Süddeutsche Zeitung

Neufahrner Mesnerhaus:Einfach nur frustrierend

Es geht nichts voran bei der Sanierung des alten Neufahrner Mesnerhauses, weil die Diskussionen zwischen Bauamt, Architekt Reinhard Fiedler und dem Landesamt für Denkmalpflege offenbar kein Ende nehmen. Das sorgt für große Verärgerung beim Heimat- und Geschichtsverein

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Pfarrer Otto Steinberger ist ein eher zurückhaltender Mensch. Der 81-Jährige ist mittlerweile im Ruhestand, betreut trotzdem noch mehrere Dörfer, lebt wieder in seinem Geburtsort Neufahrn und engagiert sich dort auch für den örtlichen Heimat- und Geschichtsverein. Wenn er sich zu Wort meldet, dann mit besonnenen Worten und oft hintersinnigem Humor. Doch wenn es um das Mesnerhaus geht, ist sein Ärger nicht zu überhören. Seit dem verheerenden Brand vor mehr als zwei Jahren wird zwar viel über die Sanierung gesprochen, aber vom neuen Dach abgesehen, ist zu Steinbergers Leidwesen noch nichts Sichtbares passiert. Nach wie vor verhüllt eine Schutzplane das Gebäude, und davor liegt Dreck. Früher ist Steinberger deshalb immer wieder "selbst mit dem Schubkarren hin", wie er der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins erzählte. Inzwischen hat er aufgegeben, und auch sein Interesse an dem Gesamtprojekt, von dem er sich ein großes "Miteinander" erhofft hatte, schwindet. Denn die Diskussionen zwischen Bauamt, Architekt Reinhard Fiedler und dem Landesamt für Denkmalpflege nehmen offenbar kein Ende. Da müsse die Gemeinde endlich mal "bestimmter auftreten", schimpft der Geistliche, der aus Erfahrung spricht: In verschiedenen Pfarreien wurden während "seiner Zeit" Gebäude renoviert. Überall ist es anscheinend schneller gegangen als beim alten Mesnerhaus in Neufahrn.

"Es tut weh zu sehen, wie weit es noch fehlt", stellt auch Markus Funke frustriert fest. Er ist ebenfalls im Vorstand des Heimatvereins, und zudem im Gemeinderat. Im vergangenen Jahr hatte Architekt Fiedler dort einen möglichen Abschluss der Sanierungsarbeiten bis Mai 2018 gesprochen. Doch jetzt gebe es noch nicht einmal einen fertigen Eingabeplan. Funkes Fazit: "Planung mangelhaft!". Und der FDP-Gemeinderat fragt sich mittlerweile auch "ober der Architekt wirklich die richtige Person ist", die das Projekt auch weiterbetreiben sollte. "Es sieht nicht so aus, also ob in den nächsten Monaten was passiert", findet auch Vereinsvorsitzender Ernest Lang, der den aktuellen Stand dargestellt hatte. Derzeit sei "keine einzige Maßnahme ausgeschrieben", und das Landesamt für Denkmalpflege beharre auf weiteren Untersuchungen. Es geht um Dachbalken, die Feuchtigkeit im Keller und die Statik. Außerdem lehnt das Landesamt die Planungen für ein Außentreppenhaus - eine Konstruktion aus Glas und Stahl direkt neben dem alten Friedhof - ab. Ohne Außentreppenhaus muss laut Lang freilich die Treppe im Inneren als Fluchtweg gestaltet werden - eine weitere Herausforderung. Eine Zuhörerin fühlte sich da an den Berliner Flughafen erinnert.

Das alles sei "frustrierend ohne Ende", resümierte Gemeinderätin Beate Frommhold-Buhl (SPD). Von der Gemeinde fühlt sie sich nicht ausreichend informiert: "Es ist erschütternd, wie wenig wir wissen". Ein Ende der Arbeiten sei jedenfalls nicht in Sicht. Womöglich sollte man jetzt zumindest das Gerüst erst einmal abbauen, überlegte sie: "Das kostet ja auch Geld". Außerdem würde man wegen des Gerüsts immer denken, "es wird schon was gemacht", meinte Schriftführerin Erika Hinterberger. Bei den Neuwahlen wurde Ernest Lang als Vorsitzender bestätigt. Nachdem Otto Steinberger nicht mehr als 2. Vorsitzender kandidierte, wurde Stephan Mokry zu seinem Nachfolger bestimmt. Um die Kasse kümmert sich Moritz Reitzel als Nachfolger von Norbert Manhart, Schriftführerin bleibt Erika Hinterberger. Renate Singer, Markus Funke und Harald Printz wurden als Beisitzer wiedergewählt.

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Quelle:
SZ vom 12.05.2018
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