Neufahrn:SPD würdigt Ernest Lang

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Ernest Lang in der Kirche Sankt Wilgefortis. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Vorsitzende des Neufahrner Heimatvereins bekommt den Solidaritätspreis der Sozialdemokraten für sein Engagement für die Ortsgeschichte.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Seit drei Jahren verleiht die Neufahrner SPD ihren Solidaritätspreis, um Personen oder Gruppen zu würdigen, die sich in besonderem Maße um den Zusammenhalt in der Gemeinde Neufahrn verdient gemacht haben. Vor zwei Jahren ging die Auszeichnung an Elena Karafillis und Oksana Elbe für ihr Engagement für die ukrainischen Flüchtlinge, vergangenes Jahr an Ludwig Grundner für das „Adventsstandl“, dessen Einnahmen der Sozialstation zugutekommen.

Dieses Jahr geht der Preis an Ernest Lang für „seinen gesamten, jahrzehntelangen Einsatz“ auf lokaler Ebene, insbesondere aber für die Gründung des Neufahrner Heimat- und Geschichtsvereins im Jahr 2012, dessen Vorsitzender er noch heute ist. „Neufahrn hat großes Glück, mit dem Heimat- und Geschichtsverein und seinem Vorsitzenden Ernest Lang jemanden zu haben, der unsere Ortsgeschichte liebt, der sie kennt, der über die Kompetenz und die Energie verfügt, immer wieder neu zu recherchieren, und der dann seine Erkenntnisse auch gerne weitergibt“, sagte die SPD-Gemeinderätin Beate Frommhold-Buhl in ihrer Laudatio im Januar. Das gilt auch und vor allem in einer Zuzugsgemeinde wie Neufahrn, die ständig wächst und dadurch zunehmend anonymer wird.

Lang, 74, ist in Neufahrn eine durchaus bekannte Persönlichkeit. Der Sohn ungarndeutscher Eltern ist in der Gemeinde aufgewachsen und war – oder ist – in verschiedenen örtlichen Vereinen und Organisationen aktiv, unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei der Bürgerinitiative gegen den Flughafen im Erdinger Moos und in der katholischen Kirchenverwaltung. Während und nach dem Studium der Politikwissenschaft und der bayerischen Geschichte, das er mit einer Magisterarbeit zum Thema Bürgerinitiative gegen den Flughafen abschloss, war er als freier Journalist tätig, unter anderem für den Lokalteil der Süddeutschen Zeitung und für den Bayerischen Rundfunk.

Unter den BR-Volontären, die er unterrichtete, war auch Markus Söder

1979 wurde er Redakteur beim BR und arbeitete sich dort hoch: 1987 wurde er Leiter der Abteilung „Korrespondenten in Bayern“, danach Leiter der Bayernabteilung und schließlich, bis zum Ruhestand 2016, Chefreporter Bayern. Unter den BR-Volontären, die er unterrichtete, war auch ein gewisser Markus Söder, der schon damals politische Ambitionen hatte. Auch politisch war Lang aktiv: 1990 bis 1996 saß er im Gemeinderat für die Freien Wähler, die damals noch nicht im Landtag vertreten waren. Inzwischen ist er nicht mehr Mitglied der Partei.

Nicht immer wurde Ernest Lang für seine Kommentare geliebt. Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl kritisierte er zum Beispiel den damaligen Bayerischen Umweltminister Alfred Dick in einem Kommentar zum Thema „verstrahltes Molkepulver“, infolgedessen Edmund Stoiber sich in einem Brief an den Intendanten des BR gegen seine geplante Ernennung zum Abteilungsleiter aussprach. Lang bekam trotzdem die Stelle, weil er hausintern schon benannt worden war, wie er erzählt. Trotzdem – und obwohl Stoiber für seine Einflussnahme auf Personalentscheidungen kritisiert wurde – durfte Lang mehrere Jahre lang nicht kommentieren.

Die Sanierung des 2023 wieder eröffneten Mesnerhauses ist ein Herzensprojekt des Heimatvereins

Er habe zunächst überlegt, ob er den Preis einer politischen Gruppierung annehmen sollte, sagt Lang im Gespräch mit der SZ. Aber dann war für ihn schnell klar, dass er es machen würde. Erstens, weil er jede Initiative vor Ort von demokratischen Parteien unterstützen möchte. Und zweitens, „weil die Sozialdemokraten sich gegen den Abriss und für die Sanierung des Mesnerhauses aussprachen“, betont er.

Die Sanierung des Mesnerhauses ist das Herzensprojekt des Heimatvereins: Im September 2023 wurde das Gebäude nach jahrelangen Diskussionen und langwierigen Bauarbeiten endlich eröffnet. Der heimatkundliche Aspekt steht zwar nicht im Vordergrund, sagt Lang. Er ist aber froh, dass das neu renovierte Gebäude ein neues Leben bekommen hat und für viele kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Außerdem wurden bei den Bauarbeiten unter und rund um das Mesnerhaus mehr als 100 Skelette und Knochen gefunden, die die Geschichte Neufahrns neu geschrieben haben. „Auch deshalb hat sich die Sanierung gelohnt“, sagt Lang.

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