Süddeutsche Zeitung

Neue Konzepte gesucht:Digitales Shopping in Freising

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Die "Aktive City" möchte Einzelhändler und Gastronomen ins Internet bringen. Eine Plattform gäbe es, erste positive Erfahrungen in anderen Städten auch. Doch die Resonanz auf die Idee ist bislang mau

Von Kerstin Vogel, Freising

Dass das Internet mit seinen schier unendlichen Einkaufsmöglichkeiten den Einzelhandel in den Städten und Gemeinden zerstöre, ist eine oft gehörte Klage. Der Freisinger Werbeverein "Aktive City" möchte der Konkurrenz aus dem World Wide Web jetzt etwas entgegensetzen und wirbt bei seinen Mitgliedern für den Aufbau der "Digitalen Einkaufsstadt Freising". Mit "Atalanda" hätte man auch schon ein geeignetes System dafür an der Hand, das etwas Ähnliches schon in 19 anderen Städten umgesetzt hat. Die Resonanz aus der Freisinger Geschäftswelt allerdings ist bislang eher mau.

Der "Aktiven City" und allen voran ihrem Vorstandsmitglied Michael Rattenhuber schwebt bei der Umsetzung des Projektes eine Art gemeinsamer Online-Marktplatz für die Freisinger Einkaufs-, Gastro- und Servicewelt vor. Es gebe genug Menschen in Freising und Umgebung, die eigentlich bereit wären, die lokalen Gewerbetreibenden zu unterstützen, ist Rattenhuber überzeugt. Gleichzeitig aber würden auch diese Leute ungern auf die Bequemlichkeiten und Vorzüge des Online-Handels verzichten und "vielleicht mal abends bequem vom Sofa aus einkaufen".

Die Plattform, die mit "Atalanda" aufgebaut werden könnte, wäre dabei laut Rattenhuber äußerst vielseitig nutzbar: Gastronomen könnten ihre Speisekarten veröffentlichen, Friseure Termine vergeben und die Einzelhändler könnten das Portal entweder als virtuelles Schaufenster nutzen oder auch gleich die gesamte Bestellung samt Zahlung darüber abwickeln, zählt Rattenhuber auf: "Das wäre quasi ein digitales Abbild unserer Stadt und die Leute könnten in Zukunft online suchen und offline kaufen, das heißt, dass man beispielsweise die ausgesuchte Jeans am nächsten Tag im Laden ganz einfach anfassen und auch anprobieren kann."

Zu den Städten, die so eine Plattform bereits umgesetzt und sich erfolgreich digital positioniert haben, gehören unter anderem Bochum, Eisleben oder Braunau-Simbach, aber auch die Nachbarn im nahen Pfaffenhofen setzen auf den digitalen Marktplatz, wie Rattenhuber schildert. Gleich nebenan, in Moosburg, wird ebenfalls ein Projekt mit dem Namen "Digitale Einkaufsstadt" verfolgt - auch hier ist das Ziel, eine Antwort auf die Konkurrenz durch den Online-Handel zu geben.

Anders als Freising ist Moosburg allerdings für ein Förderprogramm des Freistaats ausgewählt worden. Der geplante Aufbau der Online-Plattform dort, der um die 30 000 Euro kosten soll, wird dabei mit 50 Prozent bezuschusst. Es handele sich jedoch mehr um eine Art Schaufenster, nicht aber um einen Online-Shop, hatte Christoph Hübner, Vorsitzender der Moosburg Marketing-Genossenschaft (MeG), bei der Vorstellung des Projekts Mitte November erklärt. Mit einem Lieferdienst ist diese Plattform beispielsweise nicht verbunden.

Bei dem "Atalanda"-System wäre sogar der Aufbau eines Lieferservices möglich, wirbt Michael Rattenhuber für die Pläne der "Aktiven City". Der Werbeverein würde in Absprache mit den Mitgliedern auch die künftige Startseite betreuen und den neuen Marktplatz bewerben. Die Teilnehmer bekämen jeweils einen Login und könnten ihre eigenen Auftritte auf der Plattform je nach ihren Bedürfnissen konfigurieren. Die Kosten dafür belaufen sich bei einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren zunächst auf eine monatliche Gebühr von knapp 30 Euro, wie Rattenhuber informiert. Erst wenn man Verkauf und Zahlungsabwicklung auch über das System organisiert, werde eine Umsatzbeteiligung von acht Prozent des Nettoumsatzes fällig.

Das Problem: Um den digitalen Marktplatz für Freising auf den Weg bringen zu können, brauche die "Aktive City" 20 Teilnehmer, so Rattenhuber. Bis jetzt hätten sich allerdings erst acht gemeldet.

Wer sich an der Plattform beteiligen will, kann sich bis 31. Januar 2019 bei der Aktiven City melden (Obere Hauptstraße 2; www.aktivecityfreising.de). Als Dankeschön übernimmt der Verein für die ersten 20 Mitglieder die Kosten des Fotografen, der die Bilder für das Atalanda-Profil anfertigt.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2018
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