Fehlende Kitaplätze in NeufahrnFrustrierte Eltern fordern kreative Lösungen

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Die Neufahrner Eltern fordern, die Misere mit kreativen Lösungen anzugehen.
Die Neufahrner Eltern fordern, die Misere mit kreativen Lösungen anzugehen. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Auch Neufahrn fehlen wegen des Personalmangels Kitaplätze. Die Warteliste ist lang, etwa 180 Plätze können nach Angaben der Verwaltung nicht besetzt werden. Thema war das auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dazu erscheinen zahlreiche Eltern, die ihrem Unmut Luft machen.

Von Teona Tschaidse, Neufahrn

Wie im gesamten Landkreis Freising fehlen auch in Neufahrn Kitaplätze. Grund dafür ist auch hier der Personalmangel. Thema war das bei der Gemeinderatssitzung am Montag. Zahlreiche Eltern waren erschienen und forderten von dem Gremium Lösungen.  Das Thema ist drängend: Beinahe alle Stühle im Publikum waren besetzt.

Michaela Wiencke, zuständige Abteilungsleiterin bei der Gemeindeverwaltung, informierte, in Neufahrn könnten wegen des Personalmangels derzeit etwa 180 der genehmigten Kitaplätze nicht belegt werden. Die meisten der Kinder, die bis Anfang Mai drei Jahre alt werden und deren Eltern bei der Anmeldung mehr als eine mögliche Einrichtung angegeben haben, würden einen Kitaplatz erhalten, so Michaela Wiencke weiter.

Eltern mit Kindern, die erst nach Mai drei Jahre alt werden, könne sie aber keine Versprechungen machen. Diejenigen wiederum, die aktuell einen Krippenplatz haben und im September drei Jahre alt werden, würden ihren Platz verlieren – die Kinderkrippe könne keine Betreuung für Kindergartenkinder übernehmen.

Die Stimmung im Publikum an diesem Abend war angespannt. Als es möglich war, Fragen zu stellen, äußerten zahlreiche der anwesenden Eltern ihren Frust über den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen, ebenso wie über das fehlende Engagement der Gemeinde, diesen Zustand zu verbessern. Viele schilderten die Herausforderung, nun Beruf und Alltag ohne Kinderbetreuung bewältigen zu müssen. Bemühungen der Eltern, sich selbst in der Kinderbetreuung zu engagieren, würden abgelehnt und unnötig erschwert werden, erklärte ein Vater.

Eine Tagesmutter bestätigte, dass sie bereit sei, mehr Kinder zu betreuen, jedoch nach den geltenden Vorgaben lediglich fünf aufnehmen dürfe. Um den Bedarf an Kinderbetreuung zu decken, forderte sie kreative Lösungen, flexiblere Einstiege in die Betreuung, eine engere Zusammenarbeit mit der Nachbarschaftshilfe und außerdem höhere Gehälter. Ein Appell, der im Publikum auf Zustimmung und Applaus traf.

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Ein weiterer Vorschlag aus dem Publikum, Personal nicht nur durch Festanstellungen, sondern auch in Form von Leiharbeitern zu gewinnen, erhielt ebenfalls Zustimmung. Eine Mutter erklärte, dass andere Nachbargemeinden Vereinbarungen mit Hallbergmoos getroffen hätten, eventuell freie Plätze in Hallbergmoos nutzen zu dürfen. Auf die Frage, warum das die Gemeinde Neufahrn nicht auch tue, erklärte Michaela Wiencke, dass man für einen sogenannten Defizitvertrag nicht zahlen wolle, wenn man selbst – theoretisch – genug Plätze habe. Die Antwort aus dem Publikum: „Haben wir aber nicht.“

In Hallbergmoos sei die Situation insgesamt besser, hieß es aus dem Publikum weiter. Dort würden Kinder, die bis Dezember drei Jahre alt werden, noch einen Kitaplatz bekommen. Bürgermeister Franz Heilmeier (Die Grünen) kündigte an, sich in Hallbergmoos danach zu erkundigen, was dort besser laufe.

Eine Mutter sagte außerdem, sie werde bereits auf die schwierige Situation der Kinderbetreuung in Neufahrn angesprochen. Ihre Sorge: Für Neufahrner Mütter könne es darum künftig Karrierenachteile geben.  Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier widersprach entschieden. Neufahrn sei kein Sonderfall, in den Nachbargemeinden sehe es ähnlich aus.

„Wir machen alles mit“, heißt es aus dem Rathaus

Michaela Wiencke argumentierte, dass die Gemeinde Neufahrn mit Maßnahmen wie der Großraum- und Fachzulage, sowie neuen Personalwohnungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits alles tue, um die Situation zu entspannen. Neue umsetzbare Vorschläge und Ideen der Bürger seien immer willkommen. „Wir machen alles mit“, so Michaela Wiencke. Die Ausbildung der Tagesmütter jedoch sei Sache der Nachbarschaftshilfe – die Gemeinde selbst habe damit nichts zu tun.

Auch Bürgermeister Franz Heilmeier verwies auf die Bemühungen der Gemeinde und erklärte „aktuell wird alles ausgeschöpft“. Er äußerte Verständnis für die Nöte der anwesenden Eltern und versicherte „uns ist bewusst, dass das eine ganz schwierige Situation ist. Wir wissen um die Auswirkungen, die das für Eltern hat. Das lässt uns nicht kalt.“ Abgesehen von einem Telefonat mit Hallbergmoos konnten sich Eltern und Gemeinderat bei der Gemeinderatssitzung auf keine konkreten Maßnahmen einigen.

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