Krähen in Neufahrn:Eine Petition gegen die Krähen

Krähen in Neufahrn: Saatkrähen machen Landwirten und Anwohnern zu schaffen, auch in Neufahrn.

Saatkrähen machen Landwirten und Anwohnern zu schaffen, auch in Neufahrn.

(Foto: Johannes Simon)

In Neufahrn hat eine genervte Anwohnerin eine Unterschriftensammlung zur Vertreibung der lautstarken Vögel gestartet. Mehr als 200 Menschen haben bisher unterschrieben.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann kann man eines feststellen: Den Saatkrähen geht es gut. Sehr gut sogar. Gab es Mitte der Fünfzigerjahre nicht einmal 1000 Brutpaare in Bayern, sind es aktuell laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt über 17 000. Diese brüteten früher in Feldgehölzen der Agrarlandschaft, heute tun sie es vorwiegend in Dörfern oder Städten - auch, weil die ländlichen Lebensräume immer knapper werden und sie in den urbanen Gebieten mehr Nahrungsquellen finden, zum Beispiel Essensreste. Die Krähen sind also näher an die Menschen gerückt, und mit dieser Nähe wachsen auch die Konflikte. Viele Landwirte und Anwohner im Landkreis Freising tolerieren die "Krähenplage", wie sie es nennen, nicht mehr.

So auch Claudia Maisberger vom gleichnamigen Hotel-Gasthof in Neufahrn. Bei ihr fühlen sich Krähen offenbar besonders wohl, ebenso an anderen Orten der Gemeinde, zum Beispiel vor der Polizei. Das Nonstop-Geschrei dieser durchaus kommunikationsfreudigen Spezies und der Kot auf dem Boden, auf den Autos und an den Wänden machen ihr zu schaffen. Und vor allem: "Es wird jedes Jahr mehr", sagt sie.

Maisberger hat deshalb vorige Woche auf der Online-Plattform "change.org" eine Petition gestartet. "Jeder schimpft nur über die Krähen, aber nur zu jammern hilft ja auch nicht", sagt sie. Deshalb habe sie entschieden, überhaupt etwas zu unternehmen. Die Petition heißt "Vertreibung der Krähen in 85375 Neufahrn" und ist an Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) und die Mitglieder des Gemeinderats adressiert. Darin liest man: "Wir haben uns hier zusammengetan, um nach einer Option zu suchen, der Krähenplage in unserem Ort Herr zu werden!". Mehr als 200 Menschen haben bis Freitagnachmittag unterschrieben, Claudia Maisberger will die Petition etwa einen Monat laufen lassen und dann zum Bürgermeister gehen - in der Hoffnung, eine Lösung zu finden.

Und hier ist eben das Problem: Krähen tierschutzgerecht zu vertreiben ist nicht einfach. Denn die Saatkrähen stehen seit 1977 unter Schutz und dürfen deshalb nicht gejagt werden. Einen Antrag aus Bayern zum Herabsetzen des Schutzstatus hat neulich der Bundesrat abgelehnt. Und selbst wenn die Saatkrähen nicht mehr unter Schutz stehen würden, heißt das lange nicht, dass das Problem gelöst wäre: Denn Krähen bevorzugen urbane Gebiete, und dort sind Abschussaktionen schlicht nicht praktikabel.

Häufig verlagert die Zerstörung der Koloniestandorte das Problem nur

Die Zerstörung der Koloniestandorte - zum Beispiel, indem man die Äste abschneidet - ist auch nicht immer effektiv. Das Bayerische Landesamt für Umwelt weist daraufhin, dass solche Vergrämungsaktionen "in der Regel eine Aufsplitterung der Kolonien in mehrere Teilkolonien und somit häufig eine Verlagerung und Vervielfachung der Probleme" bedeuten. Genau das ist übrigens in Eching und Neufahrn passiert: Vor einigen Jahren wurden in der Echinger Hubergasse Nester entfernt und einzelne Äste abgeschnitten. Zwar verringerte sich dort die Zahl der Krähen, gleichzeitig aber entstanden neue Kolonien, vor allem in der Unteren Hauptstraße und auch im Nachbarort Neufahrn.

Beschwerden gibt es vor allem in den Monaten März bis Juni. Für das Bayerische Landesamt für Umwelt ist eine "allgemeine, pauschale Lösung zur Behebung von Konflikten" nicht möglich, jeder Fall soll genau geprüft werden. In vielen Fällen erscheint es als "das geringere Übel, vorübergehende Beeinträchtigungen durch Lärm zu ertragen, als sich der Gefahr auszusetzen, die Probleme nur zu verlagern", liest man auf der Webseite des Landesamtes unter "Saatkrähenmanagement". Nicht wenige Anwohner und Anwohnerinnen wollen dieses "geringere Übel" allerdings nicht mehr ertragen.

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