Neufahrnerin rettet Schildkröten:"Mich faszinieren die seit eh und je"

Angelika Mair ist Spezialistin für Reptilien und Schildkröten und hat sogar ihr Haus um das Terrarium herum bauen lassen. Dem Freisinger Tierschutzverein hilft die 61-Jährige mit den Fundtieren

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Eine Schildkröte ist gefunden worden, mitten in Neufahrn, jetzt sitzt sie in einem kleinen Terrarium im Tierheim des Landkreises. Ein Fall für Angelika Mair. Das Tierheim hat die Spezialistin für Reptilien und Schildkröten schon angerufen, sie kommt und begutachtet das Tier. "Es ist ein Männchen. Der Panzer ist schlecht gewachsen und hat dicke Buckel, das ist ein typisches Zeichen für falsche Haltung ohne UV-Licht", so ihr erstes Urteil. Das Exemplar erinnere sie an eine andere Schildkröte, die vor drei Jahren gefunden worden sei, auch in Neufahrn, mit ähnlich schlechtem Befund. Mair setzt die Schildkröte in eine kleine Kiste, um sie, vorübergehend nur, mit nach Hause zu nehmen, dort gibt es ein großes Freigehege, da kann das Fundtier erst mal Licht tanken.

Die 61-Jährige aus dem Neufahrner Ortsteil Mintraching wird immer dann gerufen, wenn beim Tierschutzverein eine Schildkröte, ein Leguan oder ein ähnliches Tier abgegeben wird. Angelika Mair hat selbst Schildkröten, seit 20 Jahren schon, derzeit sind es neun. "Mich faszinieren die seit eh und je", sagt sie. Auch Reptilien findet sie spannend, zehn Jahre lang hatte sie einen grünen Leguan. Er behielt den Namen "Elvis", auch als sich herausstellte, dass es sich um ein Weibchen handelte. Elvis' Terrarium war dann auch das Erste, was von dem Neubau der Mairs in Mintraching stand. "Das Terrarium war zimmerhoch, wir haben dem Architekten gesagt, bau' das Haus drumrum", erinnert sie sich und lacht.

Neufahrnerin rettet Schildkröten: Die Spornschildkröten von Angelika Mair wiegen bis zu 50 Kilo, wenn sie ausgewachsen sind. Die 61-Jährige aus Mintraching unterstützt den Tierschutzverein, wenn wieder irgendwo eine Schildkröte gefunden worden ist.

Die Spornschildkröten von Angelika Mair wiegen bis zu 50 Kilo, wenn sie ausgewachsen sind. Die 61-Jährige aus Mintraching unterstützt den Tierschutzverein, wenn wieder irgendwo eine Schildkröte gefunden worden ist.

(Foto: Marco Einfeldt)

Natürlich darf sie die aktuell gefundene Neufahrner Schildkröte nicht behalten. Sie wird deshalb Fotos von dem Tier machen und sie auf der Tierschutzverein-Facebookseite posten. Zu 95 Prozent kämen die Tiere dann wieder zu ihren Herrchen und Frauchen zurück. Auch zu solchen, die Tiere falsch halten? Angelika Mair verzieht den Mund zu einem leicht schmerzlichen Ausdruck: "Ja". Natürlich gebe man den Leuten dann Tipps, aber ihnen die Tiere wegnehmen, das dürfe ein Tierschutzverein nicht. Meldet sich kein Besitzer, beschlagnahmt das Landratsamt pro forma das Tier, dann kommt der neueste Fund wieder ins Tierheim - und dort dann sommers auch nach draußen, sobald das Außengehege für die Fund-Schildkröten fertig ist.

Die Schildkröte übrigens, die Mair an jenem Tag mitgenommen hat, ist inzwischen wieder bei ihren Besitzern. Dabei habe sich heraus gestellt, dass diese sie erst seit vier Jahren haben und schon mit den Panzer-Deformationen übernommen haben, berichtet Mair. Eine zweite Fundschildkröte, die kurz danach ins Tierheim kam, konnte ebenfalls wieder an den überglücklichen Besitzer zurück gegeben werden. "Die Schildkröte ist schon 60 Jahre alt, der Mann hat sie bekommen, als er selbst sechs Jahre alt war, da war die Schildkröte zehn", erzählt Mair.

Neufahrnerin rettet Schildkröten: Schildkröten brauchen UV-Licht, sonst kann es unter anderem zu Deformationen an ihrem Panzer kommen.

Schildkröten brauchen UV-Licht, sonst kann es unter anderem zu Deformationen an ihrem Panzer kommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Sporn-Schildkröten, wie Angelika Mair selbst zwei hat, werden selten gefunden, was kein Wunder ist. Die Tiere sind groß und wiegen ausgewachsen 40 bis 50 Kilo. Ben, das größte Tier von Angelika Mair, ist, wie sie inzwischen weiß, eine Beneline und erst sieben Jahre alt, "die wird noch wachsen". Im Winter ziehen die großen Tiere in ein zum Terrarium umfunktioniertes Gartenhaus, in das die Heizrohre des Wohnhauses verlängert wurden. Sporn-Schildkröten kommen aus Afrika und halten keinen Winterschlaf, deshalb brauchen sie auch dann unbedingt UV-Licht.

Die griechischen Landschildkröten dagegen landen nach einer Winter-Eingewöhnung im Keller im Kühlschrank. "Aber erst", betont Mair, "wenn sie nicht mehr aus ihren Betten kommen, sich nicht mehr bewegen und nicht mehr fressen." Sieben Grad ist eine ideale Temperatur für den Winterschlaf, sie brauchen dann monatelang nichts, als alle zwei Wochen mit Wasser besprüht zu werden.

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