Neue Chancen auch für Freising:Arbeitsmöglichkeiten erweitern

Die Auslagerung von Teilen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) soll den Standort Weihenstephan nicht schwächen

Von Petra Schnirch, Freising

Die Nachricht hatte im Sommer 2016 auch in Freising für Unruhe gesorgt: Das bayerische Kabinett beschloss damals, Teile der Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) ins niederbayerische Ruhstorf auszulagern - als Ausgleich für den Weggang von Siemens. Ein Jahr später ist klar: Der Standort Weihenstephan wird durch diese Pläne nicht geschwächt, wie LFL-Präsident Jakob Opperer betont. Im Gegenteil: Da im Rottal größere Flächen zur Verfügung stehen werden, sieht er neue Chancen auch für die Forschung am Standort Freising.

Opperer gibt zu, dass er nach der Entscheidung zunächst enttäuscht gewesen sei, dass "eine starke Einheit ausgehöhlt werden soll". Eine Arbeitsgruppe habe sich dann aber intensiv mit der Frage befasst, was in Ruhstorf Sinn macht und dort auch angenommen wird - und außerdem zu Weihenstephan passt. Das Ergebnis stimmt Opperer optimistisch: "Wir erweitern unsere Arbeitsmöglichkeiten." Viele Ideen seien aus dem Kreis der Mitarbeiter gekommen. Einige seien bereit, ins Rottal zu wechseln. Zum Umzug gezwungen werde keiner, beteuert der LFL-Präsident.

2018 soll in Ruhstorf eine "kleine Kopfstelle" entstehen, erste Veranstaltungen sollen stattfinden. "Wir wollen nichts übereilen." In den kommenden Jahren ist dort ein größerer Neubau vorgesehen. Im bayerischen Doppelhaushalt 2019/20 soll Geld für die Planung eingestellt werden.

Die Landesanstalt betreibt im Auftrag der Staatsregierung eine sehr praxisnahe Forschung. Während sich in Grub alles um die Tiere dreht, befinden sich in Freising neben der Zentralverwaltung die Pflanzenbau-Institute. In Ruhstorf soll es künftig drei Aufgabenfelder geben: Eines davon nennt sich Ökosystemleistung, durch experimentelle Erhebungen soll der Einfluss der Landwirtschaft auf Böden, Luft und Landschaft untersucht werden. Ein Thema von "großem öffentlichen Interesse", wie Opperer betont. 100 bis 200 Hektar will die Landesanstalt, teils in Kooperation mit Landwirten aus der Region, für ihre Versuche nutzen. Ein Thema wird sein, wie das Problem der Erosion vermieden oder verringert werden kann. Mit groß angelegten Versuchen könnte Ruhstorf durch eine enge Vernetzung "ein Anlaufpunkt auch für Weihenstephan werden", erklärt Opperer. Satellit werde es aber keiner werden.

Ein weiterer Schwerpunkt in Ruhstorf wird die Digitalisierung sein. Für die Landwirte sei die moderne, sensorgesteuerte Technik zum Beispiel bei der gezielten Unkrautbekämpfung eine große Chance, sagt Opperer. Außerdem soll der Wissenstransfer für die Öffentlichkeit verstärkt werden. Das Institut für ökologischen Landbau soll eine Zweigstelle in Ruhstorf bekommen. Weitere Punkt ist die sogenannte Diversifizierung - die Landesanstalt will Möglichkeiten ausloten, wie Familienbetriebe weitere Standbeine aufbauen können.

In Freising beschäftigt die Landesanstalt etwa 550 Mitarbeiter bei etwa 400 Vollzeitstellen. Ziel für Ruhstorf sind 150 Stellen, also gut 200 Köpfe. Etwa ein Drittel soll über Drittmittel für Forschungsprojekte finanziert werden. Durch eine Neustrukturierung der Lehr- und Versuchsgüter, die zu einem Landesbetrieb zusammengefasst und effizienter werden sollen, soll dort mittelfristig Personal reduziert werden. Auch Grub wird neben Freising einige Stellen abgeben müssen.

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