Neues Verkehrskonzept  für den Domberg:Zu viel Rummel auf dem "Mons Doctus"

Domberg in Freising, 2016

Man hat nichts gegen viel Besucher auf dem Domberg, nur sollen die nicht alle mit dem Auto kommen.

(Foto: Lukas Barth)

1200 Autos fahren werktags auf der Unteren Domberggasse, fast genauso viele Fußgänger nutzen den Zugang. Das führt oft zu Konflikten. Mit einem Verkehrskonzept sollen die Besucherströme neu geordnet werden.

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein Aufzug von der Brunnhausgasse auf den Freisinger Domberg soll das Rückgrat des künftigen Verkehrskonzepts für den "Mons Doctus" bilden. Flankierend sollen quasi alle öffentlichen Parkplätze rund um den Dom entfallen, das Parkhaus Am Wörth soll besser nutzbar gemacht und in Parkhaus Am Domberg umbenannt werden; es bräuchte unter Umständen ein weiteres Parkhaus am Bahnhof - und es sollen Gespräche mit den Eltern der Domgymnasiasten geführt werden, die durch möglicherweise überflüssige Hol- und Bringdienste nicht unerheblich zur Verkehrsüberlastung des Dombergs beitragen.

Das alles sind Erkenntnisse einer Untersuchung, die das Ingenieurbüro Ivas im Auftrag der Stadt Freising für diesen verkehrstechnisch sensiblen Bereich in der Stadt durchgeführt und am Mittwoch im Planungsausschuss des Stadtrats vorgestellt hat. Werktags sind demnach fast 1200 Autofahrten auf der Unteren Domberggasse zu verzeichnen. Fast genauso viele Fußgänger nutzen diesen Zugang - und Konflikte unter anderem mit Radfahrern sind keine Seltenheit. Die Ziele des gewünschten Verkehrskonzepts hatte der Innenstadtbeirat im November vergangenen Jahres formuliert: Generell sollen weniger Autos auf den Domberg fahren oder dort abgestellt werden.

Die Freiräume sollen in Zukunft besser nutzbar sein. Die Einrichtungen rund um den Mariendom sollen außerdem barrierefrei erreichbar und "erlebbar" werden.

Das Erzbistum von München und Freising arbeitet bekanntlich seit 2014 an der Weiterentwicklung und Neugestaltung des Dombergs. So muss das Diözesanmuseum generalsaniert werden, dem Kardinal-Döpfner-Haus steht ebenfalls eine Sanierung inklusive Neubau bevor und neben verschiedenen kleineren Maßnahmen ist außerdem geplant, den Südhang neu zu gestalten. Die Besucherströme, die man deshalb in Zukunft auf dem "neuen" Domberg erwartet, müssen geordnet und gelenkt werden - auch das eine Zielsetzung für das neue Verkehrskonzept, das nicht zuletzt Hand in Hand mit der Umgestaltung der gesamten Freisinger Innenstadt umgesetzt werden soll.

Als weiteres Ziel wurde dementsprechend formuliert, die Einrichtungen auf dem Domberg noch besser in das Radwegenetz der Stadt einzubinden. Außerdem wünscht man sich bei der Stadt Freising schon seit langem, das historische Wegenetz zum und auf den Domberg wiederherzustellen. Die Gutachter nennen hier den Lückenschluss zwischen Sondermüllerweg und Brunnhausgasse als Ziel.

Als weitere Maßnahmen empfiehlt Ivas unter anderem, das öffentliche Parken in der Tiefgarage auf dem Domberg zu untersagen und die Parkplätze dort stattdessen für Bewohner und institutionelle Nutzer zu reservieren. Eine verbesserte Zufahrt zur Tiefgarage wurde zwar untersucht, aber ebenso als nicht umsetzbar verworfen wie eine vollständige "Abriegelung" des Areals. Weil sich der Domberg auch weiterhin nicht für eine Nutzung durch Busse eignen wird, empfiehlt das Verkehrskonzept ein dichtes ÖPNV-Angebot in dessen Umfeld. Den Aufzug stellen sich die Gutachter dabei als "innovativen Bestandteil" des öffentlichen Personennahverkehrs vor, für dessen Gestaltung ein Wettbewerb durchgeführt werden könnte - und sie machen ganz deutlich, dass es ohne eine derartige Lösung nicht gehen wird: "Ohne einen Aufzug wird ein Teil der Ziele nur in geringem Umfang erreicht werden können."

Im Planungsausschuss zeigte sich nach der Vorstellung des Konzepts, dass es unter den Stadträten durchaus noch Diskussionsbedarf zu diesem Thema gibt. So äußerte Anton Frankl (FSM) Bedenken gegen den Standort des Aufzugs, der für ihn zu wenig zentral liegen würde. Robert Weller (FW) warnte davor, einfach nur Parkplätze zu streichen, ohne vorher den Bedarf der auf dem Domberg Beschäftigten ermittelt zu haben und sein Fraktionskollege Karlheinz Freitag äußerte "aus eigener Erfahrung" die Vermutung, dass sich an dem Hol- und Bringverkehr zum Gymnasium durch die vorgeschlagenen Maßnahmen nichts ändern wird: "Deswegen fährt kein Elternteil weniger da rauf."

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