Neue Reihe über Geschichte im Landkreis:Profundes Wissen

geierg

Der Echinger Lokalhistoriker Georg Kollmannsberger starb am 19. Juli 2007. Ein halbes Jahr vor seinem Tod verfasste er seine letzte Schrift: Es war die Geschichte seines Lebens.

(Foto: privat)

Das Leben des Echinger Lokalhistorikers Georg Kollmannsberger

Von Bernd Feiler, Freising

Die Reihe "Heimatgeschichten" erhält einen neuen Namen: Unter dem Titel "Zwischen Isar und Abens" veröffentlicht die Heimatpflege im Landratsamt Freising zukünftig in loser Reihenfolge Beiträge, die sich mit der Geschichte, der Kultur und dem Brauchtum im Landkreis Freising beschäftigen. Diesmal geht es um den Echinger Lokalhistorikers Georg Kollmannsberger, der in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Georg Kollmannsberger hatte zweimal Geburtstag: Laut Taufschein wurde er am 24. Oktober 1920 geboren, während das Gemeinderegister Eching den Zeitpunkt seiner Geburt auf den 27. Oktober 1920 datiert. Erst an diesem Tag erfolgte nämlich die Geburtsmeldung bei der Gemeindeverwaltung durch den Vater. Der bewirtschaftete das Oberschuster-Anwesen in Dietersheim, das an der heutigen Hauptstraße 11 lag. Dort wuchs Georg mit elf weiteren Geschwistern auf. Nach sieben Jahren war 1933 die Schulzeit zu Ende und Georg Kollmannsberger musste auf dem elterlichen Betrieb mitarbeiten. Dies entsprach nicht den Interessen des damals 16-jährigen Georg und so meldete er sich nach einer Zeit als Hilfsarbeiter freiwillig zur Wehrmacht.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Georg Kollmannsberger an die Front geschickt. Zunächst leistete er den Kriegsdienst in Frankreich, 1941 erfolgte der Abzug nach Russland. Während eines Fronturlaubes lernte er seine spätere Frau Berta kennen, die er 1943 heiratete. Im gleichen Jahr verletzte während eines Fronteinsatzes ein Granatsplitter Kollmannsbergers linke Hand so schwer, dass sie amputiert werden musste. Wegen dieser Verletzung wurde Georg Kollmannsberger nach Freising versetzt. Die junge Familie Kollmannsberger, Sohn Georg war 1943 zur Welt gekommen, hatte zeitweise zwei Wohnsitze in Dietersheim. Das Wohnzimmer befand sich im Unterschusteranwesen an der Hauptstraße 21, geschlafen wurde im Dachzimmer eines Einfamilienhauses neben dem Bauernhof. Der räumlichen Enge entflohen die Kollmannsbergers nach Eching. Sie bauten dort ein eigenes Haus an der Bahnhofstraße.

Um seine Einkünfte aufzubessern, hatte Georg Kollmannsberger ab 1947 begonnen, für das Freisinger Tagblatt zu schreiben. Schon bald galt er als "Korrespondent" für die Gemeinde Eching. Durch diese Tätigkeit erwachte sein Interesse für die Heimatgeschichte neu. Kollmannsberger schrieb über Hans Schiltberger, der vor über 500 Jahren als Knappe von Hollern bis an den Himalaya kam, er berichtete über archäologische Funde auf dem G'fild und erzählte die Geschichte der Echinger Vereine. Mit der Zeit eignete sich Georg Kollmannsberger ein profundes Geschichtswissen an. 1965 reifte der Plan, eine Ortschronik zuschreiben. 1973 war es dann soweit: Kollmansberger konnte dem damaligen Echinger Bürgermeister Joachim Enßlin die Heimatgeschichte der Orte Eching, Dietersheim und Hollern vorlegen. Im selben Jahr initiierte und organisierte er die 1200-Jahresfeier der Gemeinde Eching. Nacheinander erschienen nun ein Buch über die Geschichte des Dorfes Dietersheim und der Band "Heimat auf den Hügeln", der die Geschichte der Orte Ottenburg, Günzenhausen und Deutenhausen beschrieb. Dem folgten die zweite Auflage seines Eching-Buches, eine Abhandlung über die Garchinger Heide und die Echinger Lohe sowie die Bilddokumentation "Als unsere Orte noch Dörfer waren".

Auf Wunsch Enßlins begann Kollmannsberger ab 1980 ein Gemeindearchiv aufzubauen. Schriftgut aus dem späten 19. Jahrhundert fanden dort genauso ihren sicheren Platz wie Nachlässe und Zeitungsartikel. Gleichzeitig trug er landwirtschaftliche Gerätschaften zusammen. Als "Bäuerliche Gerätesammlung auf dem G'fild" eröffnete Kollmannsberger 1993 ein kleines heimatkundliches Museum. Nebenbei engagierte sich der Lokalhistoriker bei der Heimatbühne, deren Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender er bis 1981 war. Kollmannsberger war seit 1980 Ehrenbürger Echings und später Ehrenvorsitzender der Echinger Heimatbühne. Der Landkreis Freising würdigte seine Verdienste 1996 mit dem Kultur-Anerkennungspreis. Georg Kollmannsberger starb am 19. Juli 2007. Ein halbes Jahr vor seinem Tod verfasste er seine letzte Schrift: Es war die Geschichte seines Lebens.

Der Autor ist Kreisheimatpfleger im Landkreis Freising.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: