Auf der Suche nach einem neuen Standort für seine soziale Landwirtschaft ist der Naturgarten Schönegge in Viehhausen, Gemeinde Kranzberg, fündig geworden und plant dort ein Großprojekt. Eine bestehende Hofstelle soll deutlich ausgebaut werden mit einem Pensionsbetrieb für Pferde, Gartenbau und einem Wald- und Naturkindergarten. Eine knappe Mehrheit im Gemeinderat befürwortete das Vorhaben grundsätzlich. Knackpunkt sind aber die schmalen Zufahrten über Sünzhausen oder Gremertshausen. Die Straßen sind teils nur drei Meter breit.
Der Sitzungssaal im Kranzberger Rathaus war am Dienstagabend brechend voll, als das Gremium eine Bauvoranfrage der Familien Schwaiger, Schönegge und Sedlmaier behandelte. Für den Pferdebetrieb soll das bestehende Gebäude als Putz- und Pflegebereich für die Tiere plus Sattelkammer, Küche und Aufenthaltsraum genutzt werden, im Obergeschoss sind Übernachtungsmöglichkeiten vorgesehen. Neu gebaut werden sollen zwei Ställe, eine Reithalle, eine Longierhalle, ein Gästestall sowie ein Reitplatz. Ein weiteres Bestandsgebäude auf der Ostseite soll als Werkstatt und Halle für Traktoren und Maschinen dienen.
Für den Gartenbaubetrieb sind dort zudem eine 70 Quadratmeter große Verkaufsfläche, ein Café mit 100 Quadratmetern sowie ein Kühlraum geplant. Neu entstehen sollen ein Betriebsgebäude, beheizte Glashäuser, ein Verkaufsgewächshaus sowie sechs Folienhäuser. Für den Freilandanbau ist eine 1,7 Hektar große Fläche vorgesehen.
Zum Konzept des Naturgartens Schönegge gehört wie am bisherigen Standort in der Gemeinde Nandlstadt auch ein Kindergarten. Dafür ist ein neues zwölf mal zwölf Meter großes Gebäude geplant, außerdem soll den Kindern ein Bauwagen zur Verfügung stehen sowie im Außenbereich ein Obst- und Kräutergarten mit Kleintieren und Spielplatz. Später könnte noch ein Multifunktionsgebäude als Schul- und Tagungshaus hinzukommen. Das aber ist nicht Bestandteil der Bauvoranfrage.
Seit 1995 ist der Naturgarten Schönegge in Meilendorf bei Nandlstadt beheimatet. Der Betrieb ist dort nach und nach gewachsen, ein Großteil des Areals ist gepachtet. Wegen einer Hofübergabe soll der Pachtvertrag über 2024 hinaus nicht verlängert werden. Seit Herbst 2023 ist man deshalb auf der Suche nach Ersatzflächen. Eine Möglichkeit wäre ein Teilumzug in die Nachbargemeinde Attenkirchen. Die Gemeinderäte haben dem Bau von Schutzräumen für den Kindergarten Mitte Mai grundsätzlich zugestimmt. Die Gruppenzahl würde von bisher drei auf zwei reduziert. Ein Problem ist allerdings auch dort die Erschließung.


Nach Viehhausen könnte der gesamte Betrieb umziehen und sich vergrößern. Im März hatten die Familien das Vorhaben schon einmal den Gemeinderäten in Kranzberg vorgestellt. Da es schon damals Kritik an den schmalen Zufahrten gab, legten die Betreiber nun eine Machbarkeitsstudie vor. Als Lösungsvorschlag sieht das beauftragte Planungsbüro an der Hauptzufahrt aus Sünzhausen insgesamt acht Ausweichbuchten vor. Laut Verkehrszählungen am Standort Meilendorf lag die Verkehrsspitze an Tagen mit Pferdeprogramm bei 21 Autos in einer Stunde. Aufgrund der Größe des Projekts gab es aber Zweifel, dass die Zahlen auch für den Standort Viehhausen realistisch sind – und auch, ob der beschauliche Ort mit seinen vier Höfen dafür der richtige Platz ist.
Auch das jetzt vorgelegte Erschließungskonzept konnte das Gremium nicht überzeugen – ebenso wenig wie die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Sitzung, von denen viele aus Sünzhausen gekommen waren. Kritisches Nadelöhr dort ist die Bergstraße, die nicht einmal über einen Gehweg verfügt. Ihre Bedenken seien nicht zerstreut worden, sagte Silvia Tüllmann (FWG). Für ein Gewerbeobjekt dieser Größe mit einer Vielzahl an Angeboten sei die Zufahrt nicht ausreichend. Für Fußgänger und Radfahrer würde dies zusätzliches Gefahrenpotenzial bedeuten. „Das Projekt ist schön und stimmig, aber es hat einen Fehler: Es ist am falschen Platz“, sagte Tüllmann unter dem Beifall zahlreicher Zuschauer.
Petra Horneber gefällt das Projekt wegen seiner sozialen Komponente
Konrad Neumair (KGL) vermisste in dem Antrag Informationen zur Zahl der Pensionspferde, der Übernachtungsgäste sowie der Mitarbeitenden. Petra Horneber (CSU) und Monika Mühl (FWG) aber wollten das Vorhaben nicht rundweg ablehnen. Flächen in dieser Größenordnung an anderer Stelle im Landkreis zu finden, sei nahezu unmöglich, sagte Mühl. Horneber fand das Projekt vor allem wegen seiner sozialen Komponente unterstützenswert.
Mit knapper Mehrheit von acht zu sieben Stimmen befürwortete der Gemeinderat nach längerer Diskussion schließlich die Bauvoranfrage. Entscheiden werden letztlich ohnehin andere. Die Fachabteilungen im Landratsamt werden unter anderem prüfen, ob der Brandschutz durch eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet ist, auch die Zufahrt wird Thema sein. Weitere große Frage wird sein, ob alle Teile des Projekts als privilegiert gelten und daher im Außenbereich relativ unkompliziert genehmigt werden können.
Für den Pferde- und Gartenbaubetrieb dürfte das zutreffen, sagte der Kranzberger Bauamtsleiter Manfred Thurner, für den Kindergarten könnte es schwierig sein. Franz Braun (CSU) würde für ein Vorhaben in dieser Dimension eine Bauleitplanung begrüßen. Zweiter Bürgermeister Anton Hierhager (SPD) fragte, ob sich das Vorhaben tatsächlich realisieren lasse, wenn hohe Kosten für Zufahrt und möglicherweise für eine bessere Wasserversorgung hinzukommen. „Oder laufen wir hinter einem Geist her?“.