Nur ein Buchstabe:Vom Brau- zum Bauexperten

Auf dem Infotaferl des Straßenschildes "Dr. Karl Schuster-Straße" fehlt ein "r". Die Stadt will nun den Fehler bald beheben

Von Gerhard Wilhelm

Dr. Karl-Schuster-Straße

Ein "r" zu wenig. Dr. Karl Schuster war Professor für Brauwesen. Mit Bauen hat die Bierherstellung nichts zu tun.

(Foto: Veronica Laber)

Wohl dem, der aufmerksame Leser hat. Wahrscheinlich sind schon Tausende an dem Straßenschild vorbei gegangen und ein Foto war sogar in der Freisinger SZ, aber den Schreibfehler in dem Zusatztäfelchen unterhalb haben wohl nur wenige registriert: Bei der "Dr. Karl Schuster-Straße" fehlt ein Buchstabe, ein "r" genauer gesagt. Entdeckt hat dies die Familie Bienen aus Marzling. Jetzt könnte man meinen, na ja, was soll ein Buchstabe schon ausmachen. Doch in diesem Fall wird aus dem 1967 verstorbenen Akademiker an der TU Weihenstephan ein Professor für chemischen Technologie des Bauwesens. Tatsächlich war er aber Professor für das Brauwesen.

"Wenn Straßen nach verdienten Persönlichkeiten benannt werden, ist dies sicher eine lobenswerte Einrichtung. Durch ein zusätzlich angebrachtes Schild erhält man in Freising sogar noch einige weitere Informationen", schreibt Hermann Bienen, der früher selber in Weihenstephan studiert hat. Die Dr. Karl-Schuster-Straße befindet sich am Vogelherd. Sie ist wenige hundert Meter lang und hat drei Straßenschilder. Wie viele andere Straßen in diesem Wohngebiet ist sie nach einem in Weihenstephan wirkenden Wissenschaftler benannt. Karl Schuster war ein Chemiker, der sich intensiv mit den Eigenschaften der Braugerste und Mälztechniken auseinander gesetzt hat. Gebaut wurde auch unter seiner Ägide: Durch die gute Verbindung Schusters zur Maschinen-Industrie stiftete eine Firma ein neues dampf-beheiztes Sudhaus.

"Man kann nur hoffen, dass es nun nicht so lange dauern wird, bis man Herrn Dr. Karl Schuster auf diesen Schildern wieder seine eigentliche Profession als Brauereigelehrter zurückgibt", schreibt Bienen. Irene Striegl von der Stadt Freising ist da zuversichtlich. "Die Schilder müssen aber erst mal gedruckt werden", sagt sie. Ob der Fehler bei der Stadt oder in der Druckerei passiert ist, kann sie aber nicht sagen.

Dass es auch andere Geschichte um das B(r)auwesen gibt, zeigt folgende wahre Begebenheit, wie Bienen sagt: Abdullah Z. aus Bagdad habe sich vor rund 50 Jahren für das Studium als Dipl. Ing. im Fach Bauwesen in München einschreiben wollen. Leider habe sich bei seiner Anmeldung ausgerechnet dieses "r" zu viel in seinem angestrebten Fachbereich eingeschlichen und so sei ihm der Universitätsstandort Freising-Weihenstephan genannt worden. Als er angereist sei, so Bienen, und den Fehler bemerkte, habe ihm eine Gruppe von Brauereistudenten ihre Hilfe angeboten. Sie haben den fernen Studenten ihn in ihr Verbindungsheim geführt. Dort habe es Abdullah Z. so gut gefallen, dass er ein Studium zum Brauereiingenieur begonnen und auch vollendet habe.

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