Niemand übernachtet hier laut Caritas im Freien:Die Szene existiert nicht mehr

Niemand übernachtet hier laut Caritas im Freien: Wer in Freising von Obdachlosigkeit bedroht ist, wird in den Notunterkünften der Stadt untergebracht, etwa in dieser in der Schwabenau.

Wer in Freising von Obdachlosigkeit bedroht ist, wird in den Notunterkünften der Stadt untergebracht, etwa in dieser in der Schwabenau.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zumindest in Freising muss sich in den eisigen Nächten niemand um wohnungslose Menschen sorgen. Umherziehende Männer kommen nur im Sommer vereinzelt in die Stadt. Die anderen Betroffenen sind untergebracht

Von Gudrun Regelein, Freising

So eisig wie in diesen Januartagen war es in Bayern schon seit vielen Jahren nicht mehr. In den Nächten sinkt das Thermometer auf Minusgrade im zweistelligen Bereich. Eine Nacht im Freien ist bei diesen Temperaturen nicht mehr nur unangenehm - sondern kann gefährlich werden. Seitdem vor etwa zwei Jahren die Herberge an der Kammergasse schließen musste, die bis dahin als Notunterkunft für wohnungslose oder umherziehende Männer diente, die nicht in der Stadt oder im Landkreis leben, finden diese in Freising keine Unterkunft mehr.

Offensichtlich habe sich das herumgesprochen, sagt Günter Miß, Leiter der Sozialen Dienste der Caritas Freising. Früher seien immer wieder Obdachlose auch bei der Freisinger Caritas vorbeigekommen, seit einigen Jahren aber nun schon so gut wie überhaupt nicht mehr. "Menschen, die unter der Brücke leben, gibt es bei uns nicht mehr", sagt Miß. Früher, so erklärt er, hätten diese einmal im Monat im Landratsamt einen bestimmten Tagessatz erhalten - und seien danach weitergezogen. Mit dem neuen Sozialhilfegesetz sei dieser Anspruch weggefallen, "es gibt nun keinen Grund mehr herumzuziehen". In Ballungsräumen - wie München - allerdings gebe es noch obdachlose Menschen in größerer Zahl.

Dort schlafen derzeit im Kälteschutz, den die Stadt München 2012 einrichtete, etwa 400 obdachlose Menschen. "In Freising aber sind diese in den vergangenen Jahren nur noch ganz vereinzelt aufgetaucht", sagt Miß. Im Sommer gebe es in Isarnähe noch ab und an Umherziehende, die dort in Tunnels übernachten würden, berichtet Robert Zellner, Leiter des Amts für soziale Angelegenheiten der Stadt Freising. "Spätestens im Herbst sind die dann aber weg." Derzeit gebe es in Freising keinen Obdachlosen, der im Freien übernachten müsse. "Dann würden wir natürlich sofort handeln und ihn tageweise unterbringen", sagt Zellner. Eine Szene, wie es sie noch vor 20 Jahren auch in Freising gab, als Obdachlose von Landkreis zu Landkreis zogen, aber existiere nicht mehr, sagt auch Robert Zellner.

Ihm sei es sehr wichtig, schon früh und rechtzeitig zu handeln, wenn er erfahre, dass in Freising jemand von der Obdachlosigkeit bedroht sei, betont er. "Wir arbeiten präventiv." Derzeit leben in den Notunterkünften der Stadt Freising 137 Haushalte. Das seien aber nicht nur obdachlos gewordene Menschen, sondern beispielsweise solche, die von einer Zwangsräumung bedroht wurden. Untergebracht werden sie ganz unterschiedlich und vielfältig: Nicht nur in der Notunterkunft an der Schwabenau, sondern auch in anderen Wohnungen über ganz Freising verteilt. "Wir wollen diesen Menschen wieder Perspektiven eröffnen", sagt Robert Zellner.

In der Freisinger Wärmestube an der Vimystraße bekommen bedürftige Menschen ein kostenfreies warmes Mittagessen, können dort duschen und ihre Wäsche waschen und trocknen. Aber trotz der Eiseskälte zählt die Stube derzeit nicht mehr Besucher: "Es sind durchschnittlich etwa 20 Menschen, die jeden Tag kommen - manchmal sind es mehr, manchmal wieder weniger", berichtet die ehrenamtliche Helferin Marianne Hermann. Was aber derzeit in der Wärmestube sehr gefragt sei, seien warme Kleidung und Winterschuhe, berichtet die langjährige Helferin. Eigentlich habe auch sie damit gerechnet, dass es bei der extremen Kälte mehr Gäste werden, so sei es zumindest in den vergangenen Jahren immer gewesen. "Vielleicht ist ja einigen der Weg zu uns zu weit", meint Marianne Hermann.

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