OB-Kandidaten bekennen Farbe:Allein auf weiter Flur

Rudi Schwaiger möchte an Airfolgsregion festhalten - seine Mitbewerber um das Oberbürgermeisteramt wollen aussteigen

Peter Becker

Die überwiegende Mehrheit der Freisinger weiß offenbar noch nicht, wen sie sich am liebsten als Oberbürgermeister ihrer Stadt wünschen würde. Jedenfalls ist dies der Eindruck, der gestern Abend während einer Podiumsdiskussion in der Luitpoldhalle entstand. Eindeutig war dagegen die Position, die sechs der Kandidaten zur Airfolgsregion bezogen. Sie stellen den Verbleib im umstrittenen Regionalmarketing in Frage. Nur CSU-Kandidat Rudi Schwaiger hält eine weitere Zusammenarbeit mit der Flughafen München GmbH (FMG) für sinnvoll. Auch mit seinem Plan B steht er allein auf weiter Flur. Verhandlungen mit der FMG beurteilen seine Mitbewerber als Schwächung des politischen Widerstands. Was die Glaubwürdigkeit im Umgang mit dem ungeliebten Nachbarn Flughafen betrifft, konnten die Konkurrenten von Schwaiger klar die Punkte für sich verbuchen. Der CSU-Kandidat geht davon aus, dass der Bau der dritten Startbahn erst in letzter Instanz vor Gericht entschieden wird. Schwaiger ließ sich zwar das Zugeständnis abringen, sich als Oberbürgermeister an die Spitze einer Demonstration gegen die dritte Startbahn zu stellen, "wenn es von mir verlangt wird". Doch bezeichnet er eher das Verhandeln als seine Stärke. Und da möchte er im Vorfeld einer gerichtlichen Entscheidung der FMG finanzielle Zugeständnisse abringen. Seine Mitbewerber bezeichnen das als Aufweichen des politischen Widerstands. Diesen gelte es nach Meinung von Sebastian Habermeyer (Grüne) zu professionalisieren, um wahrgenommen zu werden. Für Eva Bönig (SPD) ist der politische Widerstand "das A und O". Da lässt sie sich auch vom Münchner Oberbürgermeister Christian Ude nicht beirren, der den Bau der dritten Startbahn fordert. "Ich lasse mir von ihm die SPD-Mitgliedschaft nicht vermiesen", bekräftigte sie. "Ich kandidiere hier und nicht Ude." Was den Verbleib in der Airfolgsregion betrifft, stand Schwaiger ebenso auf verlorenem Posten. Daniel Wilke fragte sich, für wen dieser Name stehe. Bestimmt nicht für die Menschen, "die dort in prekären Verhältnissen arbeiten", argwöhnte er. Für Habermeyer kommt nur ein Austritt aus dem Regionalmarketing in Frage. "Wir sind nur Mitzahler", sagte er. Das Regionalmarketing sei die 20 000 Euro nicht wert, welche die Stadt dafür bezahle, stellte Eva Bönig fest. "Das Geld ist nicht gut angelegt", pflichtete ihr Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) bei. Er, ein früherer Befürworter des Marketings, hat mittlerweile einen Sinneswandel vollzogen. "Überflüssig und peinlich. Das brauchen wir nicht", urteilte Helmut Piller (ÖDP). "Das Regionalmarketing ist mausetot", diagnostizierte Benno Zierer (FW). Er musste überdies Rechenschaft über seinen umstrittenen Grundstücksverkauf an die FMG ablegen. "Ich weiß nicht, ob ich das heute noch mal tun würde", sagte er. Annahme von Spenden oder Sponsoring seitens der FMG lehnt Habermeyer klar ab. "Wenn die FMG ein normaler Geschäftspartner wäre, hätte ich nichts dagegen", sagte der Kandidat der Grünen. Sie belaste aber ihre Nachbarschaft. Außerdem passe es nicht zusammen, wenn jemand kaum Gewerbesteuer zahle, aber andererseits als großzügiger Sponsor auftreten. Seine Mitbewerber betrachten das Sponsoring aber als "legitim" (Bönig) und als "Ausgleich für die Belastungen" (Schwaiger).

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