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Neuer Bahntunnel am Flughafen:Startschuss für den Ringschluss

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Am Flughafen beginnen die Bauarbeiten für die Verlängerung des Zugtunnels in Richtung Erding. Er kostet rund 115 Millionen Euro

Von Gerhard Wilhelm, Flughafen

Er ist rund 1,5 Kilometer lang, wird um eine 300 Meter lange Rampe ergänzt und kostet die Flughafen München GmbH (FMG) voraussichtlich rund 115 Millionen Euro: der neue Bahntunnel auf dem Airportgelände, der einmal den unterirdischen Flughafen-Bahnhof mit dem geplanten S-Bahn-Ringschluss nach Erding verbinden soll. Am Mittwoch war der offizielle erste Spatenstich. "Wahrscheinlich hat es selten eine Baumaßnahme an unserem Flughafen gegeben, die bei unseren Nachbarn so ungeteilte Zustimmung findet", sagte Michael Kerkloh, der Vorsitzende der Geschäftsführung.

Vor dem Jahr 2029 rechnet zwar niemand mit einer kompletten Fertigstellung des Erdinger Ringschlusses bei der S-Bahn, aber die FMG will nun zumindest ihren Teil beitragen, denn in einem waren sich alle Festredner einig: Die Anbindung des Flughafens an das überregionale Schienennetz ist schon lange überfällig. So schlimm wie in dem Witz, dass die einzige Möglichkeit, zum Münchner Airport zu kommen, aus der Luft sei, sei es zwar nicht, aber dass die Anbindung an den Schienenverkehr "schwach" sei, stimme, sagte Albert Füracker, der bayerische Finanzminister und Aufsichtsratsvorsitzende der FMG. Die FMG zeige hier "ein wegweisendes Engagement für eine effiziente und zugleich nachhaltige Mobilität".

Auch die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner betonte die Bedeutung des Infrastrukturprojekts - nicht nur für die Region, sondern für ganz Bayern. "Das ist ein weiterer Meilenstein beim Bau des Erdinger Ringschlusses. Er ist nicht nur für München und den Flughafen wichtig, sondern vor allem für die boomende Region östlich und nordöstlich von München. Langfristig wollen wir damit auch Südostbayern und das Salzburger Land besser per Schiene an den Flughafen anbinden." Der Ringschluss werde auch eine Entlastung auf den Straßen bringen und damit der Umwelt zugute kommen. Aigner betonte, dass man aber auch den Ausbau der Straßen nicht vergessen dürfe. Das nächste, bereits bewilligte Projekt sei der dreispurige Ausbau der Flughafentangente Ost. Mit der Inbetriebnahme der Neufahrner Spange mit Beginn des Winterfahrplans sei auch der Anschluss des Flughafens über Freising nach Regensburg gewährleistet.

FMG-Chef Kerkloh äußerte in diesem Zusammenhang seinen "Traum": am einzigen Fünf-Sterne-Flughafen in Europa sollen, wie zum Beispiel am Flughafen Frankfurt, Fernzüge halten. "Aber das ist Zukunftsmusik."

Der bereits unter den Flughafenanlagen im Rohbau bestehende Bahntunnel wird nun in Richtung Osten bis zur zukünftigen Flughafengrenze um einen rund 1555 Meter langen Tunnel sowie ein 306 Meter langes Rampenbauwerk verlängert werden. Im Anschluss soll die oberirdische Strecke nach Erding, inklusive der Abstell- und Wendeanlage sowie einem Haltepunkt in Schwaigerloh für die S-Bahnen und Züge aus Nordostbayern gebaut werden. Vorbereitende Erd- und Rodungsarbeiten hatten schon Anfang des Jahres begonnen.

Bisher hat der Flughafen nur einen sogenannten Kopfbahnhof im Zentralbereich, in dem die Züge der S-Bahn-Linien 1 und 8 aus München enden. Der Tunnelrohbau soll im Jahr 2021 durch die FMG fertiggestellt und anschließend von der DB Netz AG mit der für den Zugverkehr notwendigen technischen Ausstattung ausgerüstet werden. Eine Nutzung der neuen Teilstrecke bis zur Wendeanlage Schwaigerloh ist dann voraussichtlich von 2025 an möglich. Mit dem kompletten Ringschluss wird aber nicht vor 2029 gerechnet.

Auf dem Erdinger Stadtgebiet sollen künftig die Züge vom Halt Altenerding bis zum neuen S-Bahnhof Erding auf dem dann aufgelassenen Fliegerhorst ab Haager Straße in einem Tunnel fahren. Derzeit wird dafür von der Bahn Netz AG die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für das Planfeststellungsverfahren erarbeitet. Für die Tieferlegung der Bahntrasse zwischen Dorfener und Haager Straße zahlt Erding einen Festpreis in Höhe von 35 Millionen Euro. Den Rest übernimmt der Freistaat Bayern.

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Quelle:
SZ vom 06.09.2018
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