Süddeutsche Zeitung

Neufahrner Gemeinderat nimmt sich Zeit:Erst mal schauen, was in der Kasse ist

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Beratung zum Vorgehen beim Mesnerhaus wird auf Haushaltsgespräche vertagt

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Erst an Allerheiligen hat es Ernest Lang wieder erlebt. Auf dem alten Friedhof wurde der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins mehrfach auf den "Schandfleck" angesprochen - sprich: auf das direkt angrenzende alte Mesnerhaus. Die Komplettsanierung müsse unbedingt bald fortgesetzt werden, bat Lang nun in einem dringenden Appell an den Gemeinderat, in dem der optische Aspekt freilich nur einer von vielen war. Lang wies etwa auch darauf hin, dass ein multifunktionaler Raum in Neufahrn gebraucht wird, und dass die Maßnahme nur immer noch teurer würde. Womöglich drohe auch eine Kürzung der Zuschüsse aus der Städtebauförderung, fürchtet er.

Zuvor war auch vom Landesamt für Denkmalpflege schon eine deutliche Warnung gekommen: Eine längere Unterbrechung der bereits begonnenen Arbeiten könnte zu einer weiteren Schädigung der Gebäudesubstanz führen, lautet die Einschätzung der Experten (wir berichteten).

Wie es weitergehen soll, will die Mehrheit im Gemeinderat trotzdem erst mit den Haushaltsberatungen entscheiden, die sich Corona bedingt auf das nächste Jahr verschoben haben. Das Gremium bleibt damit beim zuletzt festgelegten Fahrplan und belässt es erst einmal bei "bestandserhaltenden Maßnahmen". Eine vorgezogene Beratung über das weitere Vorgehen stand zwar auf der Tagesordnung, wurde aber zu Beginn der Sitzung wieder heruntergenommen.

Der Antrag dafür war von der Grünen-Fraktion gekommen, die auf die finanziell unsichere Lage der Gemeinde in Folge der Pandemie verwies. Da sollte man doch warten, bis man einen besseren Überblick habe, meinte Johannes Steinberger. Mit der gleichen Begründung hatten die Grünen die Verschiebung weiterer Tagesordnungspunkte beantragt. Konkret wäre es dabei um die Sanierung eines weiteren Mittelschul-Pausenhofs und die Modernisierung der Rathaus-WCs gegangen.

Mit 15:12 Stimmen votierte der Gemeinderat für die Vertagung aller drei Punkte. Zu den Befürwortern eines solchen Schritts gehörte auch Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), der die Themen selbst auf die Tagesordnung gesetzt hatte, dann aber auch lieber auf mehr Haushaltseckdaten warten wollte. Er hofft nun, dass es bis zu den Haushaltsberatungen bereits Aussagen zu möglichen staatlichen Kompensationen für entgangene Einnahmen in der Gemeindekasse gibt.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2020
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