Kultur in Neufahrn:Comeback nach der Corona-Zwangspause

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Martin Frank hat die Kultursaison nach der Corona-Pause in Neufahrn wiedereröffnet. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Kabarettist Martin Frank tritt vor 400 Gästen im Garten des Gymnasiums auf. Wer dabei sein wollte, musste sich vorab mit Telefonnummer und Begleiterzahl registrieren lassen.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Flugzeuge haben Martin Frank zweifellos irritiert: "Der fliegt links, aber ich hör ihn rechts", stellte er fest, während er einem Airbus im Landeanflug nachblickte. Tatsächlich sorgte die Akustik im Innenhof des hufeisenförmigen Gymnasiums am Samstagabend auffallend oft für solche Effekte, weil offenbar gerade an diesem Abend wieder mehr Betrieb am Flughafen herrschte. "Wie halten Sie das aus?", fragte sich der Kabarettist angesichts der zahlreichen Überflüge: "Wie ist denn das, wenn nicht Corona ist?"

Auf jeden Fall alles ganz anders, möchte man sagen, und das trifft auch auf das Neufahrner Kulturleben zu: Der Abend mit Martin Frank war die erste Veranstaltung seit Monaten, und sie hat die Organisatoren vor Herausforderungen gestellt: Nach der Absage Ende Mai war unklar gewesen, wann der - mit 500 Karten komplett ausverkaufte - Kabarettabend - je nachgeholt werden könne. Als der Termin dann feststand, wurden zunächst zwei direkt aufeinander folgende Vorstellungen mit je 200 Zuschauern im Freien angesetzt. Diese wurden dann aber wieder zusammengelegt, da nun doch 400 Zuschauer auf einmal erlaubt waren. Weil mehr als 100 Leute das Angebote, ihr Ticket zurückzugeben, annahmen, kamen sogar noch einmal ein paar Karten in den Verkauf.

Wer bei Franks Programm "Es kommt wie's kommt" dabei sein wollte, musste sich vorab mit Telefonnummer und Begleiterzahl registrieren lassen, im vorgeschriebenen Abstand vor der Schule auf den Einlass warten, und dann mit Maske und Platzkärtchen direkt zu den zugewiesenen Stühlen gehen. Diese waren bereits so aufgestellt, dass zwischen den einzelnen Gruppen große Lücken blieben. Das "Catering" beschränkte sich auf Getränke in Flaschen und Kartoffelchips, und die Vorstellung wurde ohne Pause durchgezogen. "Es ist schon eine besondere Zeit", resümierte Kulturreferentin Christa Kürzinger (CSU), die sich aber sichtlich darüber freute, dass man doch alles "so auf die Reihe gebracht" hatte.

Auch Martin Frank, der mit seinen 28 Jahren als Shooting-Star in der bayerischen Kabarettszene gilt, war begeistert: "Es ist schön, vor echten Leuten zu spielen und nicht vor Autos", stellte er in Anspielung auf vorangegangene Autokino-Auftritte fest. Und sein Programm kam bei den "echten Leuten" dann auch gut an. Der Niederbayer sinnierte dabei über das Leben und sich und insbesondere sein eigenes: Als Single, was in seinem Alter in Niederbayer schon fast ein Stigma ist. Als ehemaliger Standesbeamter und ausgebildeter Schauspieler, aber ohne Bachelor - wo man sich da heutzutage schon fragen muss, ob man so überhaupt noch auf die Straße darf. Als Bauernbub und als trotz klassischer Gesangsausbildung abgewiesener Mozarteum-Bewerber, was für die Zuschauer aber recht erfreulich ist: Martin Frank baut stimmgewaltige Opernarien in sein Programm ein.

Auf besonders fruchtbaren Boden fielen beim Neufahrner Publikum auch Franks Erlebnisse in München: Eine Wohnung mit 25 Quadratmetern? - "Bei uns heißt sowas Windfang." Eine Leberkässemmel für 4,50 Euro? "Damit zahlt man im Niederbayern monatlich sein Darlehen ab."

Das Wetter hat am Samstagabend so gerade eben durchgehalten. Die ersten Tropfen fielen erst, als die Zuschauer schon durch die ausdrücklich festgelegten zwei Ausgänge hinausgeströmt waren: "Denkt daran, auch da den Corona-Abstand einzuhalten", hatte die Neufahrner Kulturreferentin Christa Kürzinger das Publikum davor noch einmal ermahnt: "Ihr habt da auch Eigenverantwortung!"

© SZ vom 04.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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