Autokennzeichen:NFA, NFF oder doch lieber NFN?

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Der Volkswirtschaftler Professor Ralf Bochert von Hochschule Heilbronn möchte Autofahrern in mittelgroßen Städten durch eigene Kennzeichen mehr lokale Identität verschaffen. Auch Neufahrn möchte davon profitieren. (Foto: privat/Hochschule Heilbronn)

Die Gemeinde Neufahrn möchte ein eigenes Kfz-Kennzeichen einführen, um bekannter zu werden und mehr lokale Identität zu schaffen. Mit dem Vorschlag steht sie nicht allein da. Die Frage ist nur: Warum überhaupt?

Glosse von Francesca Polistina, Neufahrn

Es ist das Autobahn-Spiel schlechthin, ein Klassiker des Zeit-Totschlagens, das Generationen von Reisenden mehr vereint als jeder gesungene Schlager auf langweiligen Fahrten. Die Babyboomer haben es gespielt, die Generationen X, Y und Z haben es übernommen und ziemlich sicher wird es auch die Generation Alpha praktizieren, die noch in der Schule und in der Kita steckt. Nein, die Rede ist nicht von Mensch-ärgere-dich-nicht, zumindest nicht im Auto, sondern eher vom Kfz-Kennzeichen-Raten.

Schon könnte man loslegen: Wer weiß, was „DAN“ bedeutet? (Antwort: Dannenberg). Wofür steht „ABG“? (Richtig, Altenburg) Und so weiter. Gewiss, mit einer Internetverbindung ist vieles schnell gelöst, dennoch hat das Spiel nach wie vor das Potenzial, die kleineren Autofahrer für eine Weile ruhig zu halten, bis das nächste „Wann sind wir endlich da?“ unausweichlich kommt. Und ein bisschen Spaß haben die Erwachsenen auch.

Laut dem ADAC gibt es in Deutschland über 700 ähnliche Buchstabenkombinationen für Orte, was schon ein kleines Wörterbuch für sich ist. Nun aber droht das Spiel auf der Autobahn noch schwieriger, wenn nicht unmöglich zu werden – und zu verdanken wäre das in diesem Fall auch der Gemeinde Neufahrn bei Freising.

Diese hat nämlich in ihrer jüngsten Gemeinderatssitzung entschieden, eine Initiative von Vaterstetten zu unterstützen und somit die Einführung eines eigenen KfZ-Kennzeichens für Kommunen ab 20 000 Einwohner voranzutreiben. Sollte es tatsächlich zu einer Gesetzesänderung kommen, hätten die Bürgerinnen und Bürger der interessierten Gemeinden die Qual der Wahl: Entweder das neue Kennzeichen annehmen – oder beim bisherigen bleiben. Der Vorschlag basiert auf einer Projektidee der Hochschule Heilbronn zum Thema Kennzeichenliberalisierung, nach der bundesweit 320 mittelgroße Kommunen die Möglichkeit eines eigenen Kennzeichens erhalten könnten.

Dass es in absehbarer Zeit dazu kommen wird, ist allerdings alles andere als sicher. Derzeit können nur Altkennzeichen reaktiviert werden, die Einführung eines neuen Kennzeichens ist hingegen komplizierte Sache. In den Unterlagen zur Neufahrner Gemeinderatssitzung ist von „politischen Signalen, dass eine Änderung dieser Verordnung geprüft wird“ die Rede, doch politische Signale aus Berlin haben in letzter Zeit nicht selten einen überraschenden und verwirrenden Charakter gehabt. Und überhaupt, so Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier, „Wir sprechen eher vom Jahr 2026“.

„Kennzeichen haben eine hohe öffentliche Präsenz“

Doch sollte es auch dazu kommen, fragt man sich: Wozu? Dass es mehr ums Herz (und ums Marketing) als um etwaige andere Vorteile geht, geht auch aus dem Heilbronner Projekt hervor. Die Gemeinde Neufahrn selbst argumentiert so: „Kennzeichen haben eine hohe öffentliche Präsenz und sind ein einfaches, aber effektives Mittel, um eine Kommune bekannter zu machen“. Auch würde die Maßnahme Identifikation bringen und Wahrnehmung stärken, hieß es in der Sitzung.

Tatsächlich könnte es auf den deutschen Straßen immer wieder einen geben, der sich fragt, was NFA, NEF, NEI, NFF, NFN oder NN (das genaue Kürzel muss noch entschieden werden) denn wohl bedeutet und wo sich die Gemeinde mit dem N befindet. Er wird googeln, schnell feststellen, dass sie irgendwo in der Nähe von München liegt und sich vielleicht fragen, ob die Mieten dort so horrend hoch sind wie in der Landeshauptstadt. Und zack, das Neufahrner Auto ist schon wieder weg, ein neues kommt. Was war noch mal „WLG“?

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