Nicht ungefährlich:Legionellen in der Leitung

Bei einer Routineuntersuchung entdeckt die Stadt Freising, dass das Wasser der Lerchenfelder Mittelschule mit den gefährlichen Bakterien befallen ist. Deren Konzentration reicht aber noch nicht einmal für ein Duschverbot aus.

Von Gerhard Wilhelm

Sie sind nicht sichtbar und doch äußerst gefährlich - Legionellen. Eine im Wasser lebende Gattung stäbchenförmiger Bakterien. Bei einem geschwächtem Immunsystem können sie sogar zum Tode führen. Jetzt tauchten Legionellen bei einer routinemäßigen Kontrolle des Trinkwassers in der Mittelschule Lerchenfeld auf. Zum Glück in keiner sehr hohen Konzentration. Es musste kein Nutzungs- beziehungsweise Duschverbot ausgesprochen werden. Dennoch weist ein Anschlag an der Turnhalle über den positiven Befund und die Gefahren hin.

"Wir haben das Problem bei einer Routineuntersuchung der städtischen Liegenschaften Mitte Dezember entdeckt und die Schule sofort informiert", sagt Rupert Widmann, Geschäftsleiter der Stadt Freising. Die gefundenen Werte lägen jedoch, gemessen in Kolonienbildenden Einheiten je 100 Milliliter (KBE), unter 1000. Bei Legionellenzahlen über 100 liegt allerdings eine Überschreitung des zulässigen Wertes nach der Trinkwasserverordnung vor, wie das Gesundheitsamt schreibt. Insbesondere sollten deshalb sofort die Anlageneinstellungen kontrolliert und notwendige Wartungsarbeiten vorgenommen werden. "Und das machen wir gerade. Wir erstellen eine Gefahrenanalyse, um heraus zu finden, was die Ursache der Überschreitung ist", sagt Widmann. Als Sofortmaßnahme werde mit einer höheren Temperatur in der Anlage gearbeitet und die Leitungen werden regelmäßig durchgespült.

Eine Aufgabe, die dem zuständigen Hausmeister der Mittelschule übertragen wurde. "Der muss jetzt jeden Tag die Leitungen für fünf bis zehn Minuten aufdrehen", sagt Huber Ettinger, der Rektor der Mittelschule. Er selber habe keine Bedenken wegen des Legionellenbefalls. "Wir haben kein Trinkwasser aus den Leitungen und auch bei den Duschen sehe ich kein Problem." Die Schüler hätten in der Regel nach dem Turnunterricht gar nicht so viel Zeit, um sich ausgiebig zu duschen. "Abgesehen davon: die Werte sind ja so gering, dass kein Duschverbot ausgesprochen werden musste", sagt Ettinger. Mehr geduscht werde von den Vereinsmitgliedern, welche die Turnhalle ebenfalls benutzten. Aber auch für die gelte, dass keine akute Gefahren ausgehen.

Die Stadt hofft, in den nächsten Wochen mehr darüber zu erfahren, wo das Problem genau liegt. "Dazu müssen Spezialisten die Anlage genauer analysieren. Und die sind leider nicht immer sofort zu bekommen", sagt der Geschäftsleiter der Stadt Freising. Im Februar könnten erste Ergebnisse vorliegen. Sollten dann die Grenzwerte nach allen ergriffenen Maßnahmen wieder eingehalten werden, würden zur Sicherheit vier Wochen später erneut Wasserproben genommen.

Wie ernst der Gesetzgeber die Gefahr von Legionellen nimmt, zeigt die seit dem 1. November 2011 geltende neue Trinkwasserverordnung, die auch für Hauseigentümer und Vermieter gilt. Die Anlagen, aus denen das Wasser für den Gebrauch an den Verbraucher abgegeben wird, gehören zu den Wasserversorgungsanlagen im Sinne dieser Verordnung. Die neue Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass das Wasser jährlich auf Legionellen zu untersuchen ist. Diese Aufgabe trifft Hausbesitzer und Vermieter dann, wenn es sich um eine Großanlage handelt. Großanlagen sind Warmwasserinstallationen mit mehr als 400 Liter Speichervolumen. Ein- und Zwei-Familienhäuser sind nicht betroffen.

Dass massiver Legionellenbefall nicht unterschätzt werden darf, zeigt eine Epidemie aus dem Jahr 2010 in Ulm und Neu Ulm mit 65 Erkrankungen und fünf Todesfällen. Vor allem sind ältere Menschen, Raucher sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie beispielsweise Diabetiker, verstärkt betroffen, wie das Gesundheitsamt mitteilt. Allgemein würden Männer mehr als doppelt so häufig wie Frauen erkranken. Kinder seien meist nur sehr selten betroffen.

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