Neue Ideen, anderer Stil:"Hierarchien sind mir zuwider"

Eric Veuillet

Nach Monaten der Vakanz hat die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf einen neuen Präsidenten: Eric Veulliet ist seit Anfang Oktober im Amt.

(Foto: Lukas Barth)

Eric Veulliet, seit Anfang Oktober Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, will in dieser Position einiges ändern

Von Petra Schnirch, Freising

Eine Erfahrung hat Eric Veulliet in den ersten Tagen in Freising bereits gemacht: Obwohl die Stadt gar nicht so groß ist, hat sie ein Riesen-Verkehrsproblem. So kann der wenige Kilometer lange Weg zur Arbeit schon mal bis zu 50 Minuten dauern. Seit einer Woche ist der neue Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Amt, am Montag ist er bei einem Festakt mit Staatssekretär Bernd Sibler offiziell begrüßt worden.

Noch ist Veulliet vor allem damit beschäftigt, die Hochschule, ihre Abläufe und natürlich die Mitarbeiter kennenzulernen, auch in Triesdorf verbrachte er bereits zwei Tage. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich unter dem Mann mit dem "Exotenstatus" einiges ändern wird. Den spricht sich der promovierte Geologe übrigens selbst zu, weil er von außerhalb kommt, kein Professor und kein Beamter ist. Mit der HSWT hatte er zuvor, als Geschäftsführer des Forschungs- und Beratungszentrums AlpS in Innsbruck, nicht viele Berührungspunkte, wie der 54-Jährige erzählt. Die Richtung aber ist die gleiche: Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beschreibt ihr Profil als "grün, innovativ und praxisnah". Die Tiroler AlpS GmbH erforscht Folgen, Chancen und Risiken des Klimawandels im Gebirgsraum und entwickelt marktfähige Technologien und Strategien. Auch was die Studiengänge an der HSWT angeht, strebt Veulliet ein "zukunftsgerichtetes Portfolio" an - gerade im Bereich Klimawandel. Innovative grüne Technologien seien kein Luxus, sondern für viele Gegenden der Erde lebensnotwendig. Es gehöre deshalb zur Verantwortung einer grünen Hochschule, Know-how in diesem Bereich aufzubauen und in die Wirtschaft hinaus zu bringen. Die Region könnte zu einem Hotspot in Deutschland oder sogar in Europa werden, sagt Veulliet. Zudem würden große Klimaforschungsprojekte von Staat und Wirtschaft stark gefördert. Durch eine bessere "Sichtbarkeit" der Hochschule will der Präsident ein weiteres Ziel erreichen: Die HSWT soll internationaler werden. Bisher kommen die Studierenden zum großen Teil aus der weiteren Umgebung. Der Einzugsbereich soll künftig deutlich größer sein. Die "fetten Jahre" der Hochschulen, in denen sie bei den Studentenzahlen stetig zulegten, seien vorbei, sagt Veulliet. Der demografische Wandel werde auch die HSWT nicht verschonen. Das bedeute aber nicht, dass alles komplett umgekrempelt werde. Auch junge Landwirte, die später den Hof der Eltern übernehmen wollen, sollen in Weihenstephan weiterhin studieren können.

Enger vernetzen will Veulliet die beiden Standorte der HSWT in Weihenstephan und im mittelfränkischen Triesdorf. Sie sollen künftig "als eine Einheit zu erkennen sein". Zu ersten konkreten Schritten will er sich noch nicht äußern.

Auch dass eine engere Zusammenarbeit mit der TU München gelingen kann, davon zeigt sich der neue HSWT-Präsident überzeugt - obwohl die TUM derzeit überlegt, gemeinsame Masterstudiengänge in den Agrar- und Gartenbauwissenschaften aufzugeben. Dass sich die TUM universitärer ausrichten will, während die HSWT eher anwendungsorientiert forscht, ist für Veulliet kein Widerspruch. "Das passt hervorragend zusammen." Auch in Innsbruck habe er mit der dortigen Universität zusammengearbeitet. "Man muss sich an einen Tisch setzen und miteinander reden." Gespräche mit TUM-Präsident Wolfgang Herrmann und Dekan Thomas Becker sollen in nächster Zeit stattfinden.

Ändern will Eric Veulliet auch den Führungsstil an der Hochschule. "Hierarchien sind mir zuwider", sagt er und kündigt an, Mitarbeiter und Studenten in die Neugestaltung einzubinden. "Wahrscheinlich wird diese Hochschule eine andere werden."

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