Appell an Gemeinderat:Aufregung um Neubaugebiet

Lesezeit: 3 min

Das Feld am Auweg im Neufahrner Süden soll ein Wohngebiet werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Neufahrner Süden soll ein neues Wohngebiet entstehen, doch die Anwohner sehen in dem Vorhaben eine "unzumutbare Belastung". Sie appellieren an die Gemeinderäte, dem jetzigen Bebauungsplan nicht zuzustimmen.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Viele Anwohner und Anwohnerinnen im Neufahrner Süden sind in Aufregung. Mit den Bauvorhaben der Gemeinde für den alten Sportplatz wollen sie sich nicht anfreunden, sie fürchten unter anderem einen deutlichen Anstieg des Verkehrsaufkommens. Vor Kurzem haben sie in der Gemeinde 84 unterschriebene Einsprüche abgegeben, auch die Mitglieder des Gemeinderates haben einen Brief bekommen. Von "Bedenken und Sorgen" und von einer "unzumutbaren Belastung für alle Anwohner" liest man in dem Brief, welcher der SZ vorliegt. Die Gemeinde und der Gemeinderat, der dem Plan zugestimmt hat, sehen es anders.

Konkret geht es um den Bebauungsplan "Wohnen am ehemaligen Sportplatz II". Zwischen dem Auweg und der Albert-Einstein-Straße, wo sich früher Fußballplätze befanden, beabsichtigt die Gemeinde, ein neues Wohngebiet zu errichten. Die genaue Anzahl der Wohneinheiten soll vom Planer oder vom Investor festgelegt werden, laut der Begründung zum Bebauungsplan ist von maximal 80 Wohneinheiten die Rede. In einem Schreiben an die SZ schätzen Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) und Bauamtsleiter Michael Schöfer die tatsächliche Zahl auf "circa 70 Wohneinheiten". So oder so, das ändert wenig an der Tatsache: Es wird voller im ruhigen Neufahrner Süden. Und es regt sich Protest.

Münchner Umland-Newsletter
:SZ Gerne draußen!

Die besten Geschichten, spannende Menschen und Veranstaltungen für Groß und Klein in den Landkreisen rund um München und darüber hinaus - immer donnerstags in unserem kostenlosen Newsletter.

Grob sieht der Bebauungsplan dies vor: im nördlichen Bereich Reihenhäuser in Form von Vierspännern, im südlichen Bereich ein fünfstöckiger Wohnblock mit öffentlich geförderten Wohnungen ohne Tiefgarage und drei dreistöckige Geschosswohnungsbauten zuzüglich Terrassengeschoss. Mehr als 200 Menschen könnten in dem neuen Wohngebiet ein Zuhause finden. Dadurch wird sich die Umgebung stark verändern.

Das Thema ist nicht neu. Schon lange ist bekannt, dass auf dem ehemaligen Trainingsgelände des FC Neufahrn ein Wohngebiet entstehen soll. Der Gemeinderat hat bereits 2009 die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen, das Projekt wurde allerdings zunächst nicht weiterentwickelt. Bis der Eigentümer - die Pfarrpfründe, die das Grundstück über Erbpacht vergeben wollen - sich 2015 für eine Wiederaufnahme der Planungen einsetzte.

Inzwischen hat sich die Nachfrage nach Wohnraum deutlich verstärkt und die Kauf- und Mietpreise haben sich signifikant erhöht. Die Gemeinde entschied sich deshalb bereits 2015 für eine Überarbeitung der ursprünglichen Planungen - mit dem Ziel, ein sozial gemischtes Wohngebiet zu schaffen. Waren ganz am Anfang vor allem Einfamilienhäuser angedacht, sollte die Bebauung nun höher und dichter werden. Ende 2022 wurde der Plan nochmal verdichtet und vom Gemeinderat einstimmig befürwortet. Dass die Änderungen mit Wünschen des Grundstückseigentümers zu tun haben, der schließlich von den Pachtzinsen profitieren würde, streiten Bürgermeister Heilmeier und Bauamtsleiter Schöfer ab.

Die Anwohner kritisieren die Höhe der Gebäude und die unzureichenden Parkplätze

Die Anwohner begründen ihren Protest mit unterschiedlichen Motiven. Eine Frau, die anonym bleiben will, erklärt ihren Ärger damit, dass die geplanten Gebäude, insbesondere das fünfstöckige, im Vergleich zum Umfeld zu hoch würden, alle Bezugsgebäude seien niedriger. Außerdem bemängelt sie die Park-Situation. "Von unzureichenden Parkmöglichkeiten kann keine Rede sein", antworten Bürgermeister Heilmeier und Bauamtsleiter Schöfer auf Anfrage der SZ. Dennoch war im Bebauungsplan eine Abweichung von der Stellplatzordnung notwendig: ob es so bleiben kann, das wird der Gemeinderat entscheiden.

Eine andere Frau sagt, die Anwohner befürchten vor allem den zunehmenden Verkehr. Schon jetzt sei der sonst ruhige Auweg bei den Bring- und Abholzeiten der Krippe und des Kindergartens stark frequentiert. Deshalb hoffen viele zumindest auf eine intelligente Verkehrsführung, um die Einfahrten in das Viertel zu optimieren. Zum Beispiel, indem der Verkehr auf der Straße, die durch das Neubaugebiet angelegt werden soll, nur in eine Richtung fließt. Das Thema Verkehr macht übrigens auch die Nachbarkommune nervös: In einem Schreiben von 2017 äußerte die Gemeinde Eching ihre Sorgen, weil "ein erhöhtes Verkehrsaufkommen für die Ortsdurchfahrt Dietersheim" zu erwarten sei. Das Neufahrner Rathaus schätzt die Belastung für den Nachbarort als nicht so groß ein: Die meisten Fahrten, so die Argumentation, werden "in der Regel im Ort Neufahrn selbst ihr Ziel haben".

Die Interessengemeinschaft der Anwohner appelliert an die Mitglieder des Gemeinderates, die letztendlich über die Rechtswirksamkeit des Bebauungsplans entscheiden werden, dem Bebauungsplan in der jetziger Form nicht zuzustimmen. "Es geht nicht darum, den Bau von Wohnraum zu verhindern, uns geht es um eine für alle Parteien akzeptable Lösung", schreiben sie.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEnergiekrise
:Die schmutzigen Tricks der FFG

Von den Wärmelieferungen der Fernwärmeversorgung Freising GmbH (FFG) sind viele Freisinger abhängig. Branchenkenner vermuten unlauteres Geschäftsgebaren durch den Anbieter. Für die mutmaßlich aufgeblähten Preise zahlt indes jeder Steuerzahler Deutschlands.

Von Vinzenz Neumaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: