Nichts als Aktionismus:Naturschützer kritisieren "Kahlschlag"

Staatsstraße 2045 in Volkmannsdorf, Gemeinde Wang

Die Staatsstraße 2045 in Volksmannsdorf ist halbseitig gesperrt. Mit Holzfällarbeiten wird die Sicherung des Hangs derzeit vorbereitet.

(Foto: Privat)

Staatliches Bauamt und Bahn lassen derzeit den Hang am Ligeterberg in Volkmannsdorf abholzen, weil er droht abzurutschen. Die Staatsstraße ist deshalb seit Wochen halbseitig gesperrt.

Von Alexander Kappen, Wang

Die derzeit wegen Abrutschgefahr halbseitig gesperrte Staatsstraße St 2045 am Ligeterberg in Volkmannsdorf sorgt bei Anwohnern, Naturschützern und Lokalpolitikern für Unmut. So kritisieren Bezirksrat Johannes Becher, Landtagsabgeordneter Christian Magerl (beide Grüne) und der Moosburger Bund-Naturschutz-Vorsitzende Wolfgang Willner in einer Pressemitteilung den "Kahlschlag" an dem betreffenden Hang. Seit Anfang der Woche laufen dort zwischen Staatsstraße und Bahngleisen Abholzungsarbeiten, um die Sicherung des Hangs vorzubereiten. Und das "trotz der gesetzlichen Schonzeit nach Paragraf 39 Bundesnaturschutzgesetz", kritisieren die beiden Grünen-Politiker.

Im Dezember hatte das Staatliche Bauamt Freising die St 2045, die oben am Hang entlang führt, zunächst komplett sperren lassen, weil es ein Nachgeben der Böschung befürchtete. Nach dem Bau eines Gehwegs an der Böschungskante vor einigen Jahren hatte sich dort der Untergrund nach und nach gesenkt und zu Schäden an Straße, Gehweg und Schutzplanke geführt. Nach der Vollsperrung im Dezember gab das Bauamt die Straße im Januar in eine Fahrtrichtung frei, die südliche Spur ist weiterhin nicht befahrbar.

Becher kann die "plötzliche Dringlichkeit der Maßnahme nicht wirklich nachvollziehen". Seit zehn Jahren "senkt sich der Gehweg an der Stelle und plötzlich bricht beim Straßenbauamt der große Aktionismus aus", kritisiert auch Magerl. Es sei noch nicht klar, "mit welcher Technik und in welcher Variante hier eine Baumaßnahme durchgeführt wird, aber es wird mit freundlicher Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde schon mal fleißig trotz gesetzlicher Schonzeit abgeholzt".

Die Abholzung sei "unaufschiebbar" heißt es aus der Naturschutzbehörde

"Egal, welches Verfahren man wählt, muss man ein Mindestmaß an Raum für die Erdarbeiten schaffen", entgegnet die zuständige Abteilungsleiterin im Staatlichen Bauamt, Sylvia Pfister. Aus Naturschutzgründen habe man mit der Abholzung "extra in der kalten Jahreszeit begonnen", in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB). Diese sei "nicht glücklich mit der Entwicklung am Ligeterberg", doch die Maßnahme "ist unaufschiebbar", heißt es aus der Pressestelle des Landratsamts: "Wenn es um die Sicherheit für Leib und Leben geht, dann tritt das Naturschutzrecht in den Hintergrund."

Die Arbeiten zur Hangsicherung sollen "voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst" erfolgen, sagt Pfister. "Um die Arbeiten zu ermöglichen, müssen leider die vorhandenen Gehölze am Hang weichen", schreibt Robert Stangl aus der Pressestelle des Landratsamts, die Genehmigung habe die UNB am Freitag unter Auflagen erteilt. So soll "die Entnahme auf das absolut notwendige Maß begrenzt werden". Die Rodungen auf dem Gelände der Deutschen Bahn müssen möglichst schnell abgeschlossen werden, "da aktuell noch Frost im Boden und damit noch wenig Brutaktivität vorhanden ist". Der Hang muss nach der Sanierung neu bepflanzt werden.

Bei den von der Bahn in Auftrag gegeben Fällarbeiten wird auf der südlichen Straßenseite auch schweres Gerät eingesetzt, das mehr wiege als die derzeit erlaubten 7,5 Tonnen, kritisiert ein Anwohner. Das sei mit einem Gutachter abgestimmt und geschehe "unter engmaschiger Beobachtung", versichert Pfister: "Jeden Tag ist einer draußen und beobachtet den Hang, um sofort reagieren zu können." Die Rodungen sollen zwölf oder 13 Tage dauern.

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