Klassische Musik:Klein, aber cool

Lesezeit: 2 Min.

Olivia Pfefferkorn ist immer voll konzentriert. (Foto: Toni Heigl)

Mit nur neun Jahren ist Olivia Pfefferkorn, die in Neufahrn wohnt, bereits drei Mal als Solistin mit dem Karlsfelder Sinfonieorchester aufgetreten. Das Geigenspiel hatte sie sich im ersten Lockdown zunächst selbst beigebracht.

Von Laura Stretz, Neufahrn

Olivia Pfefferkorn aus Neufahrn ist erst neun Jahre alt. Während andere Mädchen in ihrem Alter malen, puzzeln oder sich mit den neuesten Abenteuern der kleinen Hexe Bibi Blockberg beschäftigen, sucht sich Olivia aus ihrer Notensammlung zu Hause ein Stück für ihren nächsten Auftritt aus.

Die Neunjährige besucht die Musikschule Hallbergmoos-Neufahrn. Als Solistin beim Serenaden-Konzert des Karlsfelder Sinfonieorchesters im Juli entschied sie sich für den ersten Satz des Violinkonzerts von Joseph Haydn in G-Dur. Ihr Lehrer, Bernhard Koch, war zuerst skeptisch, da dieses Stück eine technische Herausforderung ist.

Der erfahrenen SZ-Kritiker Adolf Karl Gottwald hat genau zugehört und war begeistert: „Man nicht glauben darf, dass Haydns Violinkonzerte leicht zu spielen sind. Professionelle Konzertgeiger gehen ihnen aus dem Weg, weil sie undankbar sind. Olivia Pfefferkorn aber setzte ihre kleine Geige ans Kinn und spielte perfekt – samt virtuoser, mit Doppelgriffen und Läufen in sehr hoher Geschwindigkeit gespickter Solokadenz“, beschreibt er.

Olivia Pfefferkorn hatte sich das Stück selbst ausgesucht. „Sie hat sich reingehängt und nach ein paar Wochen konnte ich nichts mehr gegen die Wahl sagen“, erzählt ihr Lehrer Bernhard Koch beeindruckt. Er beschreibt Olivia als „Wunder der Konzentration und der Coolness“. Wie aufmerksam und konzentriert sie mit dem Sinfonieorchester probt, das sei ein „absoluter Wahnsinn“. Das Orchester sei jedes Mal „vollkommen hin und weg davon, wie gut sie spielt und geläufig verschiedene Abschattierungen und Geschwindigkeiten beherrscht.“ Bernhard Koch fände es interessant sie auch einmal mit seinem Camerata Profiorchester spielen zu sehen.

Olivia Pfefferkorn bei ihrem Auftritt im Juli mit dem Karlsfelder Sinfonieorchester. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Als „sehr ruhige und zurückhaltende Person“ beschreibt der Vater seine begabte Tochter. „Man bekommt nicht viel aus ihr heraus. Besonders aufgeregt schien sie äußerlich nicht, aber sie hat auch sehr früh angefangen, einem Publikum vorzuspielen“, erzählt er. Bei Auftritten in kleineren Kreisen, Konzerten im Bürgerhaus und auch beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ konnte sie sich bereits ans Auftreten gewöhnen.

Angefangen habe ihre Begeisterung für die Violine mit einer Probestunde in der Karlsfelder Musikschule. Sie hatte sich dort eine Geige ausgeliehen und zum Ausprobieren mit nach Hause genommen. Kurz darauf kam der Corona-Lockdown und Olivia konnte die Geige nicht in die Musikschule zurückbringen oder gar Musikstunden nehmen. Vater und Mutter spielen selbst kein Instrument. Also habe sie sich Geigenspiel anfangs selbst mit einem Anfängerbuch und einem YouTube-Kurs beigebracht, erzählt der Vater.

SZ PlusKultur in Karlsfeld
:Sinfonieorchester trumpft mit Raritäten auf

Die Musikerinnen und Musiker feiern ihr 33-jähriges Bestehen mit einer Sommerserenade. Dabei erinnert der Auftritt der neunjährigen Olivia Pfefferkorn an das Wunderkind Mozart.

Von Adolf Karl Gottwald

Im September 2020 begannen dann ihre ersten richtigen Geigenstunden bei Lehrer und Dirigent Bernhard Koch. Als sie ihm zum ersten Mal vorspielte, war dieser nach eigenen Angaben „schon sehr erstaunt“: „Sie hat mir nach zwei bis drei Monaten Üben vorgespielt, als hätte sie ein Jahr Unterricht gehabt. Es war wirklich überraschend“, so ihr Lehrer. Ihr Talent erkannte der Geigenlehrer sofort. Seitdem nimmt sie einmal pro Woche Einzelunterricht und übt täglich mindestens eine Stunde. Während ihr Lehrer seinem üblichen Muster von Übungsheften folgt, habe er „permanent das Gefühl, sie lernt fünfmal so schnell wie andere Schüler.“

Auch die beiden Schwestern sind musikalisch

Einen besonderen Berufswunsch habe Olivia bis jetzt nicht und sie arbeite auch nicht unbedingt auf eine Karriere als Violinistin hin, meint der Vater. Ihr Geigenlehrer Bernhard Koch kann sich aber fast nicht anders vorstellen, als sie einmal als Profigeigerin zu erleben.

Auch ihre beiden Schwestern spielen Instrumente, weshalb gerne mal zu dritt musiziert wird. Die Geschwister planen voraussichtlich beim nächsten Wettbewerb von „Jugend musiziert“ als Trio mit Klavier, Cello und Violine anzutreten. Das gemeinsame Üben der drei Schwestern „läuft manchmal gut, manchmal weniger gut“, erzählt der Vater schmunzelnd.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Pop-Up-Chor in Freising
:Therapeutisches Gemeinschaftsgefühl im Klangkörper

Das offene Chorsingen mit Mimi Neumair und Lukas Maier geht in Freising in die nächste Runde. Eingeladen sind alle, die Spaß am Singen haben, unabhängig vom Können oder Alter.

Von Laura Stretz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: