU an verschiedene Mitglieder der CSU Glückwunschkarten verschickt - und diese mit dem handschriftlichen Zusatz "Ich zähle auf Dich am 7. Juli" versehen. Für Fiedler ist das eine nicht akzeptable Vermischung von Funktionen, zumal die beiden Kandidaten und ihre Anhänger in den Wochen vor der Wahl zu einem fairen Umgang miteinander angehalten worden seien.

Diese Vorwürfe möchte Irlstorfer "eigentlich gar nicht kommentieren". Es sei normal, dass Mandatsträger Glückwunschkarten verschicken, sagte er gestern. Hier auch persönliche Worte zu ergänzen, sei durchaus Usus. Im Übrigen sei das schon deshalb Schwaigers Sache, "weil er das Porto selber bezahlt", betont der Ortsvorsitzende und mahnt alle Beteiligten, "mal die Luft anzuhalten". Bei der Werbung um Unterstützung hätten sich die beiden Bewerber im Vorfeld sicher nichts genommen.

Schwaiger selber erklärt ebenfalls, dass er die Glückwunschbriefe "nicht in Vertretung der Partei" verschickt habe. Es seien "seine persönlichen Glückwünsche" gewesen, sein Briefkopf liste nun mal seine politischen Ämter auf. Er stehe auch nach wie vor zu der Innenstadtkonzeption, versichert der Kandidat weiter: Für ihn habe die Finanzierung der Westtangente jedoch eine höhere Priorität. Nichts anderes habe er gesagt.

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