Zum Bericht „Naturgarten Schönegge will nach Viehhausen umsiedeln“ , den Leserzuschriften „Die Befürchtungen sind nicht unbegründet“ und dem Artikel „Da trifft dich der Schlag, wenn du das liest“ in der SZ Freising-Erding:
Der Kauf des Hofes in Viehhausen für die Familie Schönegge soll durch Bürgerbeteiligung über die Kulturland-Genossenschaft möglich gemacht werden. Als Vorstand dieser Genossenschaft wundere ich mich über die dagegen vorgebrachten Argumente. Denn ich war mehrfach auf dem Hof und habe Erhard Schönegge und seine drei in den Betrieb eingestiegenen Kinder als echte Pioniere für eine zukunftsweisende Landwirtschaft kennengelernt.
Ist den Kritikern bewusst, dass über 60 Prozent der Höfe in Deutschland keinen Nachfolger haben, weil Markt und Vorschriften den Bauern das Leben schwer machen, im Naturgarten aber schon drei Kinder in den Betrieb eingestiegen sind, um einen Pionierbetrieb für soziale Landwirtschaft aufzubauen? Mit welchem Herzblut bei Schönegges die heilsame Wirkung von Tieren und von Naturerleben bei Kindergartenkindern und benachteiligten Menschen genutzt wird, muss man erlebt haben. Hier werden neue Wege ausprobiert, die viele weitere Betriebsnachfolger ermutigen können, nicht aufzugeben und Landwirtschaft neu zu denken.
Auch von der enormen Größe des Projektes und der damit verbundenen Versiegelung und Naturzerstörung wird gesprochen. Klar, um eine Genehmigung zu bekommen, muss man die Wirtschaftlichkeit durch eine gewisse Betriebsgröße erreichen, aber ein Großbetrieb ist das mit 18 Hektar Bio-bewirtschafteter Fläche und wenigen Gebäuden bei Weitem nicht.
Und auch da gilt: waren diejenigen, die diese Sorgen verbreiten, je in Nandlstadt und haben sich von Schönegges ihr dort geschaffenes Paradies zeigen lassen? Ich kann es mir kaum vorstellen, denn die Vielfalt an Bäumen, Sträuchern, Hecken, blühenden Stauden und diversen Feldkulturen ist gerade in Zeiten extremen Biodiversitätsverlusts beeindruckend. Um den Naturgarten summt, brummt, singt und krabbelt es wie eh und je – und die Gebäude und Gewächshäuser sind landschaftlich wunderbar eingebettet und kaum mehr sichtbar.
Praktische Ernährungsbildung ist wichtig
Natürlich entsteht um Viehhausen mehr Verkehr als bisher, aber es entsteht eben auch mehr Nahversorgung, viele Kinder und Jugendliche werden in ihrer Bodenständigkeit und Resilienz gefördert und viele Menschen können erleben, wie herrlich Gelbe Rüben schmecken, wenn man sie direkt aus dem Boden zieht. Ganz praktische Ernährungsbildung ist so wichtig in einer Gesellschaft, die zu viel vor Bildschirmen sitzt. Ich finde, das wiegt die Nachteile bei Weitem auf!
Meine Sorge ist nicht, dass hier Geld gemacht wird, indem Natur zerstört wird, denn Familie Schönegge steht exakt für das Gegenteil. Meine große Sorge ist, dass hier Initiative von jungen Menschen kaputt geredet wird, wie so oft in Deutschland Innovation ausgebremst wird. Schnell kommt das Argument, das passt hier nicht her, weil die Bedingungen nicht optimal sind, aber es gibt eben keinen alternativen Standort. Wir bei Kulturland sind jedenfalls stolz darauf, als Bürgergenossenschaft und Non-Profit-Organisation schon heute für über 40 innovative Biohöfe Land gesichert zu haben und vielen jungen Menschen den Einstieg in die Landwirtschaft möglich gemacht zu haben.
Ich hoffe, dass sich die Familie Schönegge nicht vom Weg abbringen lässt, den Naturgarten auf dem neuen Standort als soziale Landwirtschaft am Leben zu halten. Ich fände so wichtig, dass jetzt auch ganz viele Menschen überlegen, wie sie ihre Unterstützung und ihr Interesse zeigen können, sei es über eine Betriebsbesichtigung, über gute Gespräche mit Bekannten oder natürlich gerne auch durch die Unterstützung des Landkaufs über die Kulturland-Genossenschaft. Stephan Illi, Prien am Chiemsee
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