Neues Tierheim:Finanzierung auf wackligen Beinen

Eine Reihe von Gemeinden will sich nicht am Bau beteiligen und hat bereits andere Verträge abgeschlossen.

Peter Becker

"Die Gemeinden müssen sich entscheiden, ob sie ein Tierheim wollen oder nicht. Das ist der Rütli-Schwur", sagt Joseph Popp, Vorsitzender des Tierschutzvereins Freising. Und er stellt auch klar: "Je mehr Gemeinden sich beteiligen, um so billiger wird es für jede einzelne." Das, fügt der Tierschützer hinzu, sei eine ganz einfache Milchmädchenrechnung. Gespannt blickt er deshalb den Entscheidungen entgegen, welche die Gemeinden im Landkreis bezüglich der Finanzierung der Tierherberge auf einem Grundstück nahe Neufahrn in den kommenden Wochen treffen werden.

Landrat Michael Schwaiger hat die Koordinierung der kommunalen Beteiligungen übernommen und um Stellungnahmen zum Finanzplan gebeten, den der Tierschutzverein jüngst vorgelegt hat. Anita Fußeder vom Landratsamt hat die Gemeinden angeschrieben, bislang aber noch keine Rückmeldung erhalten. Schreiben an die Hallertauer Kommunen Au, Nandlstadt und Rudelzhausen hat sie sich erspart, denn diese haben Verträge mit dem Tierschutzverein Hallertau abgeschlossen. Spätestens Anfang Mai will sie bei den Gemeinden noch einmal nachbohren, von denen sie bis dahin keine Rückmeldung erhalten hat. Bislang hat sich nur Freising bereit erklärt, den Bau des Tierheimes mit 90 Cent pro Einwohner zu unterstützen. Wenn sich die übrigen Kommunen spätestens bis zu den Sommerferien positioniert haben, dann kann der Vorsitzende des Tierschutzvereins ganz gut damit leben. Er betont aber auch, dass der Verein einen öffentlich-rechtlichen Bürgen braucht, um von den Banken einen Kredit zu bekommen. "Sonst ist das Projekt erledigt."

Während einer Bürgermeister-Dienstbesprechung im vergangenen Jahr hatte Popp noch vorgerechnet, dass es die Beiträge für etwa 100 000 Landkreis-Bürger brauche, um den Bau des Tierheims stemmen zu können. Dieser Wert hat sich mittlerweile relativiert. Damals hatte Popp noch nicht gewusst, dass das Tierheim etwa 1,3 Millionen Euro kosten wird. Er betont aber, dass auch diese Summe nur ein Richtwert sei. Vor einem Jahr war Popp auch davon ausgegangen, dass sich außer den Hallertauer Gemeinden alle Kommunen des Landkreises finanziell beteiligen werden. Doch die Verwaltungsgemeinschaft Mauern, die aus Mauern, Gammelsdorf, Hörgertshausen und Wang besteht, hat inzwischen Verträge mit dem Tierheim Heinzlwinkl im Landkreis Landshut geschlossen. Ebenso Langenbach. Weil sich diese Gemeinden nicht an dem Tierheim in Neufahrn beteiligen wollen, hat sich auch der Obolus geändert, mit dem kostendeckend gearbeitet werden kann. Er ist von 70 auf 90 Cent gestiegen. Die Verträge mit Heinzlwinkl sind aber nicht für die Ewigkeit geschlossen. Sie sind kündbar. "Das wäre im Sinne aller", betont Anita Fußeder. Eine Entscheidung seitens der Stadt Moosburg steht ebenfalls noch aus. Die müsse der Stadtrat noch fällen, sagt Anita Fußeder.

Wolfersdorf und Marzling haben in der Vergangenheit bereits bekundet, dass sie sich nicht an einer Finanzierung des Tierheims beteiligen wollen. Für diese Haltung hat Popp kein Verständnis, da die Zahl der Haustiere im Landkreis ständig steige und sich manche Bürger ihre Tiere aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten könnten. "Ich habe manchmal den Eindruck, manche glauben, dass wir das Tierheim nur für uns bauen", sagt er. Mit der bisherigen Verfahrensweise, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter wie selbstverständlich für alle Kosten aufkämen, müsse jedoch Schluss sein, bekräftigt Popp.

Doch der Vorsitzende des Tierschutzvereins ist optimistisch, die 150 000 Euro, die der Vereins selbst beisteuert, nicht vergeblich zu investieren: Er setzt auf die Unterstützung der einwohnerstarken südlichen Landkreisgemeinden. Neben Freising wären das Neufahrn, Eching und Hallbergmoos. Mit deren etwa 110 000 Einwohnern sei das Projekt zu stemmen, kalkuliert Popp. Hallbergmoos habe zwar auch einen Vertrag mit Heinzlwinkl geschlossen. "Doch nur vorübergehend", fügt er hinzu.

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