Neufahrner Geschäftsinhaber überwinden Durststrecke:Willkommen bei den Hartmanns

Der Familienbetrieb "Bavaria Tattoo" samt Café hat die lange Corona-Pause überstanden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Vor gar nicht so langer Zeit hätte Dominik Hartmann fast aufgegeben. "Ich hab nicht mehr gewusst, was ich machen soll", sagt er rückblickend, "ich war kurz vor dem Ende". Es schien nicht absehbar, wie lange es wegen Corona noch gravierende Einschränkungen geben würde. Die Unsicherheit empfand er als unheimlich "nervenaufreibend". Gerade noch rechtzeitig kam dann die Nachricht, dass der Fahrenzhausener sein "Bavaria Tattoo"-Studio in Neufahrn nach sieben Monaten wieder aufsperren darf.

Neufahrner Geschäftsinhaber überwinden Durststrecke: Dominik Hartmann und seine Familie sind mit ihrem Angebot breit aufgestellt. In seinem Neufahrner Tattoo-Studio verkauft er auch Kleidung.

Dominik Hartmann und seine Familie sind mit ihrem Angebot breit aufgestellt. In seinem Neufahrner Tattoo-Studio verkauft er auch Kleidung.

(Foto: Marco Einfeldt)

Mit seiner Frau Angelika und seinen Eltern betreibt er auch das benachbarte "Bavaria Coffee". Sie hatten es erst im Januar 2020 eröffnet - also kurz vor Ausbruch der Pandemie. Kaum hatte sich herumgesprochen, dass es jetzt an der Neufahrner Hauptkreuzung Kaffee, Kuchen und Frühstück gibt, war schon wieder Schluss damit. Es sollte nicht der einzige Lockdown bleiben, und die Hartmanns hat es jedes Mal doppelt erwischt. Dass alles insgesamt so lange dauern würde, das hätte sich Angelika Hartmann damals beim besten Willen nicht vorstellen können: "Gut, dass wir das vorher nicht gewusst haben."

Neufahrner Geschäftsinhaber überwinden Durststrecke: Gleich neben dem Tattoo-Studio befindet sich das zugehörige Café "Bavaria Coffee",in dem Hartmanns Frau Angelika ihre zufriedenen Kunden jeden Samstag mit Frühstück, Kaffee und Kuchen versorgt.

Gleich neben dem Tattoo-Studio befindet sich das zugehörige Café "Bavaria Coffee",in dem Hartmanns Frau Angelika ihre zufriedenen Kunden jeden Samstag mit Frühstück, Kaffee und Kuchen versorgt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Dass sie trotz allem durchgehalten und die Durststrecke letztlich mit einem blauen Auge überstanden haben, liegt am Entgegenkommen ihres Vermieters, der Geduld der Tattoo-Kunden, die ihre bereits geleisteten Anzahlungen nicht zurück verlangten, sowie an einer treuen Gruppe von Stammkunden, die sich die jungen Gastronomen in der kurzen Zeit im Café schon aufgebaut hatten: Manche kamen monatelange jeden Samstag und kauften Kuchen, Crêpes und Glühwein "To Go".

Neufahrner Geschäftsinhaber überwinden Durststrecke: Nach langem Warten darf Domink Hartmann in seinem Neufahrner Tattoo-Studio nun endlich wieder seiner Arbeit nachgehen.

Nach langem Warten darf Domink Hartmann in seinem Neufahrner Tattoo-Studio nun endlich wieder seiner Arbeit nachgehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das hat letztlich auch den Lebenstraum von Dominiks Eltern gerettet: Evi und Christian Hartmann aus Mintraching wollten schon immer gerne ein Café haben und waren von Anfang an mit im Boot. Mit ihrer Begeisterung waren sie offenbar auch ansteckend. "Ich hätte früher nie gedacht, dass ich ein Café will", erinnert sich Schwiegertochter Angelika, "aber jetzt ist es auch mein Baby".

Die 25-Jährige ist gelernte Erzieherin, seit kurzem auch studierte Sozialarbeiterin und arbeitet hauptberuflich nach wie vor in einer therapeutischen Wohngemeinschaft in München. Ihr Mann ist Schreiner und Modellbauer und kam über seine künstlerische Ader zum Tätowieren. Seit 2017 befindet sich das Studio des 29-Jährigen am jetzigen Standort. Als auch der Laden daneben frei wurde, wollte er ihn eigentlich für eine Erweiterung nutzen - als Besprechungs- und Warteraum. Aber dann kam eins zum anderen.

"Zuerst wollte Domi einen Kaffeeautomaten für die Kunden aufstellen", erzählt Angelika Hartmann schmunzelnd. "Dann sagte er, dass eine Siebträgermaschine noch schöner wäre." Am Ende wurde es eben ein ganzes Café und das Projekt von sogar drei Generationen: Die Omas liefern einen Teil der selbstgebackenen Kuchen oder zumindest die Rezepte dafür.

Das Durchhalten hat sich offenbar gelohnt. Das Café ist zwar vorerst nur samstags geöffnet. Aber "es kommen mehr Leute denn je zum Frühstücken", so Angelika Hartmann. Im Tattoo-Studio laufen die Geschäfte auch wieder. Bis von Landshut, München, Erding und Ingolstadt kämen die Kunden, erzählt Dominik Hartmann. Alle machen zur Sicherheit vorher Schnelltests, "ohne Murren" - so ganz lässt sich Corona eben noch nicht abhaken.

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