Neues Domizil gesucht:Familiencafé muss umziehen

FamiliencafZ EliSu in Moosburg

Super Idee mit großem Anklang bei der Kundschaft, bei der Eröffnung war Familiencafé-Inhaberin Andrea Baumann-Kaiser, hier mit den Töchtern Susanna (l) und Elisabeth, noch guten Mutes. Jetzt muss sie bald umziehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Pachtvertrag von Elisu-Inhaberin Andrea Baumann-Kaiser läuft Ende des Jahres aus. Außerdem erhebt sie Vorwürfe gegen die Marketing-Genossenschaft, weil diese sie nicht genügend unterstützt habe

Von Till Kronsfoth, Moosburg

Das Familiencafé Elisu ist das einzige seiner Art in Moosburg, das Erfolgsrezept ist eine Mischung aus Café und Kindertagesstätte. Die Eigentümerin Andrea Baumann-Kaiser bietet seit dem Jahr 2017 neben Wickel- und Spielmöglichkeiten im Café auch Kurse zur Zubereitung von Babynahrung, Kinderyoga, Nähkurse, Informationsveranstaltungen zu ADHS und Kleiderflohmärkte an. Die Kunden kommen von weit her. "Die meisten Menschen erfahren von uns durch Internetrecherche. Sie kommen aus Landshut, Erding, manche sogar aus Unterschleißheim", sagt Baumann-Kaiser. Doch trotz ihres innovativem Konzeptes und des großen Andrangs ist die Zukunft des Elisu ungewiss.

Der Pachtvertrag für den Laden in der Herrnstraße läuft Ende Dezember aus. Ein neues Objekt ist noch nicht gefunden. Baumann-Kaiser erhebt im Gegensatz zu Betreibern anderer Familiencafés, bei denen dies üblich ist, kein Spielgeld. Das ist eine Abgabe, die grundsätzlich beim Kauf von Produkten aufgeschlagen wird, um Verschleiß oder Schäden an Spielsachen, die die Kleinen im Café nutzen können, auszugleichen. Da Baumann-Kaiser alle Einrichtungsgegenstände selbst finanziert hat und, wenn Spielsachen zu Bruch gehen, auf Schadenersatz verzichtet, macht sie kontinuierlich Verlust. Neben anderen Gründen, die mit der Lage zu tun haben ("Gerade im Sommer gehen Eltern mit ihren Kindern lieber außerhalb Moosburgs ins Grüne anstatt in die Innenstadt"), erhebt die 34-jährige Mutter dreier Kinder schwere Vorwürfe gegen Moosburg Marketing-Genossenschaft (MeG).

Die Genossenschaft hatte 2014 den Förderpreis für Neugründungen "Start Smart" ausgeschrieben. Nach der Schilderung von Andrea Baumann-Kaiser wurde der Preis jedoch nie verliehen. Ihre Geschäftsidee eines Familiencafés sei in der Endrunde gelandet, dann der Wettbewerb jedoch klammheimlich abgesagt worden. 2017 versuchte es Baumann-Kaiser dann erneut mit einer Zusammenarbeit mit der MeG. Per E-Mail war ihr vom Geschäftsführer Christoph Hübner Unterstützung beim Stellen eines Antrages im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Isek) zugesagt worden. Dabei fördern Bund, Länder und Kommunen die Entwicklung der Innenstädte. "Die Voraussetzungen waren Innovation, Mehrwert, Alleinstellungsmerkmal, und Leerstandsminderung. Diese Voraussetzungen haben wir erfüllt", so Baumann-Kaiser. "Wir haben eine frei nutzbare große Spielfläche mitten in der Stadt und eine Mami-Lounge für alle Bedürfnisse von Müttern mit Babys, die in der Stadt unterwegs sind. Wir füllen einen sehr großen Leerstand im Stadtzentrum und machen die Innenstadt von Moosburg kinder- und familienfreundlich. Darüber hinaus stellen wir kostenlos W-Lan, Wickeltisch und Stillbereich für Innenstadtbesucher zur Verfügung." Kurze Zeit später habe Hübner seine Zusage mit der Begründung zurückgezogen, man wolle keinen Präzedenzfall für weitere Einzelhandelsgründungen in Moosburg schaffen.

Auf Nachfrage der SZ teilt Hübner schriftlich mit: "Der Existenzgründerwettbewerb Start Smart wurde vor meiner Zeit bei der Moosburg Marketing ins Leben gerufen. Meines Wissens waren die Resonanz auf die Ausschreibung gering und die eingesendeten Projekte noch nicht umsetzungsreif. Daher wurde das Projekt zum Jahresende 2014 eingestellt, was allen Teilnehmern auch mitgeteilt wurde." In Bezug auf den Förderantrag von 2017 sagt Hübner: "Ein Antrag zur Förderung des Familiencafés Elisu wurde in Rücksprache mit Frau Baumann-Kaiser ausgearbeitet und in die Sitzung der Lenkungsgruppe am 5. Juli 2017 eingebracht. Diese begrüßte das Vorhaben grundsätzlich, sprach sich aber gegen eine Förderung aus dem Projektfonds aus." Die Unterstützung eines einzelnen Unternehmens, so Hübner, "wurde im Sinne der Gleichbehandlung kritisch gesehen. Sollten noch weitere Anfragen durch andere Gründer folgen, wäre dies auf Dauer nicht aus dem Projektfonds zu finanzieren".

Andrea Baumann-Kaiser sucht nun nach einem kleineren Objekt am Stadtrand, wo es auch eine Grünfläche gibt, auf der die Kinder im Sommer zum spielen können. "Die Kurse werden vorübergehend in den Räumlichkeiten der Kirche und der Volkshochschule stattfinden", erklärt die Geschäftsfrau. Die Möglichkeit einer Vereinsgründung, um die finanzielle Last auf mehrere Schultern zu verteilen und das Projekt des Familiencafés somit zu retten, schließt sie nicht aus. "Im Vordergrund steht jetzt aber die Suche nach neuen Räumlichkeiten."

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