Süddeutsche Zeitung

Neufahrn:Neue Möglichkeiten

Bebauungsplanänderung erhöht Chance auf S-Bahn-Halt

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Wenn sich schon sonst nichts tut, dann stellt man eben wenigstens einen Bebauungsplan auf. Das mag man sich im Neufahrner Rathaus gedacht haben, als die Änderung desjenigen für den "Gewerbepark Römerweg" anvisiert wurde. Dort, wo der Flughafenstrang der S 1 direkt am Gewerbegebiet vorbei fährt, wünscht sich Neufahrn schon lange einen Halt samt S-Bahnhof. Der kam bisher nicht, weil das Fahrgastaufkommen nicht mit den Kosten und Nachteilen wie einer weiteren Fahrzeitverlängerung zum Flughafen korreliert.

Während manch einer im Gemeinderat offenbar überrascht von dem Vorstoß aus dem Rathaus war, erklärte Bauamtsleiter Michael Schöfer: "Der Bebauungsplan eröffnet Möglichkeiten." Die Möglichkeiten zum Beispiel, entlang der Erschließungsstraße im östlichen, noch weitgehend unbebauten Teil des Gewerbeparks bis zu 20 Meter hohe Gebäude zu bauen. Und die Möglichkeit, ein "multifunktionelles Gebäude" ziemlich genau am möglichen Standort des gewünschten S-Bahnhofes zu bauen. Dort, führte Schöfer aus, könnten Fahrradständer und ein kleiner Kiosk situiert werden.

Wer denn die Kosten für diese Bebauungsplanänderung trage, und ob es überhaupt einen Anlass dafür oder schon einen Investor gebe, wollte Gemeinderat Norbert Mannhart von den Freien Wählern wissen. Auch wie teuer diese Planänderung denn überhaupt sei, war eine Frage. Bauamtsleiter Schöfer war für die Antworten zuständig: "Erst wenn ein entsprechender Bauherr auftritt, würde das zu einer Umsetzung führen", sagte er, und räumte beim Multifunktionsgebäude ein, dessen Bau sei "relativ unwahrscheinlich, solange es keinen Bahnhof gibt". Wer dann für die Kosten zuständig ist, lag somit auf der Hand - die Gemeinde. Allerdings betonte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), man habe damals den Planungsverband mit dem Bebauungsplan beauftragt, was am kostengünstigsten sei. Auf wie viel die Änderung nun kommt, dazu konnte man noch nichts sage.

Eines aber ist klar: Mit den neuen Gebäude an der Erschließungsstraße soll ausdrücklich personalintensives Gewerbe angezogen werden. Denn das brauche man, um ein höheres Fahrgastaufkommen zu generieren. "Je mehr Arbeitsplätze am S-Bahn-Punkt sind, desto eher wird er Realität", umschrieb Schöfer die Strategie.

Thomas Seidenberger von den Freien Wählern fragte, wo in der Planung denn eine Park- and Ride-Anlage sei. Die aber ist nicht vorgesehen. "Eine solche Anlage lässt sich nicht mehr realisieren", erklärte Bauamtsleiter Schöfer, deshalb nicht, weil die Gemeinde schon vor Jahren alle Grundstücke im Gewerbegebiet verkauft habe. "Alles ist in Privatbesitz, da kann keine öffentliche Parkfläche mehr geschaffen werden", so Schöfer. Bei früheren Gesprächen mit dem MVV habe dieser im Gewerbegebiet am Römerweg auch nicht wirklich ein Einzugsgebiet gesehen. Nur ein paar Kilometer weiter liegt schließlich der gut frequentierte P&R-Parkplatz am Hallbergmooser Bahnhof. Auch wenn die Prognosen für den zweiten Neufahrner Bahnhof nicht günstiger geworden sind, der Gemeinderat ließ sich nicht entmutigen und stimmte der Bebauungsplanänderung einhellig zu.

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SZ vom 27.05.2020
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