Süddeutsche Zeitung

Nur der Abriss ist sicher:Eine Art Kulturzentrum

In Neufahrn denkt man weiter über Ersatz für Alte Halle nach

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der Abriss der Alten Halle in Neufahrn rückt näher. Man werde das "relativ bald" in Angriff nehmen, sagt Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Dass sich die Gemeinde dann auch Unterhaltskosten spart, wie ein Zuhörer in der Bürgerversammlung kürzlich hoffte, ist freilich eher unwahrscheinlich, denn das Gebäude dümpelt schon seit Monaten nur noch vor sich hin.

In welch desolatem Zustand es sich mittlerweile befindet, war schon im Sommer - ein halbes Jahr nach der Schließung - bei einer Begehung von Gemeinderäten deutlich geworden. Die Entscheidung für einen Abriss dürfte das noch einmal erleichtert haben.

Dass man sich zunächst so schwer dazu durchringen konnte, hat seine Gründe auch in der Ortshistorie. Die Alte Halle ist ein Ort mit Tradition: Sie war von Mitgliedern des TSV Neufahrn in den 1920er Jahren mit viel Eigenleistung gebaut worden. Neben Sportwettkämpfen fanden schon früher auch viele Großveranstaltungen statt, von Theateraufführungen über Faschingsbälle bis zu Bürgerversammlungen, dort statt. Seit gut 40 Jahren gehört der Komplex der Gemeinde. Seitdem stand auch immer wieder der Abriss im Raum, etwa bei der Ortszentrumsplanung in den späten 1980er und 1990er Jahren. Allerdings wurde die Halle stets noch als Notquartier für kulturelle Veranstaltungen und größere Feste gebraucht und geschätzt - erst recht, als es das Gymnasium mit der Aula noch nicht gab.

Nach Weihnachten 2017 musste sie allerdings samt dem angeschlossenen Lokal "Bratpfandl" geschlossen werden - wegen diverser Mängel am und im Gebäude und wegen brandschutztechnischer Vorschriften. Jetzt fehlt zum Beispiel ein Saal für "Urig-Bayerisches", wie ein Zuhörer in der Bürgerversammlung feststellte, und er erinnerte etwa an die Aufführungen der Laienspielgruppe und das Starkbierfest. Auch Kulturreferentin Christa Kürzinger (CSU) vermisst die Halle. Die Aula im Gymnasium sei kein richtiger Ersatz, hat sie mehrmals festgestellt. Vielmehr will sie von der Aula, wo auch vor der Schließung der Halle schon die meisten Kulturveranstaltungen stattfanden, ganz "wegkommen". Die Stufen dort seien "zu unfallträchtig". Der Konzertraum sei nach außen nicht zu schließen, so dass "jeder Schritt und jedes Gläserklirren stören". Dazu kämen Probleme mit dem Licht, der Heizung und dem Schulbetrieb, so Kürzinger.

Dass am bisherigen Standort der Alten Halle ein neuer Saal entstehen soll, gilt bei allen Gemeinderäten als gesetzt. Nur die Größe wird wohl noch ein Diskussionspunkt sein. Zusätzlich dazu können sich die Gemeinderäte auf dem Grundstück in zentraler Lage aber auch noch andere Nutzungen vorstellen. Was davon konkret geprüft werden soll, haben sie erst vor kurzem beschlossen: vor allem eine Tiefgarage, ein Nahversorger sowie Wohnungen und Zusatzräume für Gemeindeeinrichtungen - von der Volkshochschule bis zum Standesamt. Überprüft wird aber auch, ob in Kooperation mit dem Bezirk Oberbayern womöglich eine Art Kulturzentrum, ähnlich dem Schafhof in Freising, entstehen könnte.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2018
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