Neufahrner Geschichte:Neues Leben für das alte Mesnerhaus

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Die Außenansicht des historischen Mesnerhauses in Neufahrn.

(Foto: Sophie Linckersdorff;)

Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins hat jetzt schon Pläne für das Mesnerhaus, wenn es dann einmal saniert ist. Ernest Lang würde dort gerne zeigen, dass Neufahrn historisch einiges zu bieten hat.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Es gab Zeiten, in denen war Neufahrn über den Raum Freising hinaus berühmt. Gerade vom 16. bis zum 18. Jahrhundert pilgerten unzählige Wallfahrer zur Wilgefortis-Kirche, neben der es damals auch eine Friedhofskapelle gab. Letztere wurde nach mehreren Umbauten und Nutzungsänderungen zu dem Mesnerhaus, das jetzt umfassend saniert wird. Damit nehmen auch die Diskussionen über die anschließende Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes wieder an Fahrt auf. In der oberen Etage soll nach derzeitigem Stand ein multifunktionaler Raum eingerichtet werden, das Erdgeschoss wird wohl heimatkundlich genutzt.

Von einem Heimatmuseum, wie es manchen schon vorschwebte, will Ernest Lang nicht sprechen, "das wäre zu hoch gegriffen". Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins würde aber dennoch gerne zeigen, dass Neufahrn geschichtlich einiges zu bieten hat. Denkbare Exponate wären etwa archäologische Entdeckungen wie Schwerter aus der Bajuwarenzeit und München, die einst die Römer auf dem Weg durch das Gebiet hinterlassen haben. Die Gegenstände würden derzeit unbeachtet in Depots oder Privaträumen lagern, berichtete Lang vor gut 30 Zuhörern bei einer Online-Veranstaltung der SPD zur wechselvollen Historie und Zukunft des Mesnerhaus.

Die jüngere Geschichte könnte nach seinen Vorstellungen in dem Gebäude ebenfalls eine Rolle spielen: Der Historiker und Heimatexperte erinnerte zum Beispiel daran, dass Neufahrn viele Jahre lang "Hauptwiderstandsort" im Abwehrkampf gegen den Flughafen gewesen sei. Der Verein würde den Erdgeschoß-Raum jedenfalls gerne "mitbestücken". Sollte aber letztlich eine andere Nutzung vorgesehen werden, werde man sich auch "nicht einspreizen".

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Eine Innenansicht aus dem Mesnerhauses in Neufahrn. Die ursprünglichen Wandfarben kommen durch die denkmalschutzgerechten sanierungsarbeiten wieder zum Vorschein.

(Foto: Sophie Linckersdorff; sophie)

Das obere Stockwerk, wo in der Vergangenheit unter anderem ein Schulsaal untergebracht war, ist nach bisherigem Stand etwa für Vorträge, Ausstellungen und Veranstaltungen mit bis zu 60 Personen vorgesehen. Man werde "sehr bald froh sein, dass wir das haben", ist Lang überzeugt. Schließlich könne die Alte Halle nicht mehr genutzt werden, und das Hotel Gumberger habe den Gasthof aufgegeben. Der 70-Quadratmeter-Raum im alten Mesnerhaus werde daher sicher gebraucht.

Bei den bisherigen bestandserhaltenden Arbeiten am Gebäude ist auch ein altes Gewölbe im Keller freigelegt worden, der zuletzt als Lagerraum vorgesehen war. "Das wäre fast eine Sünde", findet Lang. Auch im Gemeinderat gab es unlängst bereits Vorschläge, den Raum anders zu nutzen. Allerdings muss dafür noch das Fluchtweg-Problem gelöst werden. Das Mesnerhaus stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert. Friedhofskapelle war es bis zur Säkularisation 1803. Danach wurde es zum Schulhaus umfunktioniert und erweitert. Es diente unter anderem auch schon als Wohnhaus, Arztpraxis und Sitz des Türkischen Arbeitnehmervereins. Seit 1998 ist es im Besitz der Gemeinde, der es früher schon einmal gehört hat. Von der Kirche zurückbekommen hat sie es durch eine Art Handel, wie Lang berichtete: Die Gemeinde übernahm dafür im Gegenzug die Kosten für den neuen Vorplatz der Pfarrkirche St. Franziskus.

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Beeindruckende Räume mit spannenden Strukturen kamen bei den bestandserhaltenden Maßnahmen im alten Neufahrner Mesnerhaus zum Vorschein.

(Foto: Sophie Linckersdorff)

Für die Sanierung sind 1,85 Millionen Euro eingeplant. 900 000 Euro sollen über die Städtebauförderung kommen. Weil das nur geht, wenn die Gemeinde in dem Gebäude dann keine Pflichtaufgaben erfüllt, wurden Gedankenspiele für ein Standesamt oder ein Gemeindearchiv in den Räumen wieder verworfen. Die restliche Summe muss die Gemeinde stemmen. "Das muss es uns wert sein", findet SPD-Ortsvorsitzende Beate Frommhold-Buhl. Ihr Gemeinderatskollege Maximilian Heumann begrüßt es auch, dass damit für junge Leute die Neufahrner Geschichte wieder sichtbar wird. "In den alten Ortskern soll wieder Leben kommen", findet Ernest Lang. Er berichtete auch von Überlegungen der Gemeinde, das früher veräußerte südlich angrenzende Areal an der Ecke Auweg zurückzukaufen, um noch "mehr Gestaltungsraum" für den Bereich zu gewinnen. Dem Vernehmen nach wäre der heutige Eigentümer durchaus bereit, "zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen".

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