Neufahrn oder Freising:Zweigleisige Verhandlungsführung

Neufahrn oder Freising: Auf diesem Grundstück in den Clemensängern sollte eigentlich die Firma Transgourmet bauen. Doch der Großhändler interessiert sich auch für einen Standort in Neufahrn.

Auf diesem Grundstück in den Clemensängern sollte eigentlich die Firma Transgourmet bauen. Doch der Großhändler interessiert sich auch für einen Standort in Neufahrn.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Transgourmet" wollte sich in den Clemensängern ansiedeln, die Stadt hat dafür einen Bebauungsplan geopfert. Jetzt liebäugelt man mit dem Standort Neufahrn.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Transgourmet GmbH, die sich nach bisherigem Stand im Freisinger Gewerbegebiet Clemensänger ansiedeln wollte, hat jetzt ihre Fühler auch nach Neufahrn ausgestreckt. In der Gemeinderatssitzung am Montag präsentierte sich der Lebensmittelgroßhändler jedenfalls als Interessent für ein 25 000 Quadratmeter großes Areal an der B 11, südlich des Logistikparks am Römerweg, um dort ein Lager zu errichten.

Entscheiden werde man sich am Ende für den Standort, "an dem wir auf unserer Zeitschiene schneller zu Erfolg kommen", hieß es. Spätestens im November 2017 soll das Lager in Betrieb genommen werden. Während die Neufahrner noch weitere Gespräche führen und auch intern beraten wollen, was sie von einer solchen Idee an diesem Standort halten, hat der Freisinger Stadtrat schon Weichen gestellt. Er hat sich vor kurzem zu einer Änderung des Bebauungsplans durchgerungen - auch wenn er sich damit vom bisherigen Konzept mit eher kleinteiligen Gewerbebetrieben für die Clemensänger verabschieden musste.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbach zeigt trotzdem ein "bisschen Verständnis" für das zweigleisige Vorgehen von Transgourmet, von dem er auch gewusst habe. Freising könne dem Unternehmen schließlich bislang "keine 100-prozentige Sicherheit bieten", sagte er. Für die Bebauungsplan-Änderung müssten noch verschiedene Punkte - etwa die Emissionsfrage - geprüft werden, erklärte der OB auf Anfrage der SZ. Er geht zwar davon aus, dass es grundsätzlich keine Probleme geben wird, findet es aber zugleich nachvollziehbar, dass Transgourmet für den Fall der Fälle auch andere Optionen prüft. Zumal das Unternehmen unter erheblichem Druck stehe, so Eschenbacher.

Transgourmet war 2001 von Eching nach Schweitenkirchen im Landkreis Pfaffenhofen umzogen, kann dort aber nicht erweitern, obwohl das dringend nötig ist, wie drei Firmenvertreter dem Neufahrner Gemeinderat erläuterten. Im Fall einer Verlagerung nach Neufahrn soll ein 100 mal 200 Meter großer und 14 Meter hoher Komplex errichtet werden. Dort sollen Lieferwagen mit Lebensmitteln - nach Firmenangaben 20 000 verschiedene Artikel - beladen und mit der Ware etwa zu Großküchen und Hotels im oberbayerischen Raum, vor allem aber in München, geschickt werden. Normalerweise würden montags bis freitags 40 Fahrzeuge zwischen vier und sechs Uhr früh das Gelände verlassen und zwischen zwölf und 15 Uhr zurückkommen, erklärte Christoph Nörtershäuser. Einige weitere Touren wären es sonntags.

Am Standort Neufahrn würde dem Unternehmen die Lage an der B 11 und der A 92 zusagen - und es wäre im Vergleich zu Freising noch einmal fünf oder sechs Kilometer näher an München, so Nörtershäuser. Gegenüber Schweitenkirchen könnten jedenfalls 60 000 Liter Diesel im Jahr eingespart und 210 Tonnen CO2 vermieden werden, erklärten die Firmensprecher. Die Zahl von derzeit 150 Arbeitsplätzen will Transgourmet verdoppeln. 115 der 300 Stellen sollen im kaufmännischen Bereich sein, und es ist von 15 Ausbildungsplätzen die Rede.

Zuletzt hatte die Firma ProLogis den Logistikpark nach Süden erweitern wollen. Der Neufahrner Gemeinderat hatte das damals aber abgelehnt, um auch nach außen deutlich zu machen, dass man künftig verstärkt auf andere Branchen setzen will. Ozan Iyibas (CSU) fragte deshalb am Montag auch nach, wie Transgourmet denn in dieser Hinsicht zu sehen sei. Man sei keine Spedition, sondern ein Großhändler mit eigenem Lager, wurde ihm darauf seitens der Firma erklärt. In der kontrovers geführten Diskussion im Freisinger Rathaus war indessen explizit von einem Logistikzentrum die Rede gewesen.

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