Neuer Trend:Bücherei wird zum Lebensbegleiter

In der Neufahrner Gemeindebibliothek werden im Vergleich zum Vorjahr weniger Bücher ausgeliehen. Dafür kamen mehr Besucher, zum Zeitung lesen, für Bewerbungstrainings, zum Spielen oder zu einer Veranstaltung

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Es ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch: Die Ausleihzahlen in der Gemeindebibliothek sind vergangenes Jahr zurückgegangen, die Zahl der Besucher ist aber gestiegen. Das macht einen Trend deutlich, den Leiterin Michaela Reidel und ihr Team seit Jahren wahrnehmen: Die Anforderungen an einen öffentliche Bibliothek werden immer vielfältiger, und die Einrichtung m Marktplatz entwickelt sich zunehmend zum Lern- und Begegnungsort.

"Die Kunden suchen Hilfestellungen und Unterstützung in sämtlichen Lebensbereichen, zum Beispiel bei Bewerbungen und Internetrecherchen", erzählt Michaela Reidel. Teilweise hätten sie auch Sprachschwierigkeiten und bräuchten schon deshalb Unterstützung. Es kommen auch viele Zeitungsleser, Schüler, die Referate erstellen, und Gruppen, die sich zum Spielen treffen. Insgesamt waren 2016 über 74 000 Besucher da - 10 000 mehr als im Vorjahr. An jedem Öffnungstag waren es somit 380 Kinder und Erwachsene.

Die Zahl der Ausleihen sank von 129 500 auf 123 300. Im Vergleich zu anderen Einrichtungen bewege man sich damit aber "auf sehr hohem Niveau", betont Michaela Reidel. Die Neufahrner Bücherei lässt sich auch einiges einfallen, um für Leser aller Altersgruppen attraktiv zu bleiben. Erst am vergangenen Wochenende hat sie mit dem Marktplatztreff, der sich auch für eine kulturelle Aufwertung des Ortszentrums einsetzt, ein "Lesewohnzimmer" im Freien eingerichtet: Bücherregale und Kisten wurden in einem Pavillon bereitgestellt, die Besucher des internationalen Festes konnten dort auf großen Sitzkissen schmökern, für Kinder gab es Bastelaktionen. Damit wurde zugleich für das "StadtLesen" geworben, das 2018 nach Neufahrn geholt werden soll. Bekommt der Ort im Internet genug Nominierungen, wird das "Lesewohnzimmer" nächstes Jahr noch viel größer ausfallen und zudem zum Schauplatz von Lesungen - alles zum Nulltarif.

Ganzjährig gratis bleibt das Leseangebot im Haus. 2016 wurde rein rechnerisch jedes Medium sechs Mal entliehen - inzwischen ist das auch über zwei Selbstbedienungs-Terminals möglich. Zunehmend gefragt sind eMedien, 9 300 wurden entliehen. (2015: 7000). Gut frequentiert ist auch die "Onleihe", die elektronische Ausleihe von eBooks, ePapers, eAudios und eVideos über das Internetportal netBIB24de. Die Medien kann man sich rund um die Uhr von jedem Ort der Welt herunterladen und dann zeitlich befristet nutzen . Eine Steigerung um 65 Prozent gab es bei der Fernleihe, über die man Fachliteratur aus wissenschaftlichen Bibliotheken bestellen kann.

Einmal mehr hat die Gemeindebücherei auch das Gütesiegel "Bibliotheken- Partner der Schulen". Insgesamt waren 166 Mal Schulklassen oder Kindergartengruppen da. "Damit werden auch Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern und Schüler mit Migrationshintergrund sehr gut erreicht", betont Michaela Reidel. Die Bücherei unterstützt auch das Ganztagsangebot der benachbarten Grundschulen. Auf Wunsch stellt sie verschiedene Medienkisten für den Unterricht zur Verfügung. Im Lerncenter der Jugendbibliothek "Underground" gibt es Hilfen für die Prüfungsvorbereitungen, und es wurden wieder Autorenlesungen für Schüler organisiert. Vorschulkinder haben den Bibliotheksführerschein gemacht.

Auf dem Programm standen aber etwa auch die Aktion "Lesestart" mit Medien- und Vorlesetipps für die Eltern von Dreijährigen, der Sommerferien-Leseclub und das Buchkino - bei dem Bilderbücher anhand von Dias gezeigt und vorgelesen werden. Die Gemeindebücherei war zudem einmal mehr Bühne. So gab es Kindertheater mit 810 Zuschauern sowie für Erwachsene zum Beispiel Kabarett.

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