Am Tag nach der Bluttat liegt die Straße Am Hart friedlich in der Sommersonne, nichts gibt einen Hinweis auf die schrecklichen Ereignisse des Vorabends. Links ein paar Wohnblöcke, eine Shisha-Bar, die jetzt, am Vormittag, geschlossen ist. Gegenüber liegt der Nova-Gewerbepark, gut abgeschirmt durch eine große Hecke, im weiteren Verlauf geht die Straße in eine ältere Reihenhaussiedlung über.
Bei einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen drei Männern ist hier in Neufahrn im Landkreis Freising am Dienstagnachmittag ein 28 Jahre alter Mann ums Leben gekommen. Ein Tatbeteiligter wurde von der Polizei kurze Zeit später festgenommen. Der dritte Mann flüchtete vom Tatort. Die Fahndung nach ihm läuft noch.
Laut Polizeiangaben ereignete sich der tödliche Vorfall gegen 16.45 Uhr auf einem Fußweg an der Straße Am Hart. Der Polizei war eine Schlägerei mit drei beteiligten Männern gemeldet worden. Beim Eintreffen der ersten Streifenbesatzungen lag am Tatort ein schwer verletzter Mann auf der Straße. Sofort eingeleitete Reanimationsmaßnahmen waren vergeblich.
Der Getötete ist nach Polizeiangaben ein 28-Jähriger mit serbischer Staatsangehörigkeit, ohne gemeldeten Wohnsitz in Deutschland. Er wurde in der Auseinandersetzung mit den anderen Männern durch einen nicht näher beschriebenen „scharfen Gegenstand“ so schwer verletzt, dass jede Hilfe zu spät kam und er noch am Tatort starb. Am Mittwoch wurde die Leiche am Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München obduziert.
Ein erster Tatverdächtiger wird in unmittelbarer Nähe festgenommen
Ein 38-jähriger Mann mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit und Wohnsitz in Neufahrn wurde von der Polizei in unmittelbarer Nähe des Tatorts festgenommen. Der Tatverdächtige wurde am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt und anschließend in Untersuchungshaft genommen.
Der dritte Beteiligte flüchtete zu Fuß in südlicher Richtung. Trotz intensiver Fahndungsmaßnahmen konnte er bislang nicht festgenommen werden. Die Fahndung nach ihm lief am Mittwoch nach wie vor.
Der gesuchte Mann ist einer Beschreibung zufolge zwischen 25 und 30 Jahre alt, circa 1,80 Meter groß, hat braune Haare und trug am Dienstagnachmittag eine graue Jacke und eine lange dunkle Hose. Ob er eventuell selbst verletzt oder bewaffnet ist, ist nicht bekannt. Die Kriminalpolizei Erding hat die Ermittlungen übernommen.
„Wir haben uns hier immer sicher gefühlt“, sagt ein Anwohner
Ein am Mittwochvormittag zufällig vorbeikommender Einsatzhelfer vom Vorabend kann zeigen, wo genau es passiert ist. Den Weg zwischen den Wohnblöcken gut 20 Meter rein, neben einer kleinen Hecke ist ein großer Fleck auf dem Boden, hier ist das Opfer wohl gestorben. Wüsste man es nicht, man würde die Stelle wohl so achtlos passieren wie zwei Anwohner, die am Vorabend nicht zu Hause waren und bis Mittwochvormittag nichts von dem Vorfall mitbekommen haben.
Anders ein älteres Ehepaar, das im Erdgeschoss in unmittelbarer Nähe zum Tatort wohnt. Den Lärm, den man zur Tatzeit gehört hatte, habe man erst auf spielende Kinder geschoben, sagte der Anwohner. Aber als dann gut 20 Streifenwagen, zwei große Notarztwagen, die Feuerwehr und mehrere Zivilfahrzeuge angerückt seien, habe man natürlich schon gewusst, dass da etwas Schlimmeres passiert war.

Die Feuerwehr habe schnell alles abgeschirmt, aber die Festnahme des einen Täters habe er quasi aus dem Schlafzimmerfenster mitverfolgen können und die Spurensicherung habe bis um 4 Uhr in der Früh gearbeitet, erzählt der Mann weiter. Seit 55 Jahren lebe man nun schon in dem Wohnblock, ergänzt seine Frau, aber so etwas habe man noch nie erlebt. Man habe sich in der Siedlung immer sicher gefühlt.
Wie es zu dem Streit unter den Männern gekommen ist und was das Motiv für die Tat gewesen sein könnte, dazu hat die Polizei bislang keine Angaben gemacht. Der Anwohner aus dem Erdgeschoss will gehört haben, dass es zuvor eine Auseinandersetzung um einen Parkplatz gegeben habe – und auch in den sozialen Medien überschlagen sich die Spekulationen zu den Hintergründen.
Im Neufahrner Rathaus, wo derzeit zweiter Bürgermeister Josef Eschlwech (Freie Wähler) die Geschäfte führt, verweist man auf die laufenden Ermittlungen. Wichtig sei, dass keine Gefahr mehr für die Neufahrner Bevölkerung bestehe: „Dies hat uns auch die Polizeiinspektion Neufahrn auf aktuelle Rückfrage nochmals bestätigt.“
Dieser Text wurde aktualisiert.