Süddeutsche Zeitung

Neuer Interessent:Bertrandt will in die Clemensänger

Der Konzern möchte in dem Freisinger Gewerbegebiet ein Prüfzentrum bauen, um Fahrzeug-Emissionen zu messen. In der kommenden Woche beschäftigt sich der Planungsausschuss mit dem Vorhaben.

Von Nadja Tausche, Freising

Einen "Glücksgriff" nennt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) das Unternehmen Bertrandt, das sich im Gewerbegebiet Clemensänger ansiedeln will. Es handle sich um ein "renommiertes, internationales Unternehmen", so Eschenbacher. Vor allem aber wertet er als Vorteil, dass keine großen Änderungen im Bebauungsplan nötig wären, sollte die Stadt das Gelände an die Firma verkaufen.

Der Konzernriese Bertrandt will in den Clemensängern ein Fahrzeug-Emissions-Prüfzentrum bauen. Geplant sei ein Gebäude, das 120 Meter lang und 50 Meter breit ist, berichtet Julia Nonnenmacher, Pressesprecherin von Bertrandt. Die Baukosten beziffert sie mit rund 40 Millionen Euro. Dies gelte für den ersten Bauabschnitt, das Gebäude wolle man später womöglich noch erweitern, so Nonnenmacher. In dem Gebäude sollen Fahrzeuge auf ihre Emissionen hin geprüft werden.

Kommende Woche berät der Planungsausschuss über das Projekt

Bevor es mit dem Bau losgehen kann, muss allerdings erst einmal der Planungsausschuss des Stadtrates über das Projekt entscheiden. Das soll in der kommenden Woche geschehen. Eine Frage ist dabei unter anderem, ob der Bebauungsplan für das Gelände geändert werden kann: Das mache Sinn, weil man dann eine Straße verlegen könnte, sagt Eschenbacher. Viel ändern müsste man im Bebauungsplan allerdings nicht - für den Oberbürgermeister ein Argument, das für die Ansiedlung der Firma in dem Gewerbegebiet spricht. Für ihn ist außerdem wichtig: "Dass wir in Freising dazu beitragen, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten."

Denn in dem Prüfzentrum steht vor allem die Prüfung alternativer Antriebskonzepte, dazu zählen etwa Elektroantriebe, im Fokus, wie Nonnenmacher berichtet. Geprüft werden dabei einzelne Prototypen und Neuentwicklungen. Die Tests verlaufen jeweils auch unter Kälte-, Hitze- und Luftdruckeinfluss. Konkret seien beispielsweise Kammern geplant, in denen Höhen von bis zu 4200 Metern simuliert werden können, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Eine Sonnensimulation kann zudem eine unterschiedliche Sonneneinstrahlung abbilden.

Bauen will das Unternehmen schon in diesem Jahr

Den Bau des Gebäudes will das Unternehmen schnell in Angriff nehmen. Beginnen wolle man Mitte des Jahres 2019, so Nonnenmacher. In Betrieb gehen soll das Prüfzentrum dann Ende 2020.

Allerdings hatten sich zuletzt auch Anwohner in die Nutzung des Geländes an den Clemensängern eingeschaltet. Ärger gab es im Jahr 2016: Damals wollte der Lebensmittellogistiker Transgourmet auf dem Gelände bauen. Anwohner riefen einen Bürgerentscheid ins Leben, sie fürchteten vor allem den Lärm an- und abfahrender Lastwagen und eine steigende Belastung durch Abgase. Noch bevor es zur Abstimmung kam, sagte Transgourmet das Projekt wegen fehlender Planungssicherheit ab. Dass etwas Ähnliches jetzt auch mit Bertrandt passieren könnte, kann sich Eschenbacher nicht vorstellen. Er sagt, er rechne mit nur wenig Verkehr und Emissionen durch das Prüfzentrum. Bei der Stadt seien schon mehrere Anfragen für das Gelände eingegangen, man habe mehrmals abgesagt, weil sonst etwa der Verkehr zu stark zugenommen hätte. Bertrandt selbst versichert, die Lärmbelastung werde unterhalb der Grenzwerte bleiben: "Alle gesetzlichen und durch die Gemeinde Freising festgelegten, für dieses Gebiet sehr anspruchsvollen Rahmenbedingungen inklusive Lärm werden eingehalten und sowohl durch Bertrandt als auch durch unabhängige Instanzen geprüft", so Nonnenmacher.

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Quelle:
SZ vom 17.01.2019/nta
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